Mercedes Vito

Test Mercedes-Benz Vito 111 CDI: Transporter für Rechner

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Copyright: Wolfgang Tschakert/mid

"Stern ist Stern", das gilt für Viele auch im Nutzfahrzeug-Bereich. Die meisten aber kaufen bei VW, und manche rechnen mit spitzem Bleistift und kaufen lieber günstige Massenware. Aber ein Mercedes-Kleinlaster macht sich schon gut für einen Handwerksbetrieb. Man fährt schließlich nicht irgendein Fahrzeug, sondern eines, das für erfolgreiches Arbeiten und nachhaltiges Wirtschaften steht.
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Vito zum Kampfpreis

In der Klasse der Eintonner tritt der Vito von Mercedes gegen die Wettbewerber von VW, Ford, Fiat oder Renault an. Gerade die neue Einstiegs-Variante mit Frontantrieb und kleinem 1,6-Liter-Diesel zeigt die Zähne, als Sparmodell "Worker" wird sie schon ab 18.000 Euro angeboten. Für diesen Kampfpreis bekommt man nicht mal den Renault-Transporter Trafic, und erst recht keinen VW-Transporter. Auf den ersten Blick ist wohl niemand überrascht. Die Neuausgabe des Vito geht eingekleidet wie der Pkw-Ableger V-Klasse ins Rennen. Vom Bug bis ins Heck die gleiche Linienführung, auf die lackierten Stoßfänger und Spiegel der Großraum-Limousine kann der "entfeinerte" Transporter gut verzichten. Der Vito trägt eine Bugschürze aus grau-schwarzem Kunststoff - leider einteilig - bei Anfahrschäden muss das ganze Teil gewechselt werden. Der neue Vito ist etwas länger und breiter als der Vorgänger, wirkt aber beim Handling immer noch kompakt. Es bleibt bei drei Fahrzeuglängen, doch es gibt nur noch eine Höhe - die Hochdächer wurden für das Vito-Programm gestrichen. Im Bedarfsfall wird zum größeren Sprinter geraten.
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Motoren im Vito

Für den Vito werden Frontantrieb, Heck- oder Allradantrieb geboten. Aber nur wer angetriebene Vorderräder wählt, wird mit einem 1,6 Liter kleinen Diesel-Vierzylinder bedient. Weil der Antrieb leichter ausfällt, verspricht Hersteller im Vergleich zum Heckantrieb 120 Kilogramm mehr Nutzlast. Bis zu 1.300 Kilogramm sollen es werden, aber nur mit einem auf 3,2 Tonnen aufgelasteten Vito. Unser Testkandidat darf 1.070 Kilo laden. Nur mittelmäßig fällt im Vergleich das Ladevolumen von 6,3 Kubikmeter aus. Für 700 Euro extra bekommt der Kunde das extralange Modell für 0,6 Kubikmeter Stauraum mehr. Wer Leisten oder Balken verstauen möchte – bis zu 2,80 Meter Länge sind möglich – schiebt sie von hinten bis unter die Sitze. Seine Talente sind im Detail zu finden. Bei einer wirklich sorgfältigen Verarbeitung beispielsweise, mit robustem Holzfußboden serienmäßig und vielen Möglichkeiten zur Ladungssicherung. Hier darf auch die Schiebetür nicht fehlen, in der erheblicher Entwicklungsaufwand steckt.

Und wie steht es mit den fahraktiven Fähigkeiten?

Der Vito-Fronttriebler und sein kleinvolumiger Diesel bekommen, wenn es darauf ankommt, mit drei Tonnen Gesamtgewicht zu tun. Der Antriebsstrang stammt aus der Kooperation mit Renault, der 1,6 Liter kleine Diesel-Vierzylinder aus Frankreich findet auch in C-Klasse-Pkw Verwendung. Ein moderner und kultivierter Hochleistungs-Diesel, der mit zwei obenliegenden Nockenwellen, mit Querstrom-Zylinderkopf, mit reibungsarmen Ölabstreifringen und neuartig beschichteten Kolbenbahnen aufwartet. Euro-6-sauber verbrennt er allerdings erst zum Pflichttermin im September 2016 mit Adblue-Beigaben, heute erfüllt er noch die Abgasnorm Euro 5+. Aber sparsam ist er schon heute, der Hersteller hat nicht übertrieben. Auf der Normstrecke, voll ausgeladen und mit Augenmaß bewegt, verbraucht der Vito durchschnittlich 7,1 Liter (auf 100 Kilometer) - ein sehr guter Wert, ermittelt bei kalten Temperaturen und mit Winterreifen. Wer teilbeladen fährt und kraftstoffsparendes Fahren beherrscht, bleibt sogar unter der Sechs-Liter-Marke. Noch weniger wäre mit einem Start-Stopp-System möglich. Doch das bleibt den teuren Hecktrieblern und größeren Motoren vorbehalten. Trotz ausreichender 84 kW/114 PS kommt hinter dem Steuer nicht immer Freude auf. Man muss schon auf die Drehzahlen achten, um in Schwung zu kommen. Beim Abbiegen, engen Kehren oder hohen Fahrwiderständen braucht es oft den ersten Gang, die kurze Übersetzung verlangt nach einem gefühlvollen Kupplungsfuß. Ein Fall für eine Automatik, doch die gibt es für den Mercedes-Fronttriebler nicht. Wer schnell vorankommen will, dreht die Gänge weit aus, mit durchaus beachtlichen Ergebnissen, wie die Messwerte zeigen. Auf der Autobahn schafft der aerodynamisch günstige Vito (cW-Wert: 0,32) mit etwas Anlauf fast 170 km/h, mit 140 km/h ist man auf Langstrecken gut unterwegs. Nur beim Zwischensprint im großen Gang, mit Tempo 80 aus Autobahnbaustellen heraus, ist der kleine Diesel etwas träge. Fahrwerksseitig käme der Frontantriebs-Vito mit deutlich mehr Drehmoment zurecht. So liegt der Transporter dank aufwändigem Unterbau satt auf der Straße. Als berechenbarer Untersteuerer bleibt er immer auf der sicheren Seite. Guten Federungskomfort bietet der Vito schon bei Leerfahrt und fährt sich auch vollgeladen wie eine Eins. Die neue elektromechanische Lenkung verdient sich dabei Bestnoten, sie arbeitet leichtgängig und präzise - und lässt den Fahrer nie im Unklaren, wie es um die Fahrbahn steht.
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Innenraum

