Opel

Test: Opel Astra OPC – Viel hilft viel

Kein Zweifel: Opel hat schon bessere Zeiten gesehen. Zeiten zum Beispiel, in denen sich bürgerliche Limousinen oder Coupés mit ihren dynamischen Ablegern geradezu ideal ergänzten und der Marke mit dem Blitz ein echtes sportliches Image gaben. Opel GT, Manta i200 und Kadett GT/E sind längst passé, aber einen kompakten sportliche Knaller gibt es bei den Rüsselsheimern auch heute noch zu kaufen: den Astra OPC. 

Der von der Opel-Sportabteilung vom dreitürigen Astra GTC abgeleitete Straßensportler setzt sich bei Antrieb und Optik deutlich vom Schwestermodell ab. Die breite, weit aufgerissene Maul, der – sagen wir es vorsichtig – auffällige Heckspoiler und die unbescheidenen 19-Zoll-Felgen signalisieren dem gemeinen Golf GTI-Fahrer ziemlich geradeheraus: Mach dich vom Acker![foto id=“443075″ size=“small“ position=“left“]

Unterstützt wird der optische Auftritt von einem entsprechenden Sound. Der Vierzylinder faucht seine Leistungsbereitschaft heraus und unterstützt diese durch ein tiefes Grollen vor allem im unteren Drehzahlbereich.

Diesen allerdings will der Fahrer eines Astra OPC gerne schnell durchqueren, um in den echten Spaßabschnitt zu kommen, der ab 2.500 U/min beginnt. Der turbounterstützte Vierzylinder giert geradezu danach, kräftig in Anspruch genommen zu werden. Immerhin 280 Pferdestärken werden durch den ersten Gastritt zum Leben erweckt. Gut, dass das Fahrwerk des Astra von Haus aus schon zu den sehr guten in der Kompaktklasse zählt und von den Ingenieuren im Opel Performance Centrum – eben OPC – daher recht einfach auf die deutlich höheren Belastungen angepasst werden konnte.

Das Triebwerk stellt tatsächlich in jeder Fahrsituation derart bullige Leistung und Drehmoment bereit, dass man sich im Alltag schon sehr beherrschen muss. Beim Durchdrücken des Gaspedals einen kleinen Moment zu lange dem aggressiven Motorsound gelauscht und schon marschiert die [foto id=“443076″ size=“small“ position=“right“]Nadel Richtung 80, 90, 100 km/h. Letztere werden immerhin sechs Sekunden nach dem Start erreicht. Und es geht zügig weiter, so dass man sogar auf Landstraßen – in der Stadt sowieso – schnell die gültigen Tempolimits ignoriert hat. Der Astra OPC lädt zu gefährlichen Spielchen ein.

Dabei hat dieser Opel durchaus noch einen kleinen Rest an Alltagsqualitäten. Die Sitze sind hart und eng, aber nicht zu hart und eng. Das Fahrwerk ist mehr als straff, aber eben auch nicht bretthart. Eigentlich haben die Entwickler die Balance zwischen Auftritt und Alltag also noch ganz gut eingehalten. Nur will der Dreitürer nicht brav sein und verleitet seinen Fahrer immer wieder zu kleineren Verkehrsdelikten, die sich schnell zu größeren auswachsen können. Ganz schön anstrengend, dieser Astra.

Viel hilft viel dachten sich seine Entwickler und gaben ihm von allem entsprechend (zu) viel mit auf den Weg. Selbst die schön abgestuften, natürlich nur manuell zu schaltenden sechs Gänge verleiten zu mehr: mehr Schalten, mehr Gas, mehr Beschleunigung, mehr Tempo. Ein kleines Wunder, dass angesichts dieses Potenzials und der lediglich an die Vorderachse [foto id=“443077″ size=“small“ position=“left“]weitergeleiteten Kräfte die Traktionskontrolle nicht öfter eingreifen muss. Allerdings fuhren wie bei überwiegend gutem Wetter, bei schlechteren Straßenverhältnissen wird es vielleicht anders aussehen.

Nicht mal ansatzweise zu zügeln war angesichts der stets Leistung abfordernden Grundausrichtung dieses Autos auch der Verbrauch. Wobei der Normwert von 8,1 Litern echt in Ordnung ginge, auch 9 oder 9,5 Liter hätten wir uns gefallen lassen. Der Astra OPC schert sich um unsere Wünsche wenig: Über 11 Liter standen am Ende unsers 14-Tage-Tests als Durchschnittswert auf der Uhr, bei sehr schnellen Autobahnetappen ging es auch gerne Richtung 15 Liter. Sparsam geht natürlich anders.

Die Verbrauchsorgien im OPC relativieren auch den eigentlich fairen Grundpreis: 34.250 Euro gehen für einen relativ komplett ausgestatteten Kompaktsportler – [foto id=“443078″ size=“small“ position=“right“]selbst das Navi ist inklusive – mit derartigem Motor in Ordnung. Aber man muss halt auch den einen oder anderen Extra-Tankstopp mit einkalkulieren. Und das geht ins Geld.

So fährt sich der Astra OPC auch in ein Dilemma. Seine Optik, seine Federung, sein Sound und die Art seiner Leistungsentfaltung machen ihn zu einem Auto für die eher jüngere Generation. Die wiederum kann sich ein Auto in dieser Preisklasse und mit einem derartigen Verbrauch wohl nur in den seltensten Fällen leisten. So bleibt der Über-Astra ein seltener Anblick auf unseren Straßen. Macht nichts, die wenigen Exemplare fallen auf und erinnern die anderen Verkehrsteilnehmer daran, dass Opel nicht nur eine große Tradition in bürgerlichen Sportwagen hat, sondern diese auch heute noch aufrechterhält. Frei nach dem Motto: Wir leben (Sport-)Autos.

Datenblatt: Opel Astra OPC

Dreitüriges, fünfsitziges Coupé der Kompaktklasse
Länge: 4,46 Meter
Breite: 1,84 Meter
Höhe: 1,48 Meter
Radstand: 2,69 Meter
Kofferraumvolumen: 380 -1.165 Liter

Motorisierung

2,0-Liter-Turbobenziner, 203 kW/280 PS
max. Drehmoment: 400 Nm bei 2.500 – 4.500 U/min
0-100 km/h: 6,0 s
Vmax: 250 km/h
Durchschnittsverbrauch: 8,1 Liter
CO2-Ausstoß: 189 g/km
Effizienzklasse: E
Testverbrauch: 11,2 Liter
Preis: ab 34.250 Euro

Kurzcharakteristik: Opel Astra OPC

Alternative zu: Golf R und Ford Focus ST
Passt zu: VW-Hassern und Ford-Verächtern
Sieht gut aus: ja, aber vielleicht auch ein wenig zu bemüht

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Gast auto.de

November 22, 2012 um 6:29 am Uhr

Wie gut, dass auf den Bildern KEIN OPC zu sehen ist…. Ich tippe auf einen "einfachen" Astra GTC Sport…. Vielleicht könnte man da einmal nachbessern….

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