Lancia

Test: Lancia Voyager – Mit Wow-Effekt

Eigentlich ist der Lancia Voyager ein alter Bekannter, der früher als Chrysler auf Kundenfang ging. Doch seit der Fiat-Konzern das Sagen beim amerikanischen Hersteller hat, wird der Siebensitzer in fast ganz Europa unter dem Namen der Fiat-Tochter vertrieben. Er trägt zwar nun das Lancia-Logo auf der leicht veränderten Front, bleibt aber optisch seinen alten Design-Genen trotzdem treu. Wir baten den Voyager in der mittleren Ausstattung (Gold) sowie mit dem 120 kW/163 PS starken Diesel zum Alltagstest.

Exterieur

Wow! Zwar kannten wir den Lancia Voyager schon von der Fahrzeugpräsentation, wenn er aber den heimischen Carport ausfüllt, weiß man: Er ist nur dem Namen nach ein „Mini“-Van. In den USA – der Heimat großer Vans – firmiert der für amerikanische Verhältnisse mit 5,22 Meter gar nicht so große Voyager in dieser Kategorie. Aus deutscher Sicht, besonders wenn man an die genormten Stellplätze denkt, gehört das [foto id=“414656″ size=“small“ position=“left“]Fahrzeug aber zu den ganz großen Vertretern der Gattung Van und zielt damit eher auf die Kaufinteressenten eines VW Multivan als eines VW Sharan oder Ford Galaxy.

Wie lang der Voyager ist, merkt man beispielsweise auch beim Parken auf einem Supermarktgelände. Die Parkbucht ist längst ausgefüllt, vom Auto sind aber noch etliche Zentimeter übrig. Die Breite von zwei Metern ist hingegen kein Problem. Das liegt an den serienmäßigen zwei seitlichen Schiebetüren. Die ermöglichen einen  bequemen Ein- und Ausstieg, auch wenn es mal eng wird.

Raumangebot

Ein Wow! gilt auch dem Raumangebot. Fahrer und Beifahrer nehmen auf großzügig geschnittenen Sitzen Platz. Hier standen nicht die Maße von Haute Couture-Modells Pate, sondern eher die von Menschen, die (zu) gerne und (zu) viel bei amerikanischen Fast-Food-Ketten speisen. In der zweiten Reihe gibt es zwei Einzelsitze, die dritte Reihe besteht aus einer Dreier-Sitzbank. Hier können sich sogar Erwachsene [foto id=“414657″ size=“small“ position=“right“]niederlassen. Anders als in Sharan und Co. steht auch in der siebensitzigen Konfiguration reichlich Stauraum zur Verfügung. Fast 1.000 Liter fasst das Gepäckteil dann noch.

Der Clou verbirgt sich aber hinter dem Begriff „Stow´n Go“. So nennt Lancia/Chrysler das Sitzsystem. Die Plätze der zweiten und dritten Reihe lassen sich mit wenigen Handgriffen flach im Fahrzeugboden verstauen und genauso unkompliziert wieder hochziehen. Zum einfacheren Verständnis ist die Griffreihenfolge durchnummeriert, so dass die Bedienung einfach gelingt. Die früher erhältlichen drehbaren Sitze der zweiten Reihe sind allerdings nicht mehr im Angebot. Wer den Voyager in einen Zweisitzer verwandelt, kann sich über ein geradezu riesiges Ladeabteil freuen. Fast ist man versucht, die Echoprobe zu machen.[foto id=“414658″ size=“small“ position=“left“]

Knapp 4.000 Liter Volumen können gefüllt werden. Da übersieht man schon mal, dass der Teppichboden nicht immer einwandfrei verlegt ist und dass manche Kunststoffverkleidungen nicht wirklich gut aussehen. Ganz schnell verdrängt man diese Verarbeitungsschlampereien auch, wenn man die Preis- und Ausstattungsliste genauer studiert. So mancher Multivan-Kunde könnte dann blass vor Neid werden. Die von uns gefahrene Gold-Ausstattung bietet ab 40.990 Euro u.a. eine Dreizonen-Klimaautomatik, zwei elektrisch zu betätigende Schiebetüren, Ledersitze, Sitzheizung für die erste und zweite Sitzreihe, „Stow´n Go“, ein beheizbares Lederlenkrad, 17-Zoll-Felgen, Parksensoren sowie – besonders für kurzbeinige Fahrer praktisch – elektrisch verstellbare Pedale. Nur das Audiosystem unseres Testfahrzeugs konnte nicht überzeugen. Selbst dem technisch affinen Sohn gelang es nicht, hinter die Geheimnisse von Senderprogrammierung und vor allem deren Speicherung sowie die Einbindung von Mobiltelefonen zu kommen. Hier wäre sicherlich die Lektüre der umfangreichen Bedienungsanleitung angesagt.[foto id=“414659″ size=“small“ position=“right“]

Motorisierung

Aber natürlich standen wir nicht nur die ganze Zeit herum. Immerhin werkelt unter der Motorhaube ein 2,8-Liter-Diesel mit 120 kW/163 PS. Für diese Antriebsvariante entscheiden sich in Deutschland über 90 Prozent der Käufer. Der zum gleichen Preis wie der Selbstzünder angebotene Sechszylinder mit 211 kW/287 PS führt hier zu Lande ein Exotendasein. Der Diesel geht kraftvoll zur Sache, hat aber mit dem Fahrzeuggewicht von 2,2 Tonnen trotzdem kein leichtes Spiel. Nervöses Gasfuß-Treten mag er nicht, er bevorzugt, genauso wie die Sechsstufen-Automatik, gleichmäßige Beschleunigungsvorgänge und moderate Geschwindigkeiten. Auf der Autobahn fühlt er bei Einhaltung der Richtgeschwindigkeit am wohlsten. Reisen statt Rasen ist hier die artgerechte Fortbewegung. So gefahren, zeigt der Bordcomputer einen Durchschnittsverbrauch von 9,5 Litern an. Den Normwert gibt Lancia mit 7,9 Litern (CO2-Ausstoß: 207 g/km) an. Eine Start-Stopp-Automatik würde bei Stadtfahrten zum Treibstoffsparen beitragen, ist aber noch nicht erhältlich.

Fazit

Gleichgültig unter welchen Namen der Voyager nun angeboten wird: Kostenorientierte Menschen mit wirklich großem Platz- und Transportbedarf sowie einem Faible für den „american way of life“ sind mit ihm gut bedient.

Datenblatt: Lancia Voyager

Siebensitziger Van
Länge/Breite/Höhe: 5,22 Meter/2,00 Meter/1,75 Meter
Radstand: 3,08 Meter
Kofferraumvolumen: 934 bis 3.912 Liter
   
Antrieb: 2,8-Liter-Diesel, Sechsgang-Automatik, 120 kW/163 PS
max. Drehmoment: 360 Nm bei 1.800 U/min
0-100 km/h: 11,9 s
Vmax: 185 km/h
Verbrauch: 7,9 l/100 km, 207 g CO2/km
Testverbrauch: 9,5 Liter
   
Preis: ab 37.990 Euro

Kurzcharakteristik: Lancia Voyager

Alternative zu: VW Multivan, Mercedes Viano
Sieht gut aus: vor einem amerikanischen Fast-Food-Laden
Passt zu: Menschen, die gerne Preis- und Ausstattungslisten vergleichen

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