Das Pkw-inspirierte Cockpit gibt sich wohltuend sachlich. Das schmucke Lenkrad lässt sich individuell verstellen, nur großgewachsene Naturen sitzen im Kastenwagen etwas beengt. Auf der Habenseite stehen auch die Sicherheits-Systeme, die Mercedes auch dem günstigen Vito mit auf den Weg gibt. Adaptives ESP, Seitenwind- und Aufmerksamkeitsassistent sichern serienmäßig: Presafe- und Fahrassistenz-Systeme sind für kleines Geld zu bekommen. Nicht so toll fällt die Connectivity-Minimalausstattung aus. Das Radio „Audio 10“ mit Monochrom-Display gewährleistet ab Werk für 460 Euro Mobilfunk-Anbindung per Bluetooth, da haben andere weit mehr zu bieten. Zudem wären bessere Scheinwerfer als das funzelige Halogenlicht dringend zu empfehlen.

Weiteres Manko: Größere Außenspiegel gibt es nicht – so hat der Fahrer einen breiten Anhänger im Schlepp nicht im Blick. Der Testkandidat mit Kompakt-Diesel dürfte sogar Zweitonner ziehen, bis zu 4,8 Tonnen Zuggesamtgewicht wären laut Hersteller möglich – auf diese Option sollte man dankend verzichten. Der neue Vito ist kein Lademeister, hier setzt so mancher Wettbewerber ganz andere Marken.

Aber in Summe seiner Eigenschaften macht der mittelgroße Mercedes-Transporter seine Sache gut. Er packt die erlaubte Ladung ohne Fahrwerksprobleme und bietet seinem Fahrer bestmöglichen Fahrkomfort. Der Fronttriebler ist ein Fall für Stadt und Land, und im Winter kennt der Vito kaum Traktionsprobleme. Bleibt der kleine Diesel unter der Haube. Der ist nicht jedermanns Freund. Doch wer ihn richtig zu nehmen weiß, fährt sparsam – auch ohne Start-Stopp und andere Hilfsmittel. Hier sollte der Hersteller unbedingt nachlegen.

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Technische Daten Mercedes-Benz Vito 111 CDI

Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 5,14/1,93/1,91/ 3,20
Laderaumvolumen: 6,3 m³
Achslasten VA/HA: 1.550/1.650 kg
Tankvolumen: 57 l
Leergewicht: 1.980 kg
zul. Gesamtgewicht: 3.050 kg
zul. Anhängelast: 2.000 kg
Grundpreis: 25.820 EUR
Motor: Vierzylinder-Dieselmotor, VTG-Turbolader mit Ladeluftkühlung, Common-Rail-Direkteinspritzung, 4 Ventile pro Zylinder, 2 obenliegende Nockenwellen, abgasarm nach Euro 5+ Gr. III mit Partikelfilter und Oxikat.
Hubraum: 1.598 ccm
max. Leistung: 84 kW/114 PS bei 3.800/min
max. Drehmoment: 270 Nm bei 1.500/min – 2.500/min
Kraftübertragung: Heckantrieb, Sechsgang-Schaltgetriebe
Fahrwerk:  Vorderachse: Mc-Pherson-Einzelradaufhängung, Hinterachse: Schräglenker-Radführung
Bereifung: 205/ 65 R 16 C
Beschleunigung 0 – 60/80/100 km/h:  6,5/10,1/15,7 s
Elastizität 80-120 km/h/5.Gang: 23,2 s
Höchstgeschwindigkeit: 169 km/h
Kraftstoffverbrauch Normstrecke: 7,1 l/100 km
Geräusch bei 100/120 km/h: 66,6/70,5 dB(A)

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wonso

Januar 20, 2016 um 3:11 pm Uhr

`Stern ist Stern`nur dieser ist 100% Renault auch zu haben als Opel und Nissan

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