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VW Passat Alltrack – Der richtige zum Pferde stehlen

Von Holger Zehden – Österreich/Elmau – Volkswagen ist der Meinung, dass zwischen Pkw und SUV noch genügen Platz ist für einen weiteren Crossover ist. Also nehmen die Wolfsburger ihren erfolgreichen Mittelklasse Kombi Passat Variant und bauen ihn zum geländegängigen Passat Alltrack um. Wie gut sich der neue Grenzgänger zwischen den Klassen auf und abseits der Straße schlägt, prüfte auto.de im Zuge der internationalen Präsentation in Österreich.

Wer sich nicht groß mit Autos beschäftigt, sieht im VW Passat Alltrack nur einen Passat Variant. Zu gering fallen die optischen Unterschiede aus. Am deutlichsten sind da noch der vordere und hintere Unterfahrschutz in Edelstahloptik, sowie der rundum laufende Schweller aus Kunststoff. Alle weiteren [foto id=“407456″ size=“small“ position=“right“]optischen Feinheiten des Alltrack, wie serienmäßige 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Fenstereinfassungen in matter Chromoptik und die ebenfalls serienmäßige silber-eloxierte Dachreling, können schließlich auch beim normalen Passat hinzu gebucht werden. Im Inneren zeugt nur der Alltrack-Schriftzug auf Einstiegsleisten und Mittelkonsole von der geländegängigen Variante des Passat. Und natürlich der zusätzliche Knopf für den „Off Road“ Modus in der Mittelkonsole, den man bei VW bisher nur aus Tiguan und Touareg kennt.

Passat „off road“ – Man glaubt man könnte

Dieser stellt auch die eigentlich interessanteste Neuerung des Passat Alltrack dar. Auf der Straße verhält sich der Gelände-Kombi nämlich wie jeder andere Passat, nur dass VW beim Alltrack einfach die schwächsten Aggregate aus der Motorenpalette gestrichen hat. Das Gestühl ist auf längeren Strecken bequem. Besonders die optionale adaptive Fahrwerksregelung DCC, mit der man den Passat auf Knopfdruck[foto id=“407457″ size=“small“ position=“left“] zwischen sportlich straff und komfortable weich konfigurieren kann, überzeugt. Das Platzangebot ist wie auch beim Standard-Passat auf allen Sitzen gut. Der Kofferraum fasst – je nach Motorisierung – 588 bis 603 Liter. Was nicht auf den ersten Blick auffällt: Gegenüber dem Passat Variant wurde die Bodenfreiheit von 135 auf 165 mm erhöht. Der mögliche Böschungswinkel vergrößerte sich vorne von 13,5 auf 16 Grad, hinten von 11,9 auf 13,6 Grad. Abseits befestigter Straßen nicht weniger wichtig ist der Rampenwinkel beim Überqueren eines Hügels; hier legt der Alltrack von 9,5 auf 12,8 Grad zu.

Ein Druck auf den „Off Road“ Knopf in der Mittelkonsole versetzt den Alltrack in ein speziell für Gelände abgestimmtes Fahrprogramm, welches bis 30 km/h aktiv bleibt. Unter anderem lässt das Anti-Blockier-System (ABS) in Off-Road-Modus kurzes Blockieren der Reifen zu, damit sich der Wagen auf Schnee[foto id=“407458″ size=“small“ position=“right“] oder Kies einen bremsenden Keil vor den Reifen aufhäufen kann. Ab einem Gefälle von mehr als 10 Prozent wird automatisch die Bergabfahrhilfe aktiv. Diese bremst den Passat Alltrack ab und hält ihn, auch ohne dass der Fahrer bremsen muss, auf einer konstanten Geschwindigkeit. Beschleunigt man über 30 km/h hinaus, schaltet das System in den normalen Straßenmodus zurück. Solange jedoch der Offroad-Knopf nicht erneut gedrückt wird, aktiviert sich der Gelände-Modus wieder automatisch, sobald man langsamer als 30 km/h fährt.

