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Test Nissan 370Z Coupé – Der Porsche fürs Volk

Von Holger Zehden — Eigentlich haben Sportwagen keine Daseinsberechtigung: sie sind teuer, schaden der Umwelt und praktisch sind sie nur selten. Aber mal ehrlich, genau so verhält es sich schließlich mit den meisten Dingen, die Spaß machen. Einziges Problem beim Sportwagen ist, dass ihn sich kaum jemand leisten kann oder möchte. Doch mit dem Nissan 370Z liefern die Japaner einen Rennwagen für die Straße, der sich leistungsmäßig auf Augenhöhe mit Porsche Cayman R und Audi TT RS befindet, deren Preis jedoch deutlich unterbietet.

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Fazit; Bewertung; Datenblatt und Preise

Echter Sportwagen

Optisch stehen beim Nissan 370Z die Zeichen auf Angriff. Weit aufgerissenes Kühler-Maul, große Motorhaube. In den Flanken sitzen die markanten Bumerang-Leuchten die dem flach über dem Asphalt kauernden 370Z[foto id=“376431″ size=“small“ position=“left“] sein so markantes Gesicht verleihen. Auch die extrem weit ausgestellten Radhäuser und die serienmäßige Doppelauspuffanlage zeugen vom Sportwagen-Charakter des 370Z. Im Inneren setzt sich der Eindruck unvermindert fort. Auch hier zeigt sich der Japaner sportlich und als reinrassiger Sportler. Die Verarbeitung ist durchweg gut, auch wenn an einigen Stellen Kunststoff verbaut wurde. Irgendwoher muss der günstige Preis ja kommen. Während selbst größere Fahrer bequem in den Sportsitzen Platz finden, ist das weitere Raumangebot stark begrenzt. Wenig üppig fällt auch der Kofferraum aus. Die 275 Liter, die Nissan als maximale Zuladung angibt, sind zwar ein stattlicher Wert im Segment, doch verbaut man sich dadurch die ohnehin geringe Sicht. Die Form des Stauraums, unter der stark abgeschrägten Heckscheibe, lässt zudem nur kleine Koffer und anderes flaches Ladegut zu. Der 370Z ist eben ein Sportwagen und keine Familienkutsche.

[foto id=“376432″ size=“small“ position=“right“] Der Arbeitsplatz ist aufgeräumt und übersichtlich. Drehzahl und Geschwindigkeit werden dem Fahrer über klassische Rundinstrumente dargeboten. Die Tankanzeige setzt sich hingegen aus einer kleinen LED-Leiste zusammen, auf der mit abnehmendem Kraftstoffverbrauch ein Licht nach dem anderen erlischt. Darunter liegt das Display des Bordcomputers, über den man Daten wie Durchschnittsgeschwindigkeit, Reichweite und Kraftstoffverbrauch abrufbar sind. Auf der Mittelkonsole thronen drei kleine Rundinstrumente, die Informationen über Motortemperatur, Batteriespannung und Uhrzeit liefern, und zusätzlich Rennwagen-Felling liefern. Darunter angeordnet ist der Touchscreen der Navigations- und Radio-Einheit. Der darunter liegende Wahlhebel der Automatikschaltung ist von Kunststoff in Aluminiumoptik eingefasst und nimmt zusätzlich Tasten zum Abschalten des elektronischen Stabilitätsprogramms ESP sowie für einen „Snow“ Modus auf, der beim Anfahren auf Schnee und losem Untergrund die PS im Zaum hält.

Kraft kommt von Kraftstoff

Letzterer kann nämlich durchaus dafür sorgen, dass der nette Tankwart von nebenan schon bald zum besten Freund wird. [foto id=“376433″ size=“small“ position=“left“]Nimmt man den 370Z nämlich ordentlich ran, gönnt sich der Renner mit 7-Gang-Automatik gerne auch mal 16 Liter Super Plus auf 100 km. Wir haben uns zwar auch davon überzeugen können, dass die Werksangaben von 10,6 Liter Durchschnittsverbrauch auch beinahe erreicht werden können. Mit extrem behutsamem Gasfuß gelang es uns den Boliden mit 11,2 Liter Verbrauch durch die Leipziger City zu bewegen. Sobald man jedoch nur den kleinsten Zwischenspurt einlegt, schnellt die Anzeige des Verbrauchs gleich um ein bis zwei Liter nach oben. Außerorts steigt der Verbrauch beim 370Z jedoch meist an, was jedoch nicht an der Technik, sondern stets am Fahrer liegt.

