TTestfahrt

Mit dem Audi TT über heiligen Motorradboden

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Wer war doch gleich Ewald Kluge? Außerhalb der Biker-Szene dürfte diese Frage Stirnrunzeln erzeugen. Ewald Kluge war einer der erfolgreichsten deutschen Motorrad-Rennfahrer. In der Nähe des Berliner Funkturms steht ein Denkmal des Dresdener Krad-Sportlers. Und irgendwie hat seine Karriere auch mit den neuen Audi TT zu tun.

Genau 80 Jahre ist das jetzt her im Sommer 1938

Da trat Kluge bei einem damals schon berüchtigten Motorradrennen an. Seit 1907 waren zahlreiche Fahrer, auch Piloten von Rennwagen, bei dieser Wettfahrt verunglückt. Ewald Kluge fuhr eine 250er-DKW. Und er gewann die gefährliche Hatz. Es war die Tourist Trophy auf der Isle of Man. Deren Abkürzung „TT“ gehört zum Grundvokabular aller, die sich für Motorradrennsport begeistern. Kluge war der erste Deutsche, der sich hier den Sieg holte.

Ihren Sonderstatus hat die „TT“ dem Umstand zu verdanken, dass sie nicht auf einem speziell für Rennen vorgesehenen Rundkurs stattfindet, sondern auf öffentlichen Straßen, durch Städte, Dörfer und Wälder. Am 18. August ist es wieder soweit: Der Manx Grand Prix, der auf derselben Strecke ausgetragen wird wie die TT, lässt bis zum 31. August die Insel vibrieren. Kräder diverser Hubraum-, und Fahrer verschiedener Alterklassen gehen an den Start, darunter viele Newcomer, die Erfahrungen für die TT sammeln wollen.

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Unsere persönliche TT-Erfahrung wird auf vier statt zwei Rädern ausgetragen

Der Audi TTS ist frisch renoviert, was aber kaum zu sehen ist, denn an einer „Design-Ikone“ enthält man sich besser der plastischen Chirurgie. Eine Handschaltung wurde bei der Renovierung ebenso aus dem Programm gestrichen wie der Dieselantrieb, was laut Audi aber nichts mit den in Verruf geratenen Aggregaten zu tun hat, sondern schon länger geplant war. Die eng geschnittene Karosserie, das klingt einleuchtend, hätte keinen Platz für einen Adblue-Tank geboten, der für die Abgasreinigung per SCR-Kat notwendig gewesen wäre.

Das Modellkürzel ließe sich gut mit Tradition und Technik übersetzen, denn beides spielt für die Verbindung des Autos mit der Isle of Man eine große Rolle. Ewald Kluges Motorrad mit der Modellbezeichnung ULD 250 wurde von jener Firma gebaut, die 1932 in der Auto Union aufging, aus der später die Audi AG wurde. Erstmals zierten die Buchstaben TT die sportliche Version des NSU Prinz von 1965. Erneut kamen sie an der 1995 gezeigten Studie des TT-Roadsters zum Einsatz. Das zur Tradition.

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Die Technik von heute manifestiert sich in folgenden Fakten:

Der 2,0-Liter-Turbobenziner leistet 306 PS (225 kW), das sollte für schmackhaften Vortrieb eines rund 1400 Kilogramm leichten 2+2-Sitzers reichen. Maximal 400 Newtonmeter Drehmoment, 20 mehr als bisher, werden an sämtliche Räder verteilt, ohne Mühe spurtet das Coupé in weniger als fünf Sekunden auf 100 km/h. Trotz der Spitzengeschwindigkeit von 250 km/h würde man während des TT-Rennens auf der „Sulby-Straight“-Geraden wahrscheinlich von einem Biker überholt. Die höchste dort je gemessene Geschwindigkeit betrug 332 km/h.

Die Strecke ist mörderisch. Und das leider im wörtlichen Sinne. Auf dem Snaefell Mountain Course sind bei Motorsportveranstaltungen seit 1911 fast 250 Menschen zu Tode gekommen. Respekt ist also angesagt, auch wenn wir von den knapp 38 Meilen (61 Kilometer) nur etwa ein Drittel unter die Räder nehmen wollen. Auf dem Weg zum Startpunkt bei Creg-ny-Baa werden die wohlmeinenden Versuche sichtbar, das Risiko für die Wettbewerbsfahrer zu mindern. Laternenpfähle und Gartenzäume sind mit Schaustoffpolstern ummantelt oder mit Matten belegt, Bordsteine mit dem für Rennstrecken typischen Rot-Weiß-Muster von Curbes angemalt.

In einem mehrjährigen Verhandlungsmarathon mit den Behörden der Insel ist es Audi gelungen, einen Abschnitt des sonst viel befahrenen Kurses temporär sperren zu lassen. Das dient – ebenso wie die lokalen Streckenposten mit ihren Flaggen - der Sicherheit, ändert aber nichts an einer weiteren Besonderheit des Schauplatzes: Die Isle of Man ist „autonomer Kronbesitz“, gehört also nicht zum Vereinigten Königreich von Großbritannien, weshalb die allgemeinen Tempolimits der britischen Straßenverkehrsordnung hier nicht gelten.

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Das kleine Lederlenkrad fest im Griff steigen wir aufs Gas

Der Druck in den Sportsitz könnte eine noch herzhaftere Soundbegleitung vertragen. Womöglich sind der neue Partikelfilter und die darauf angepasste Motorsteuerung dafür verantwortlich – oder es soll noch „Luft nach oben“ bleiben, wenn der TTRS mit seinem kernigen Fünfzylinder kommt. Zügig sortiert die Sieben-Gang-S-Tronic die Übersetzungen durch, bis 5300 Umdrehungen liegt jeweils volle Schubkraft an. Die weiße Silhouette von Kate’s Cottage in der Ferne dient als Orientierungspunkt, wie es nach der zarten Rechtsbiegung weitergeht, weiß der bewölkte Himmel.

Zum Glück ist die Fahrbahn trocken, der Quattroantrieb kann seine Traktionsvorteile voll ausspielen. Es hilft ungemein, die volle Straßenbreite ausnutzen zu können und nicht über Links- oder Rechtsverkehr nachdenken zu müssen. Die Piste ist ein Galadinner für PS-Feinschmecker, sanfte Anstiege und geschwungene Abfahrten, übersichtliche Bögen und sich gemein verengende Kehren wechseln sich im Stakkato-Rhythmus ab. Zum Blick auf die malerischen grünen Hügel und die Irische See bleibt wenig Zeit. Unsanft eingebremst wird unser Audi von der Snaefell Mountain Railway, einer der vielen Eigentümlichkeiten der Insel, die beim Streckenposten Bungalow die Fahrbahn kreuzt.

Willig folgt der TTS minimalen Steuerbewegungen, die Lenkung ist ein Fest an Direktheit und Präzision. Nur zwei Umdrehungen sind es von Anschlag zu Anschlag. Die brauchen wir jetzt. „Hairpin“ ist das englische Wort für Haarnadel und genauso sieht die Kurve aus, die diesen Namen trägt. Hier heißt es Schritttempo, U-Turn, das sichere Geläuf des gesperrten Abschnitts ist zu Ende. Nicht aber das Vergnügen, den Audi über den historischen Asphalt zu treiben. Der Horizont ist das Limit.

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