Auf den von Schnee matschig und rutschigen Straßen Österreichs machte der Alltrack mit 4Motion eine gute Figur. Dank Offroad Modus ließ er sich auch auf geschlossener Schneedecke problemlos vorwärts bewegen. Wirklich abseits der Straße konnten wir den Alltrack jedoch nicht fahren. Seine theoretischen Werte – wie Böschungswinkel und Bodenfreiheit – legen jedoch nahe, dass sich der Passat Alltrack ohnehin nur für leichteres Gelände eignet. Frei nach dem Tiguan-Werbeslogan („Schön zu wissen man könnte“) setzt der Alltrack darauf, dem Fahrer wenigstens das Gefühl zu geben er könnte auch ins Gelände. Stattdessen liegt die sprichwörtliche Stärke des Passat Alltrack in seiner Zugstärke – schließlich verträgt er mit bis zu 2.000 kg [foto id=“407459″ size=“small“ position=“left“]Anhänglast 400 kg mehr als sein konventioneller Bruder. Als Zugmaschine macht der Alltrack dann auch auf unbefestigten Straßen eine gute Figur. Hierzu ließ Volkswagen die versammelten Journalisten einen Pferdeanhänger über eine verschneite Piste ziehen. Dank einer kleinen Slalom-Einlage wurde dabei auch die sehr gute Gespann-Stabilisierung des Passat Alltrack deutlich. Pferd und Boot kommen also sicher ans ihr Ziel.

Ausstattung und Sicherheit

Neben dem Offroad-Fahrprogramm, dem angepassten Fahrwerk und den leichten Modifikationen der Karosserie entspricht die Serienausstattung des Alltrack einem Passat Comfortline. Für Sicherheit sorgen elektronisches Stabilisierungsprogramm inkl. ABS mit Bremsassistent, Antischlupfregelung ASR, Gespannstabilisierung, acht Airbags, Innenspiegel automatisch abblendend, ISOFIX. Der Allradantrieb 4Motion gehört – abgesehen von den kleinsten Diesel- und Benzinaggregaten in der Palette des Alltrack – ebenfalls zur Serienausstattung.

Zur serienmäßigen Komfortausstattung zählen vier Leichtmetallräder, Chromleisten an den Seitenfenstern, Dachreling, zwei Becherhalter vorn mit Abdeckung, Ablagefächer in allen Türen mit Halterungen für 1-l-Flasche auf Fahrer- und 1,5-l-Flasche auf Beifahrerseite, Ablagetaschen an den Rückseiten der Vordersitze, Ambientebeleuchtung, Komfortsitze mit Lendenwirbelstützen vorn, Multifunktions-Lederlenkrad mit Bedienmöglichkeit für Multifunktionsanzeige, Radio und Telefon sowie asymmetrisch teil- und  umklappbarer Rücksitzbank.

[foto id=“407460″ size=“small“ position=“right“]Optional kann man den Alltrack natürlich ebenfalls mit allerlei Assistenzsystemen, wie Parkpilot, automatischer Distanzregelung ACC und Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ mit City-Notbremsfunktion, Fernlichtregulierung „Light Assist“, Müdigkeitserkennung, Rückfahrkamera „Rear Assist“ und Spurhalteassistent „Lane Assist“ ausrüsten lassen. Vieles davon ist durchaus praktisch jedoch, treibt jedoch den Preis in die Höhe.

Aggregate und Preise

Das sich der Passat Alltrack auch auf schlechterem Untergrund souverän fortbewegt, und auch als Zugmaschine eine Gute Figur macht, verpflanzt VW dem Gelände-Kombi nur die leistungs- und drehzalstärksten Aggregate aus der Passat-Palette. Den Einstieg bildet der 1.8-Liter TSI Turbo-Benziner mit 118 kW/160 PS und 250 Nm Drehmoment, den es ausschließlich mit manuellem 6-Gang-Getriebe und als Fronttriebler gibt. Einziger Allrad-Benziner ist das 2.0-Liter Spitzenaggregat mit 155 kW/210 PS, 280 Nm-Drehmoment und 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Der 3.6-Liter V6 bleibt vorerst dem Standard Passat und VW CC vorbehalten.

[foto id=“407461″ size=“small“ position=“left“]Bei den Selbstzündern steht ein 2.0-Liter Turbodiesel in zwei Leistungsstufen zur Verfügung. Den Einstiegsdiesel mit 103 kW/140 PS und 320 Nm Drehmoment  gibt es jedoch bereits wahlweise mit oder ohne Allradantrieb. Er ist jedoch grundsätzlich an ein manuelles 6-Gang-Getriebe gekoppelt. In der stärksten Variante verfügt das 2.0-Liter Aggregat über 125 kW/170 PS und übersetzt seine 350 Nm Drehmoment ausschließlich über ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe DSG.

Als Einstiegspreis ruft Volkswagen 33.450 Euro für einen Passat Alltrack 1.8-Liter TSI auf. Dieser verfügt jedoch weder über Allradantrieb noch über all die vielen hilfreichen Assistenten. Für einen Diesel-Alltrack werden mindestens 34.325 Euro fällig. Unser Testwagen mit 2.0-Liter TSI und Vollausstattung schlägt mit 58.370 Euro zu Buche.

