Mercedes-Benz

Mercedes A-Klasse: Leuchte, kleiner Stern

Denn die Fehler der Vergangenheit wollen die Schwaben nicht wiederholen. Als damals die A-Klasse vor dem Elch kapitulierte, stand auch das Image der Marke mit dem Stern auf der Kippe. Damit dies bei der zweiten Auflage des kleinen Kompakten, der sich immerhin 1,1 Millionen mal in sieben Jahren verkaufte, nicht passiert, setzt Mercedes auf Kaizen, die japanische Lehre von der ständigen Verbesserung. Und das in allen Bereichen der neuen A-Klasse.
Mercedes-Benz A-Klasse Foto: Auto-Reporter
Knapp zehn Zentimeter mehr Innenraumbreite als beim Vorgänger sorgen dafür, dass auch breit gebaute Menschen mit den entsprechenden Ellenbogen nun bequem Platz finden. 23 Zentimeter länger als der Vorgänger, bietet die neue A-Klasse auch großen Passagieren im Fond Platz. Mittelkonsole und Multifunktions-Lenkrad erinnern an die C-Klasse. Der Kofferraum fasst bei stehender Rücksitzlehne 435 Liter (das reicht für einen Kinderwagen) und lässt sich bis auf 1485 Liter, bei ausgebautem Beifahrersitz gar bis auf 1995 Liter vergrößern.
Konstruktiv ist bei der A-Klasse alles beim Alten geblieben. Allerdings mit Verbesserungen beim Crash- und Fahrverhalten. Der Vorderwagen wurde zwar modifiziert, der Sandwichboden, bei dem der Motorblock im Falle eines Frontalaufpralls unter den Fahrzeugboden gleitet, blieb erhalten und das ist gut so: Beim Standardcrash mit 64 km/h und 60prozentiger Überdeckung passiert den Insassen fast nichts: Die Frontscheibe bleibt unbeschädigt im Rahmen, und die Türen lassen sich öffnen. Nicht einmal der Fußraum des Fahrers ist eingebeult. Für die passive Sicherheit sollen neben zweistufig auslösenden Airbags auch Gurtstraffer und adaptive Gurtkraftbegrenzer sorgen. Sie lösen den Gurt, wenn der Airbag voll aufgeblasen ist und verringern so den Druck auf den Brustkorb der Frontpassagiere. Anstelle von Seitenairbags setzt Mercedes nun auf Kopf-Thorax-Airbags.
Während die Vorderachse weitgehend vom Vorgänger übernommen wurde, setzt Mercedes eine komplett neue Hinterachse mit dem epischen Namen "sphärische Parallel-Hinterachse" ein. In der Praxis verbessert sie das Fahrwerk in Verbindung mit den mechanisch arbeitenden selektiven Dämpfern von Bilstein deutlich. In den Dämpfern wird durch ein zusätzliches Ventil die Menge des Öls reguliert, was direkten Einfluss auf die Dämpfungswirkung hat. Bei normaler Fahrweise ist die Dämpferabstimmung komfortabel, bei sportlicher Gangart eher hart.
Die Lenkung vermittelt guten Kontakt zur Straße. Fast sportlich lässt sich die A-Klasse so durch Kurven treiben und Wankbewegungen arbeitet die Federung entgegen. Das in allen Modellen serienmäßige ESP der zweiten Generation greift wesentlich später ein und soll sogar Glatteis erkennen können und dann entsprechendes Drehmoment zur Verfügung stellen.
Die neue A-Klasse zeigt sich deutlich besser motorisiert. Vier Benziner und drei CDI-Diesel allesamt in der Schadstoffklasse Euro-4 eingestuft sorgen für eine Leistungsbreite von 60 kW/82 PS bis 142 kW/193 PS. Für die Dieselmotoren bietet Mercedes optional einen Partikelfilter an. Außerdem sind alle Motoren mit dem neuen stufenlosen Automatikgetriebe Autotronic, das immerhin 1682 Euro Aufpreis kostet, kombinierbar, das sich manuell in sieben Stufen schalten lässt. Einen großen Unterschied zu einer herkömmlichen Automatik ist kaum spürbar und daher gibt es auch keine solche mehr für die A-Klasse: Der Effekt des Hochdrehens vor dem Beschleunigen bleibt weitgehend aus, mit steigender Drehzahl zieht auch die A-Klasse zügig nach vorn, was besonders beim A 200 CDI beeindruckt.
Immerhin wuchtet das Aggregat 300 Newtonmeter bei 1.600/min an die Kurbelwelle und beschleunigt die A-Klasse in 9,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und weiter bis auf 201 km/h. Allerdings entwickeln die Diesel eine unterschwellige Geräuschkulisse, die bei schneller Autobahnfahrt die Unterhaltung mit den übrigen Insassen ein wenig stört.
Im September geht der kleine Stern als Drei- und Fünftürer an den Start. 50 000 Fahrzeuge der A-Klasse will Mercedes noch in diesem Jahr absetzen, davon 25 000 in Deutschland. Ein Viertel des Absatzes soll auf die dreitürigen Versionen entfallen. Im nächsten vollen Verkaufsjahr soll der Absatz auf 180 000 steigen, wobei auf Deutschland knapp die Hälfte entfällt. Dafür hat Mercedes rund 900 Millionen Euro in die Modernisierung des Werkes Rastatt investiert.
Der Preis für das dreitürige Basismodell A 150 Classic ist mit 17 632 Euro inklusive serienmäßiger Klimaanlage Multifunktions-Lenkrad, geschwindigkeitsabhängiger Servolenkung, ESP, selektivem Dämpfungssystem, Head/Thorax-Seitenairbags sowie adaptiven Frontairbags und Gurtkraftbegrenzern zwar nicht niedrig, aber bemerkenswert günstig. Immerhin gibt es dafür einen echten Mercedes, der seine Kinderkrankheiten abgelegt hat und erwachsen geworden ist. Und so ist der kleine Stern, der da leuchtet, so klein nicht mehr. (RPB)
Von Rolf-Peter Bleeker
15. Juli 2004. Quelle: Auto-Reporter

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