Woher Kraftstoff seinen Namen hat, wird beim Nissan 370Z mehr als deutlich. Stellt man das Gaspedal mal eben dem Bodenblech vor, quittiert dies der 3.7-Liter Motor dank 241 kW/328 PS[foto id=“376434″ size=“small“ position=“right“] mit sattem V6-Sound und brachialem Vortrieb. Erst bei 250 km/h ist damit Schluss, und das auch nur durch elektronisches Abriegeln. Man spürt deutlich, dass der Motor eigentlich noch Puste hat. Steht einem doch bei jeder Geschwindigkeit noch massig Vortrieb zur Verfügung. In nur 5,3 Sekunden hämmern die 363 Newtonmeter des 370Z den Wagen aus dem Stand auf 100 km/h. Beim Ausfahren aus Autobahnbaustellen durchbricht man nach nur wenigen Sekunden wieder die 200-km/h-Makre. Dank der schmalen Bi-Xenonscheinwerfer und der flachen Silhouette ist einem jedoch freie Fahrt auf der Linken Spur beinahe garantiert. Genauso wie manch ungläubiger Blick, wenn man bei Tempo 200 die sonstigen Herrscher der Überholspur förmlich stehen lässt. [foto id=“376435″ size=“small“ position=“left“]Auf Landstraßen kann hingegen das Fahrwerk zeigen, was es kann. Zwar gibt dieses eine ziemlich genaue Landkarte sämtlicher Unebenheiten der Straße an die Wirbelsäule des Fahrers weiter, doch lässt es den 370Z auch wie auf Schienen um jede Kurve gleiten. In kaum einer Kehre muss man merklich vom Gas gehen. Selbst mit deaktiviertem ESP gerät der 370Z – dank idealer Gewichtsverteilung von 53 Prozent an der Vorderachse und 47 Prozent hinten – nur schwer aus der Ruhe, bleibt aber selbst dann gut beherrschbar. Die konturierten Sportsitze geben zudem sehr guten Seitenhalt und federn die Schläge des Fahrwerks etwas ab.

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Breitensportler

Nissan positioniert seinen 370Z gleich in mehrfacher Hinsicht als „Breitensportler“. Zum einen überragt der Japaner mit 1.845 mm seine beiden deutschen Konkurrenten Porsche Cayman und Audi TTRS in der Breite, zum anderen richtet sich die Preispolitik der Japaner [foto id=“376437″ size=“small“ position=“left“]an eine deutlich größere sportwagenaffine Zielgruppe. Mit einem Startpreis von 38.750 Euro ist der Nissan 370Z zwar alles andere als ein „Volkswagen“, liegt damit jedoch 18.000 Euro unter dem Audi TT RS und 31.080 Euro unter dem Porsche Cayman R. Und das, obwohl die Leistungswerte aller drei Fahrzeuge sehr nah beieinanderliegen und auch die Materialauswahl und -verarbeitung im Nissan alles andere als billig wirkt. Damit folgt der 370Z dem Beispiel seines großen Bruders GT-R, der mit Kampfpreisen ab 90.900 Euro Angst und Schrecken unter den renommierten Supersportlern verbreitet.

