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Honda Roboter Asimo – Noch spielt er nur

Der Kleine hat offensichtlich Spaß bei seinem ersten Auftritt auf europäischen Boden. Er geht auf die Bühne, begrüßt die Zuschauer auf Englisch und gibt der Moderatorin formvollendet die Hand. Er läuft vorwärts, rückwärts und auch seitwärts, legt zwischendurch noch einen kleinen Spurt ein und winkt den Zuschauern zu. Ein ganz normales Showgebaren? Nichts ganz, der hier im Mittelpunkt des Interesses Stehende ist kein Mensch, sondern ein humanoider Roboter namens Asimo.

Ein Roboter für Europa

Der nur 1,30 Meter kurze Elektronikzwerg ist in Japan bereits ein kleiner Star. Er soll nun auch in Europa für Aufmerksamkeit sorgen und die Zuschauer für Technik begeistern. Und er kann durchaus noch mehr: Er geht Treppen rauf und runter, schraubt eine[foto id=“519760″ size=“small“ position=“right“] Getränkeflasche auf und schenkt daraus – ohne zu Verschütten – in einen Pappbecher ein, hüpft abwechselnd auf einem Bein und springt mit beiden Füßen hoch. Er tanzt zur Musik und zeigt, dass seine Entwickler sich für Fußball interessieren: Asimo kickt einen Ball in Richtung eines imaginären Tors.

Roboter als Altenpfleger

Was sich so spielerisch leicht anschaut, ist das Ergebnis einer langen Entwicklungsgeschichte, die bereits 1986 begann. In Japan hatte aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung die Beschäftigung mit den Aspekten des demografischen Wandels schon früh begonnen. Ziel der Honda-Ingenieure war es, Roboter zu entwickeln, die ältere Menschen oder solche mit eingeschränkter Mobilität bei ihren alltäglichen Arbeiten unterstützen sollten. Dazu sollten sich die Maschinen im menschlichen Umfeld bewegen können, also auch Treppen steigen oder herumlaufen können.

Vom wackelnden Kasten zum gehende Human-Roboter[foto id=“519761″ size=“small“ position=“left“]

Mit dieser Ausgangsidee war klar: Ein Roboter braucht Beine und er muss natürlich gehen lernen. Die ersten Experimentiergebilde, die optisch an die kriegerischen Gestalten aus dem Science-Fiction-Epos Star Wars erinnern, erhielten nach dem Vorbild des menschlichen Skeletts Gelenkfunktionen. Die entsprachen den menschlichen Hüft-, Knie- und Fußgelenken. Die folgenden Jahre waren dem Gehtraining vorbehalten. 1993 konnten die Roboter stabil gehen. Jetzt gingen die Ingenieure daran, ihre Konstruktionen „menschlicher“ aussehen zu lassen. Zwei Beine folgten, der bislang eher kastenförmige Oberkörper wurde mit Kopf und Schulterpartien verfeinert. Die Prototypen, die zwischen 1993 und 1997 entstanden, ähneln bereits in Gestalt und Größe menschlichen Vorgaben. Sie lernten Treppensteigen, einen Servierwagen zu schieben oder Gegenstände zu tragen. Mithilfe einer Kamera erkannten sie zwei auf dem Boden oder anderswo platzierte Markierungen und konnten ihren Weg dorthin berechnen. Zum ersten Mal nutzten sie ihre „Arme“ und zogen Schrauben an.

Das Debüt von „Asimo“

Der nächste Entwicklungsschritt erfolgte im Jahr 2000 mit dem Debüt von „Asimo“ (Advanced Step in Innovative Mobility). Die neue Robotergeneration profitierte nicht nur von den bisherigen Entwicklungsergebnissen, sondern auch von den rasanten Fortschritten in der Computer-, [foto id=“519762″ size=“small“ position=“right“]Prozess- sowie Softwaretechnologien. So lief Asimo Nummer 1 bereits im Vergleich zu den Vorgängermodellen viel harmonischer. Er konnte in Echtzeit seine nächste Bewegung voraussehen und seinen Schwerpunkt entsprechend verlagern. Wo die Vorgängerroboter Richtungsänderungen mit Kombinationen von gespeicherten Schrittfolgen ausgeführt haben, erzeugte Asimo nun in Echtzeit Schrittfolgen und konnte die Platzierung der Füße und den Kurvenwinkel beliebig ändern. Außerdem wurde seine Fähigkeit zur Interaktion mit Menschen verbessert.

