Bugatti Typ 35

Oldtimer-Fahrbericht: Bugatti Typ 35 – Mit 88 im Herzen ein Renner

Oldtimer-Fahrbericht: Bugatti Typ 35 - Mit 88 im Herzen ein Renner Bilder

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Fast 90 Jahre alte Häuser stehen unter Denkmalschutz, fast 90 Jahre alte Senioren genießen ihren Lebensabend. Ein fast 90 Jahre alter Rennwagen gehört ins Museum - sollte man meinen. Bei Bugatti sieht man das anders. Die Molsheimer haben eine artgerechte Haltung für den himmelblauen Zweisitzer mit dem hufeisenförmigen Kühlergrill und dem aerodynamisch perfekt spitz zulaufenden Heck gefunden. Dieses Exemplar des Bugatti Typ 35 macht auch heute noch, wofür es 1926 gebaut wurde: Rennen fahren, Zuschauer begeistern, Spaß machen.
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Kunstvolle Mechanik an acht Zylindern

Grand-Prix-Bugattis sind Fahrautos: „Bis auf die absoluten Ausnahme-Fahrzeuge werden fast alle bewegt“, so Julius Kruta, Bugatti-Traditionsexperte. Der Grund: „Weil sie Spaß machen.“ Schon wenn der Mechaniker die Schnallen der dicken Lederriemen öffnet, mit denen die längs geteilte, lange Motorhaube festgezurrt ist, rücken Umstehende näher an die Rennikone heran. Unter dem mit Luftschlitzen perforierten Blech kommt ein Aggregat zum Vorschein, das seine feine Mechanik kunstvoll an acht Zylindern in Reihe demonstriert.

Ettore Bugatti war Künstler, kein Ingenieur

Der Künstler selbst, der mit dem T35 einen der erfolgreichsten Rennwagen der Geschichte erschuf, war nicht einmal ausgebildeter Ingenieur. Ettore Bugatti wurde in Mailand geboren, stammte aus einer Künstlerfamilie und erwarb sich sein technisches Wissen und Verständnis "durch Ausprobieren, unzählige Konstruktionszeichnungen und seine Besessenheit, stets nur das Beste zuzulassen", sagt heute sein Unternehmen über ihn. Der exzentrische Bugatti, der gerne Tropenhelm trug und nicht an jeden Kaufwilligen auch eines seiner Fahrzeuge veräußerte, schuf Spielzeuge für reiche Automobilisten: Schnelle, leichte Zweisitzer, mit denen man selbst - nur so zum Spaß - von A nach A fahren konnte. Ganz neu für diese Zeit: Im richtigen Leben ließen sich die Adeligen und Industriellen natürlich von A nach B chauffieren.
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Mehr als 2.000 Podest-Platzierungen

Als Hobby kauerten sich die Privatpiloten aber im Rennoverall zum Schutz gegen Dreck und Öl, mit dicker Brille zum Schutz gegen Steine und Fliegen, hinter das mit Holz beschlagene Steuer des offenen Typ 35. Peilten durch die winzigen Windschutzscheiben die nächste Kurve im Straßenrennen an – Targa Florio, Mille Miglia oder einer der vielen Grands Prix, die in den 1920er Jahren veranstaltet wurden. Mehr als 2.000-mal stand ein T35-Pilot auf dem Siegertreppchen.

Viel Handarbeit

Wie viel Handarbeit das Autofahren damals noch war, wird dem Fahrer im engen Cockpit des kleinen Bugatti auch heute noch bewusst: Kurbeln, um den 2,3-Liter-Benziner in Gang anzuwerfen, muss man heute nicht mehr, der T35 hat den Luxus einer Starterbatterie. Die anschalten, den Benzinhahn öffnen, mittels Handpumpe Druck im Tank aufbauen – der Beifahrer wird später bei voller Fahrt darauf achten müssen, dass der Druck nicht zu groß wird. Die Zündung auf „früh“ stellen und dann nicht erschrecken, wenn sich nach dem Druck auf den Anlasserknopf der Achtzylinder brüllend zum Dienst meldet.

Der Rahmen ist identitätsstiftend

Auch wenn er so aussieht: Ganz original ist der kleine Blaue nach 88 Jahren natürlich nicht mehr. "Es gibt kein perfektes Auto mehr", sagt Historien-Fachmann Kruta. Bei Bugatti ist der Rahmen identitätsstiftend. "Ein echter Typ 35 muss einen echten Rahmen haben und eine durchgehende Geschichte." Rahmen und Achsen sind bei diesem T35 noch original, Karosserie und Motor nicht. Ersatzteile werden angefertigt, zum Beispiel von Gentry Restorations in England. Da kann ein "neuer" Motor für den T35 rund 150.000 Euro kosten. Noch teurer sind Originalteile: "Manchmal tauchen auch noch echte Teile auf, mal eine Vorderachse, oder ein Getriebe, wenn ein Sammler stirbt. Diese Teile werden dann unter der Hand verkauft, sie werden dem Verkäufer aus den Händen gerissen."
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Viel Wind um die Ohren