Üppig ausgestattet

Noch dazu spendiert Nissan dem 370Z für den verhältnismäßig geringen Preis bereits umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung. So[foto id=“376438″ size=“small“ position=“right“] verfügt das japanische Sport-Coupé serienmäßig über 18-Zoll-Leichtmetallfelgen, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Bordcomputer, Bluetooth-Schnittstelle mit Freisprecheinrichtung, Klimaautomatik, schlüssellosen Zugang Intelligent Key mit Start/Stopp Knopf, elektrisch verstellbare Sitze und Regensensor. Gegen 2.500 Euro Aufpreis erhält man im Ausstattungsniveaus „Pack“ zusätzlich Bose Audio System mit sechs Lautsprechern, zwei Richbasse-Subwoofern und 6-fach CD-Wechsler, Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer, zweistufige Sitzheizung und Teillederausstattung. Zusätzlich dazu verfügte unser Testwagen über Rays 19-Zoll-Leichtmetalfelgen, Anti-Scratch-Metalliclackierung und das optionale Conncet Premium Paket, mit Festplattennavigation, [foto id=“376439″ size=“small“ position=“left“]7-Zoll-Farbdisplay mit Touchscreen und Rückfahrkamera, Spracherkennung, Radio mit 9,6 Gigabyte Music Box sowie AUX- und USB-Anschluß.

Auch bei der Sicherheitsausstattung gibt sich der 370Z bereits in der Serie üppig ausgestattet. So verfügt die Basisvariante über ein Reifendruck Kontrollsystem, Fahrlichtautomatik, sechs Airbags, Alarmanlage, Anti-Blockiersystem (ABS) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD), Bi-Xenon Hauptscheinwerfer mit Scheinwerferreinigungsanlage, elektronisches Stabilitätsprogramm ESP mit Traktionskontrolle, Aktiv-Kopfstützen, Nissan Bremsassistent und geschwindigkeitsabhängige Servolenkung.

Motor und Getriebe

Wie auch bei der Konkurrenz bietet Nissan den 370Z nur mit einem – den Namen gebenden – 3.7-Liter V6-Aggregat zum Verkauf. Der Kunde hat dabei lediglich die Wahl zwischen einem manuellen 6-Gang-Getriebe, oder einer 7-Stufen-Automatik. Unser Testwagen verfügte über[foto id=“376440″ size=“small“ position=“right“] das 7-Gang-Automatikgetiebe, das sehr präzise arbeitete und auf Wunsch über Schaltewippen zusätzlichen Vortrieb abrufbar machte. Im Halb-Automatik-Modus fiel uns jedoch das etwas zögerliche Ansprechverhalten der Schaltwippen am Lenkrad auf. Es dauerte immer einen Moment, bevor die Anweisung entsprechend umgesetzt wurden.

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Fazit

Trotz Kampfpreis tut sich der Nissan 370Z in Deutschland bisher schwer. Laut Kraftfahrtbundesamt waren zum 1. Januar 2011 lediglich 618 Nissan 370Z in Deutschland zugelassen und das trotz dem mit Abstand besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn für das Prestige, einen „Einsteiger“ Porsche Boxster zu fahren, der deutlich weniger Leistung bietet, legt man mit 46.982 Euro bereits 8.232 Euro mehr hin, als für einen neuen Nissan 370Z. Aber die Deutschen lieben nun mal ihre Autos. [foto id=“376442″ size=“small“ position=“left“]International erfreut sich der japanische Breitensportler hingegen großer Beliebtheit, lässt sich die Z-Reihe von Nissan doch relativ kostengünstig weiter auf Optik und Leistung tunen.

Doch auch das Serienmodell des 370Z weiß durchaus zu überzeugen. Trotz kürzerem Radstand und 30 mm breiterer Karosserie, wirkt der 370Z deutlich dynamischer und agiler als sein Vorgänger 350Z. Besonderer Hingucker sind die bumerangförmigen Scheinwerfer. Auch die Fahrleistung ist überzeugend. Mag sein, dass das Fahrwerk eines Porsche Cayman R ein wenig feiner abgestimmt ist und die verbauten Materialien insgesamt hochwertiger anmuten. Aber das stört den Nissan herzlich wenig, denn zum einen rechtfertigt er durch seinen wesentlich niedrigeren Einstiegspreis die eine oder andere Unzulänglichkeit gegenüber Porsche und Co. Zum anderen hat der 370Z eindeutig zu viel Temperament, um mit ihm im Schritttempo durch die Innenstadt zu flanieren. Wer unbedingt ein Auto als Prestigeobjekt benötigt, sollte lieber einen Bogen um das 370Z Coupé machen. Denn bei diesem Fahrzeug handelt es sich um einen reinrassigen Sportler, ohne Schnickschnack. Und mehr Sportwagen gibt es sonst nirgendwo, für so wenig Geld.