Zweite Generation

Die zweite Generation (2005) nutzte verstärkt Sensoren. Zum Einsatz kamen unter anderem Schallwellen- und Lasersensoren für eine verbesserte Einschätzung von Entfernungen oder Hindernissen. Mithilfe der Augenkamera identifizierte er Personen. Außerdem lernte Asimo mit einem Tablett zu gehen und es auf einen Tisch abzustellen oder einem Menschen zu überreichen. Auch das Gehvermögen wurde nochmals optimiert. Seine Gehgeschwindigkeit erreichte nun 2,7 km/h, außerdem konnte er nun mit 6 km/h rennen.

Aussehen ist wichtig[foto id=“519763″ size=“small“ position=“left“]

Ebenfalls wichtig: Asimo sieht sympathisch, fast niedlich aus. Ein bedeutsames Kriterium, wie Chef-Entwickler Satoshi Shigemi betont. Ein Roboter darf keine Angst machen. Deswegen sind die Asimo-Roboter nicht groß. Mit einer Länge von 1,30 Metern wirken sie nicht bedrohlich, sind aber trotzdem lang genug, um zum Beispiel im Haushalt Türen oder Schränke öffnen zu können.

Dritte Generation

Die aktuelle, dritte Generation (2011) bewegt sich noch geschmeidiger, kann nun mit bis zu Tempo 9 km/h laufen. Außerdem sind seine Hände noch feingliedriger und sensibler geworden. So ist er in der Lage, sich in japanischer oder amerikanischer Gebärdensprache zu unterhalten. Seine Motorikfähigkeiten wurden ebenfalls verbessert. Er ist jetzt in der Lage, autonom zu reagieren.

Asimo kann sogar springen

Besonders stolz ist Shigemi darüber, dass ADebüt von „Asimo“ kann und seine Bewegungsabläufe ohne Unterbrechungen vonstattengehen. Er kann also direkt vom Gehen zum Laufen übergehen, um dann auf einem Bein zu hüpfen oder in die Luft zu springen. Dahinter steckt viel Entwicklungs- und Computerarbeit. Der Chef-Entwickler macht den Unterschied zu Asimo 1 zu Asimo 3 an einem Beispiel deutlich. Asimo 3 verarbeitet die 20 fache Datenmenge der ersten Modellgeneration. Die Rechenleistung von fünf Hochleistungscomputern sorgt bei dem aktuellen Roboter für seine erstaunlichen Fähigkeiten.

Und wie geht es weiter[foto id=“519764″ size=“small“ position=“right“]

Shigemi hält sich zunächst mit konkreten Aussagen zurück und verweist viel lieber darauf, dass die bislang gemachten Forschungsergebnisse natürlich auch anderen Abteilungen zugutegekommen. So flossen die Erkenntnisse von Kamera-, Laser-, Radar- und Abstandsmessungen in die Entwicklung von Kollisionswarnsystemen bei Autos ein und unterstützen die Arbeit der Ingenieure, die sich mit autonomem Fahren beschäftigen. Die für Asimo entwickelten Geh- und Gleichgewichtssteuerungen kommen modifiziert bei der Gehhilfe „Walk Assist“ (für Menschen mit Muskelproblemen in den Beinen) oder bei dem E-Hocker Uni-Cub zum Einsatz. Von den Erkenntnissen der Gleichgewichtssteuerung profitiert noch ein weiteren Bereich: Im GP-Motorsport tragen sie dazu bei, dass sich Fahrer mit ihren Rennmotorräder noch weiter und sicherer in die Kurve legen können.

Und ja: Der Chef-Entwickler sieht zukünftige Asimo-Generationen durchaus als Helfer im Haushalt oder auch als Gesprächspartner für ältere Alleinstehende – er kann sie sich sogar als Familienmitglied vorstellen. Auf einen bestimmten Zeitpunkt möchte er sich aber nicht festlegen. Angesichts der bisherigen Fortschritte ist es aber nicht unwahrscheinlich, dass in den nächsten 10 bis 15 Jahren Asimos heutige spielerische Leichtigkeit zugunsten ernsthafter Tätigkeiten reduziert werden wird. Als Familienmitglied darf er aber bestimmt weiterhin tanzen oder Fußball spielen.

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