Hinter das Lenkrad gekauert, mit Rennoverall und dicker Brille, stellt man fest, dass die winzige Windschutzscheibe ihrem Wortsinn nur wenig nachkommen kann. Der Fahrtwind braust einem um die Ohren, aber von vorn wärmt der Achtzylinder. Und auch wenn die Versuchung im engen Cockpit groß ist – wer über 1,80 Meter groß ist, dürfte seine Beine nicht mehr unterbringen können -, das Anlehnen an den Getriebetunnel unterlässt man schnell wieder, wenn das heiße Blech durch Overall und Jeans die Wade gegart hat.

Von der Rennstrecke verkauft

Das hat aber schon in den 1920ern niemanden davon abgehalten, Ettore Bugatti den T35 aus den Händen zu reißen. Die privaten Rennfahrer mit ihrem Bugatti verhalfen dem Patron zu goldenen Zeiten, mehrten sie doch mit ihren Siegen den Ruhm seines Autos. Nach erfolgreichen Rennwochenenden konnte er seine Rennikonen direkt an wohlhabende Kunden verkaufen. Die mit dem Zweisitzer theoretisch gleich nach Hause fahren konnten, sobald Kotflügel und Beleuchtung wieder montiert waren: Laut Bugatti war der T35 zu seiner Zeit das einzige Fahrzeug, das sowohl auf Rennstrecken fuhr, als auch eine Straßenzulassung besaß.
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Vehementer 90-jähriger

Die Begeisterung der frühen Rennfahrer teilt, wer einmal am Steuer des blauen Renners gesessen hat. Denn auch mit knapp 90 Jahren kann der Typ 35, wenn der Fahrer will. Vehement katapultiert der Achtzylinder in Action den nur 750 Kilogramm leichten T35 nach vorn, dank seiner Gewichtsverteilung von 50:50 stürzt sich der Bugatti-Blaue in jede Kurve, dass es eine Freude ist. Die gerade verzahnten Zahnräder im Getriebe (etwas anderes kannte man damals noch nicht) quietschen unter Belastung – mit dem wummernden Motor eine ohrenbetäubende Kombination.

Insassen müssen ackern

So mühelos das Auto die Anstrengung nimmt, so hart müssen die Insassen ackern. Der Fahrer kämpft in den Kurven am Lenkrad - natürlich ohne Servo -, gibt beim Schalten Zwischengas, um dem unsynchronisierten Getriebe die richtige Drehzahl anzubieten. Der Beifahrer versteift sich in schnellen Kurven, um nicht aus dem Auto zu fallen: Türen, Sportsitze, Sicherheitsgurte - alles Erfindungen der Neuzeit. Die Kombination Starrachsen und Blattfedern setzt dem Rücken zu. Aber kaum merkt man nach einigen hundert Kilometern noch Krach, Hitze und Enge. Regelmäßig siegen die Bugattis heute noch bei Oldtimer-Rallyes wie der Mille Miglia.
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Begehrte Sammlerstücke

Ihre Historie und ihr Spaßfaktor macht die Oldtimer zu begehren Sammlerstücken. Auf Auktionen werden sie im sechsstelligen Bereich bis über eine Million Euro gehandelt. Allerdings, so scherzt man, haben von 300 gebauten T35 rund 900 überlebt. In Argentinien baut die Firma „Pur Sang“ (französisch für „Vollblut“, so hießen auch Modelle von Bugatti) das Grand-Prix-Auto nach altem Vorbild neu. Die Repliken sind deutlich günstiger als die Originale.

Vor dem Kauf informieren

Vor dem Kauf eines T35 sollte man sich in gut unterrichteten Kreisen erkundigen, bei wem man kaufen kann. „Experten kennen die Autos, die gut sind. In groben Zügen ist von allen noch existierenden T35 bekannt, welches Auto wem gehört“, sagt Kruta. Wer sich mit dem Gedanken an einen Kauf trägt: Bugatti empfiehlt auf Anfrage Spezialisten in England und Frankreich. Denn, wenn schon ackern, schwitzen und strahlen, dann auch in einem mehr als 80 Jahre alten Original.

Bugatti Typ 35 – Technische Daten

Zweisitziger, offener Rennwagen
Radstand: 2,40 Meter
Gewicht: 750 Kilogramm
Motor: 8 Zylinder-Reihenmotor
Leistung: 88 kW/120 PS
Ersatzteilpreise: Kosten für Motor T35 (ohne Kompressor): ca. 150.000 EuroKosten für Getriebe T35: ca. 50.000 Euro (beides z.B. angefertigt von Gentry)

 

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