Bewertung –
Nissan 370Z Coupé Pack


Exterieur-Design 1,7
Interieur-Design 2,2
Multimedia 1,6
Navigation 1,8
Fahrbetrieb 1,7
Verbrauch 2,8
Kosten pro Jahr*
Anschaffungspreis Testfahrzeug 47.900 Euro
Kraftstoffkosten** 2688 Euro
Steuern 182 Euro
Wertverlust 7.185 Euro
Gesamtkosten pro Jahr:   
10.055 Euro
Testergebnis/Gesamtprädikat:  
2,0

*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
**Kraftstoffkosten bei 1,60 Euro/Liter Super-Plus-Benzin und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern

 

Datenblatt – Nissan 370Z Coupé Pack
zweitüriger, zweisitziger Sportwagen, Heckantrieb
Länge/Breite/Höhe: 4.250 mm/ 1.845 mm/ 1.310 mm
Radstand: 2.550 mm
Motor:
Hubraum: 3.696 ccm
Leistung: 241 kW/328 PS bei  Umdrehungen pro Minute
max. Drehmoment: 363 Newtonmeter bei 7.000 Umdrehungen pro Minute
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 5,3 s
Test-Verbrauch (im Mittel): 11,2 l/100 km
CO2-Ausstoß: 248 g/km
Schadstoffklasse: Euro 5
Ausstattung
(Serie, Auswahl):
Reifendruck Kontrollsystem, Fahrlichtautomatik, sechs Airbags, Alarmanlage, Anti-Blockiersystem (ABS) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD), Bi-Xenon Hauptscheinwerfer, elektronisches Stabilitätsprogramm ESP, Traktionskontrolle, Nissan Bremsassistent, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, Bordcomputer, Bluetooth-Schnittstelle mit Freisprecheinrichtung, Klimaautomatik, schlüsselloser Zugang Intelligent Key mit Start/Stopp Knopf, elektrisch verstellbareund klimatisierte Ledersitze, Regensensor, Bose Audio System, Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer
Gewichte/Zuladung
Leergewicht: 1.600 kg
zul. Gesamtgewicht: 1.800 kg
Zuladung: 200 kg
Kofferraumvolumen: 235 l
Preise
Basismodell: ab 38.750 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt., zzgl. Überführungskosten)
Testwagen:  Euro 47.900 (inkl. 19 Prozent MwSt.)
Topmodell: ab 41.250 Euro (inkl. 19 Prozent MwSt., zzgl. Überführungskosten)

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Gast auto.de

September 6, 2011 um 6:58 pm Uhr

Über Geschmack lässt sich ja Gott sei Dank streiten!
Der Vorgänger sah um Längen besser aus als der 370Z.
Dieses Fahrzeug wird hier bestimmt kein Kassenschlager werden 🙂

Gast auto.de

September 6, 2011 um 1:28 pm Uhr

Keine Daseinsberechtigung? Im Grundprinzip könnten Sportwagen umweltfreundlicher sein als jeder Kleinwagen oder Familienkombi! Bessere CW Werte und weniger Gewicht sind 2 wesentliche Merkmale von guten Sportwägen und damit gleichzeitig Basis für ein starkes Umweltbewusstsein. Es kommt nur darauf an, wie der Sportwagen letztendlich umgesetzt wird. Ein Lotus z.B. ist Sportlich, Leicht, und Schnell und verbraucht trotzdem nur je Nach Motor 6-10 Liter. Ein Kombi bei gleichen Fahrleistungen braucht eher 9-15 Liter. Und weil die meisten Leute sowieso nur alleine zur Arbeit fahren. Mal abgesehen von SUVs.

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