Fazit

Trotz der Optik und eines „Off Road“ Fahrprogramms ist der Passat Alltrack kein richtiger Geländewagen. Er ist ein Großstadt-Indianer, der lediglich den Anschein erweckt, er könne sich auch problemlos in der Wildnis durchschlagen. Für den Feldweg zur Pferdekoppel oder der Boots-Slipstelle ist der Passat Alltrack jedoch bestens geeignet. Daher verweist VW auch besonders auf die höhere Zugkraft des Passat Alltrack – von bis zu 2.000 kg. Auch der Unterbodenschutz aus Kunststoff zeigt, dass die Geländegängigkeit des Passat Alltrack eher Schein als Sein ist. Ein Aufsitzen auf hartem Untergrund dürfte dieser nicht unbeschadet überstehen.[foto id=“407462″ size=“small“ position=“right“]

Mit dem Alltrack nimmt Volkswagen all die Vorzüge des Passat Variant und würzt das ganze mit einem Hauch Off-Road-Abenteuer. Die Rechnung dahinter ist simpel: erfolgreiches Konzept gekreuzt mit erfolgreichem Fahrzeug gleich Kassenschlager. Dass es sich beim Passat Alltrack nicht wirklich um einen Off-Roader handelt ist dabei zweitrangig. Denn Hand aufs Herz: selbst ausgewachsene Geländewagen werden von ihren Besitzern nur selten wirklich im Gelände gefordert. Für alle Boots- Pferde- oder Wohnwagenbesitzer stellt der Passat Alltrack eine attraktive Alternative, jenseits ausufernd großer und schwerer SUVs dar.


Bewertung –
VW Passat Alltrack 2.0 TSI 4Motion


Exterieur-Design 1,5
Interieur-Design 1,5
Multimedia 1,5
Navigation 1,5
Fahrbetrieb 1,5
Test-Verbrauch 2,5
Kosten pro Jahr*
Anschaffungspreis Testfahrzeug 58.370,00 Euro
Kraftstoffkosten** 2.386,20 Euro
Steuern 218,00 Euro
Wertverlust 8.755,50 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
11.359,70 Euro
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
1,7

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,64 Euro/Liter Superbenzin und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern

Datenblatt –  VW Passat Alltrack 2.0 TSI 4Motion
fünfsitziger Kombi der Mittelklasse
Länge/Breite/Höhe: 4.771 mm/1.820 mm/1.550 mm
Radstand: 2.710 mm
Motor: Turboaufgeladender Vierzylinder Direkteinspritzer, 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Hubraum: 1.984 ccm
Leistung: 155 kW/210 PS bei 5.300 – 6.200 Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 280 Newtonmeter bei 1.700 – 5.200 Umdrehungen pro Minute
Höchstgeschwindigkeit: 212 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 7,8 s
Verbräuche
Verbrauch im Mittel
(lt. Hersteller):
8,6 l/100 km
CO2-Ausstoß
(lt. Hersteller):
199 g/km
Test-Verbrauch
(im Mittel):
9,7 l/100 km
CO2-Ausstoß* (Test): 277 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
Ausstattung
(Serie, Auswahl; Trendline):
ESP, ABS mit Bremsassistent, ASR, Gespannstabilisierung, acht Airbags, Innenspiegel automatisch abblendend, ISOFIX, Allradantrieb 4Motion, Dachreling, zwei Becherhalter vorn mit Abdeckung, Ablagefächer in allen Türen mit Halterungen für 1-l-Flasche auf Fahrer- und 1,5-l-Flasche auf Beifahrerseite, Ablagetaschen an den Rückseiten der Vordersitze, Ambientebeleuchtung, Komfortsitze mit Lendenwirbelstützen vorn, Multifunktions-Lederlenkrad mit Bedienmöglichkeit für Multifunktionsanzeige, Radio und Telefon sowie asymmetrisch teil- und umklappbare Rückbank
Gewichte/Zuladung
Leergewicht: 1.707kg
zul. Gesamtgewicht: 2.270 kg
Zuladung: 563 kg
Anhängelast gebremst: 2.000 kg
Anhängelast ungebremst: 750 kg
Kofferraumvolumen: 588-1.716 l
Preise
Basismodell: ab 33.450 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Testwagen: 58.370 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt.)

*CO2-Ausstoß Test: Berechnungsgrundlage Bayerisches Landesamt für Umwelt

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