Kommentar: Der Bundespräsident beim ADAC – Plädoyer für das Fahrrad

Die Verleihung der „Gelben Engel“ des ADAC an Macher und Marken der Automobilindustrie ist mittlerweile die führende Veranstaltung dieser Art geworden. Auch am letzten Donnerstag kam in München zum sechsten Mal zusammen, was in Wirtschaft und Medien Rang und Namen hat. Die Kategorien der Auszeichnungen sind vielfältig, interessant und sehr intelligent aufgestellt.

Man muss den Organisatoren bescheinigen, dass die „Gelben Engel“ sowohl vom Inhalt her als auch von der Art der Veranstaltung uneingeschränkt das Gütesiegel „Besonders wertvoll“ verdienen. Die Residenz in Münchens Zentrum ist darüber hinaus ein sehr würdevoller Rahmen. Bei kaum einer anderen Veranstaltung, übrigens glänzend moderiert von Nina Ruge, sieht man so prominente Vertreter aus Wirtschaft und Politik, was ebenso deutlich macht, dass die „Gelben Engel“ des ADAC nicht nur zu den renommiertesten Preisen gehören (auch weil hier neben einer hochkarätigen Jury von Fachleuten mehr als 250.000 Leser der „ADAC Motorwelt“ demokratisch abgestimmt haben), sondern auch zu den begehrtesten. Innerhalb weniger Jahre ist es dem ADAC unter der Federführung seines Öffentlichkeitschefs Michael Ramstetter gelungen, die „Gelben Engel“ zu einer Art Oskar-Veranstaltung zu kultivieren, die bundesweit und in der Breite wahrgenommen wird.

Diesmal erwies ihr sogar der Bundespräsident Horst Köhler die Ehre, was wirklich bemerkenswert ist. Die Rede Köhlers allerdings dürfte die anwesenden Manager der Autoindustrie eher irritiert als erfreut haben. Einige werden sich gefragt haben, ob sie ursprünglich nicht eher für die Veranstaltung eines Umweltverbandes geschrieben worden war. Der Bundespräsident jedenfalls forderte ein Umdenken in Sachen individueller Mobilität. Staatstragend vorgefahren in großer Limousine, ermahnte er in seiner durchaus humorvoll vorgetragenen Rede, doch besser, statt mit dem Auto zu fahren, das Rad, den öffentlichen Nahverkehr und die eigenen Füße zu benutzen. Ja, und wenn es mal aufs Land gehe, dann könne man ja auch mal das Auto nehmen.

Wie er selbst ankündigte, sollte dies eine optimistische Rede sein. Sie klang aber eher nach Deutscher Umwelthilfe und nicht als Lob für die geleistete Arbeit an umweltfreundlichen Automobilen. Und ihr fehlte der Hinweis, dass die Autoindustrie längst hart und höchst erfolgreich daran arbeitet, noch effizientere Fahrzeuge zu bauen. Ein wenig mehr Lob hätte es schon sein dürfen. Aber die politische Korrektheit im Berliner Dunst lässt solche Gedanken scheinbar nicht mehr zu.

Horst Köhlers populistischer Mainstream blieb allerdings nicht unwidersprochen. Audi-Chef Rupert Stadler hielt freundlich lächelnd, sehr abgewogen formulierend, aber souverän selbstbewusst für die gesamte Autoindustrie entgegen, dass die Ingenieure in Sachen Verbrauchsreduzierung bereits Enormes geleistet haben. „Ein großer Audi A8 mit einer 6 vor dem Verbrauchskomma ist doch schon was!“ Der Beifall war ihm gewiss. Und man sah in den Gesichter der Anwesenden Erleichterung, dass Köhlers Plädoyer für nicht automobile Verkehrsmittel nicht unwidersprochen im Raume stehen geblieben war.

Auch ADAC Präsident Peter Meyer hatte in seiner Rede darauf hingewiesen, dass sich Dinge ändern müssen. Aber sein Appell klang viel positiver und optimistischer: Er forderte die Autoindustrie auf, nicht nachzulassen im Forschen und Entwickeln von Antriebsalternativen. Und er sagte damit auch, dass dieser Prozess bereits im vollen Gange ist.

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