Neuheiten in Pebble Beach – Auf der Sonnenseite des Lebens

Von wegen, beim Concours d’Elegance in Pebble Beach dreht sich alles nur um Oldtimer. Auf dem Golfplatz mag das beim Klassik-Highlight des Jahres zwar stimmen. Doch weil sich zur PS-Party auf der Halbinsel südlich von San Francisco regelmäßig viele tausend zahlungskräftige Autofans einfinden, haben die Hersteller das Treffen längst auch als Bühne für ihre Neuheiten entdeckt. Während drinnen auf dem Green ein Schmuckstück nach dem anderen über die Rampe der Preisrichter gefahren wird, stehen deshalb draußen ein halbes Dutzend Premieren, die es erst noch zum Klassiker bringen müssen.

Bentley zum Beispiel nutzt den Concours für eine Vorpremiere des Mulsanne Cabrio. Zwar haben die Briten vor der Enthüllung des luftigen Viersitzers alle Kameras eingesammelt, und so richtig viele Details werden auch noch nicht verraten. [foto id=“431272″ size=“small“ position=“left“]Doch lässt die Mannschaft um den scheidenden Chef Wolfgang Dürheimer kaum einen Zweifel daran, dass der Luxusliner schon bald den Azure beerben und gegen die Vornehme Blässe des automobilen Hochadels anfahren wird.

Wer es trotz des 512 PS starken V8-Motors unter der Haube und einem Spitzentempo von geschätzten 280 km/h noch etwas stürmischer mag, dem sei eine andere Pebble-Beach-Premiere aus England empfohlen: Der McLaren MP4 12C Spider. Ein Jahr nach der Premiere des hoch gelobten Coupés soll er in ein paar Wochen zu Preisen ab etwa 240.000 Euro in den Handel kommen und Autos wie dem Porsche 911 noch weiter einheizen: Auch er hat eine Karosserie aus Kohlefaser und wird vom gleichen, 625 PS starken V8-Turbo angetrieben wie das Coupé. Und damit daran keiner zweifelt, haben die Briten das Verdeck so konstruiert, dass man den in Mittellage im Heck montierten Motor trotz der Stoffbahnen noch jederzeit sehen kann.

Auch BMW lässt sich vom schönen Wetter in Kalifornien verführen und stellt eine offene Neuheit nach Pebble Beach: Nur drei Monate nach der Premiere des Zagato Coupés beim Concorso in der Villa d’Este haben die Münchner zusammen mit ihren Kollegen aus Mailand auch einen Zagato Roadster auf die Räder gestellt. Zwar ist die Nähe zum Z4 unübersehbar: Doch mit [foto id=“431273″ size=“small“ position=“right“]einem neuen Grill, viel stärker konturierten Flanken und einem fast stromlinienförmigen Heck ist der Italo-Bayer ein durchaus eigenständiges Auto geworden – das wohl trotzdem keine Chance auf eine Serienproduktion hat.

Das gilt auch für den McLaren X-1. Anders als der Zagato hat der schwarze Tiefflieger aber eine Straßenzulassung und könnte demnächst in London, Moskau oder Miami auftauchen. Denn der Wagen ist keine Studie, sondern ein Einzelstück, das sich ein McLaren-Sammler für mehrere Millionen Euro auf Basis des 12C maßschneidern ließ. Drei Jahre haben die Briten dafür geplant und 18 Monate gebaut, bis aus dem Formel1-Renner für die Straße ein Bat-Mobil für die Fahrt zur Oper geworden ist.

Ein weiteres Einzelstück ist der Vintech P550. Gebaut vom französischen Konstruktionsbüro D3 zitiert die kaum eine halbe Tonne schwere Karbonflunder mit dem fast 300 PS starken Vierzylinder-Boxer im Heck so liebevoll den Porsche 550, dass Firmenchef Frederic Robin vorsichtshalber schon mal die Reißleine zieht: Zwar hätte er allein bei der Premierenparty locker ein Dutzend seiner nur 3,48 Meter langen und gerade mal 1,10 Meter hohen Flügeltürer-Coupés verkaufen können. Doch weil er [foto id=“431274″ size=“small“ position=“left“]keine Lust auf einen Rechtsstreit mit dem flugs herbei geeilten und ziemlich begeisterten Porsche-Management hat, deklariert er den Wagen lieber als Werbeträger für seine Konzeptauto-Schmiede und schließt eine Serienfertigung kategorisch aus.

Ebenfalls nur einmal wird es den hellblauen Ford Mustang geben, den die „Friends of Carroll Shelby“ im Gedenken an den im Mai verstorbenen Rennfahrer, Konstrukteur und Tuner aufgelegt haben. Anders als der serienmäßige GT500 kommt er mit einem Kompressor-V8 nicht auf 662, sondern auf stolze 850 PS, mit denen er manch einen Supersportwagen in Grund und Boden fahren könnte. Aber das war schließlich schon immer der Antrieb Shelbys, der bei seinem Debüt in Le Mans nicht umsonst sogar Ferrari geschlagen hat.

Der X1 ein eiliger Exot für einen PS-Philantropen, der Vintech nur ein Werbeträger und der Shelby-Mustang nur für eine wohltätige Versteigerung – deshalb müssen die reichen Raser aber noch lange nicht laufen. Schließlich steht in Pebble Beach auch die Launch-Edition der neuen Chrysler Viper. Und wer es etwas gediegener mag, dem verspricht Rolls Royce mit der [foto id=“431275″ size=“small“ position=“right“]Kleinserie „Aviator“ auf Basis des Phantom Coupé eine exklusive Zeitreise zu den Anfängen der Luftfahrt, als Firmengründer Charles Stewart Rolls sich mit dem Wasserflugzeug  Submarine S6B den Geschwindigkeitsweltrekord sicherte.

Zwar gehören neue Autos und aufwändige Präsentationen zum Wesen der Concorsi, die vor über 100 Jahren einmal als elitäre Verkaufsveranstaltungen für Superreiche erfunden wurden. Doch hört man in Pebble Beach auch Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung des Spektakels. Kein geringerer als der langjährige Conférencier Ed Herrmann zum Beispiel lobt in einem Interview mit Spiegel Online den Charme der alten Autos und fürchtet, dass viele Neuheiten aus Pebble Beach kaum mehr das Zeug zum Klassiker haben: „Irgendwie habe ich so meine Zweifel, ob moderne Autos diesen Charme jemals erreichen werden.“

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