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Opels Zukunftsplan: Der PSA-Umbau als Blaupause

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„Der Status Quo ist keine Option“: Mit dieser simplen Feststellung weist Opel-Chef Michael Lohscheller bei der Vorstellung von Opels Zukunftsplan in Rüsselsheim auf die Notwendigkeit hin, das Unternehmen grundlegend umzubauen. Wohin die Reise gehen soll, hat das Opel-Management in den vergangenen 100 Tagen ausgearbeitet. Die oberste Devise des nun verkündeten Strategieplans „PACE“ lautet: Opel muss profitabel werden – und zwar schnell.

Grundlegende Umstrukturierungen bis 2020

Dann soll die operative Marge aus dem Automobilgeschäft zwei Prozent des Umsatzes betragen, 2026 sechs Prozent. Das ist die klare Vorgabe von PSA-Chef Carlos Tavares, der - einen Steinwurf vom Adam Opel Haus entfernt - im Opel Design Center ebenfalls die Alternativlosigkeit der Änderungen darstellte. Und die werden für Opel und seine Mitarbeiter alles andere als ein Zuckerschlecken. Als Blaupause dient die Umstrukturierung des PSA-Konzerns seit 2013: In vier Jahren hat der französische Konzern seine Gewinnmarge von minus 2,8 Prozent auf plus 6,0 Prozent gepusht - "Push to Pass" nennt Tavares diesen Weg zu profitablem Wachstum.

Und "Wachstum ist eine Belohnung dafür, vorher einen guten Job gemacht zu haben", sagt Carlos Tavares. Das traut der portugiesische Manager den Opel-Strategen um Michael Lohscheller auch durchaus zu. Man müsse das Management dazu "in die Lage versetzen, zu managen", auch wenn Maßnahmen nicht populär sind. "Unbeliebte Manager von heute sind die Helden von morgen", sagt Tavares. Ein entscheidender Faktor, um die Wende zum Besseren auch bei Opel zu erreichen, ist eine Reduzierung der Komplexität. Heißt: Bis 2024 soll der Hersteller nur noch zwei statt bisher neun verschiedene Plattformen nutzen - natürlich von PSA und mit den Bezeichnungen CMP und EMP2.

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Weg von der GM-Technik

Ebenso bei den Motoren und Getrieben: Vier statt zehn bis 2024 lautet hier die Zielvorgabe. Der Umstieg von GM- auf PSA-Technik soll laut Michael Lohscheller schneller vonstatten gehen als bisher geplant. Bestehende Vereinbarungen will der Konzern einhalten, neue Vereinbarungen wird es aber voraussichtlich nicht geben. Es werden also aktuelle Modelle wegfallen oder mit PSA-Technik neu aufgelegt. Davon versprechen sich die Beteiligten „Synergieeffekte in Höhe von 1,1 Milliarden Euro bis 2020 und 1,7 Milliarden Euro bis 2026.“ Dadurch sinke auch die Gewinnschwelle – also die Anzahl an Autos, die Opel absetzen muss, um einen Gewinn zu erwirtschaften.

Das soll noch vor 2026 mit 800.000 Einheiten jährlich möglich sein. Der zweite entscheidende Punkt ist die Steigerung der Effizienz. Hier sieht Tavares erheblichen Nachholbedarf: „Wenn wir die vergangenen 15 Jahre betrachten, dann ist hier schlicht etwas falsch gelaufen.“ Eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit ist eine Voraussetzung zur Sicherung der Jobs der Opel-Mitarbeiter, wie es Opel-Chef Lohscheller formuliert. Um 700 Euro sollen zum Beispiel die Kosten pro Fahrzeug bis 2020 sinken.

Personalabbau soll es nicht geben

Dass das nicht ohne Personalabbau zu erreichen sein wird, ist klar. Die positive Nachricht lautet, dass es keine Werksschließungen und keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll. "Soll" ist dabei leider das entscheidende Wort, denn eine Zusicherung gibt es bislang nur bis Ende 2018. Immerhin: "Die notwendige und nachhaltige Reduzierung der Lohnkosten soll durch verantwortungsvolle Maßnahmen erreicht werden, wie innovative Arbeitszeitkonzepte, freiwillige Programme oder Angebote für Altersteilzeit", sagt Michael Lohscheller.

Eine gute Nachricht ist, dass das Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim künftig innerhalb des PSA-Konzerns eine Schlüsselrolle einnehmen soll. Und: "Alle neuen Fahrzeuge von Opel/Vauxhall werden in Rüsselsheim entwickelt", verspricht Michael Lohscheller. Für diesen Standort vorgesehene Aufgabenfelder sind unter anderem die Entwicklung von Brennstoffzellen, ausgewählten Assistenzsystemen und Technologien zum automatisierten Fahren.

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Zukunft liegt in den alternativen Antrieben

Von zentraler Bedeutung ist auch die Elektrifizierung der Antriebe: Bis 2024 sollen alle europäischen Pkw-Baureihen elektrifiziert sein – entweder mit reinem batterieelektrischem Antrieb oder als Plug-in-Hybride. Zu diesem Zeitpunkt werden laut dem Plan dann auch alle Opel und Vauxhall auf Architekturen der PSA-Gruppe basieren. Beschlossene Sache sind bereits eine Plug-in-Variante des SUV Grandland und ein rein elektrischer Corsa, der 2019 in die sechste Auflage geht. Gleiches gilt für ein neues SUV, das auf Basis der EMP2-Architektur von PSA ab 2019 in Eisenach vom Band rollen soll.

Schließlich will sich Opel laut Michael Lohscheller auf die profitablen Verkäufe konzentrieren. Vor diesem Hintergrund ist der Plan, bis 2020 insgesamt neun neue Modelle auf den Markt zu bringen, um die Möglichkeiten zur Preisgestaltung verbessern. Zu den profitablen Modellen gehören insbesondere auch leichte Nutzfahrzeuge von Opel, weshalb dieses Geschäftsfeld ausgeweitet wird. Einer der Hoffnungsträger ist der gemeinsam mit PSA entwickelte Combo, der 2018 anläuft. Die Zielvorgabe im Nutzfahrzeugbereich ist eine 25-protzentige Steigerung bis 2020.

Leasing -und Finanzdienstleistungen ausbauen

Ebenfalls wachsen soll der Bereich der Finanzdienstleistungen über die Opel Bank – etwa mit Full-Service-Leasingangeboten. Darüber hinaus soll Opel regional expandieren und bis 2022 auf mehr als 20 neuen Exportmärkten aktiv sein. Ambitioniert wie der gesamte Zukunftsplan von Opel. „Ambitioniert, aber erreichbar“ wie Carlos Tavares betont.

Wie Michael Lohscheller hebt auch Carlos Tavares etliche Male das Vertrauen hervor, das beide in die Leistungsfähigkeit der Opel-Mitarbeiter haben. Doch letztlich lässt sich die Gedankenwelt in einem simplen, aber dafür umso vielsagenderen Statement des PSA-Chefs am Ende der Veranstaltung zusammenfassen: „Cash is King“ – wie gesagt, Opel muss profitabel werden – und zwar um jeden Preis.

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