Bergers Finanzplädoyer: Eine finanzierbare Show

(motorsport-magazin.com) Das liebe Geld ist auch in der Formel 1 nicht endlos vorhanden. Das ist nicht erst seit der aktuellen Finanzmarktkrise klar, schließlich war das Ende des Super Aguri Rennstalls nicht die erste Pleite in der Königsklasse. Für Gerhard Berger ist es nun aber anscheinend genug. Nachdem bereits Max Mosley betont hat, dass die Kosten drastisch gesenkt werden müssen und er dabei viel Zustimmung bekam, musste sich auch der Österreicher zu diesem Thema Luft machen. "Wenn man sich die GP2 ansieht, versteht mich da nicht falsch – ich will die GP2 nicht mit der Formel 1 vergleichen und ich will, dass die Formel 1 nicht zu nahe an anderen Serien ist, da sie anders sein muss -, aber es kann nicht sein, dass die Formel 1 hundert Mal so viel kostet wie die GP2", erklärte Berger gegenüber Autosport.

Vor allem aus einem Grund kann für ihn diese Kostenschere so nicht sein: des Öfteren ist die Show in der GP2 besser. Aus seiner Sicht ist es deswegen nun höchste Zeit, Änderungen zu machen. "Wir müssen ein Geschäftsmodell installieren, wo es eine fantastische Show für die Leute gibt und wir gleichzeitig überleben und Geld verdienen können. In jedem anderen Business kann man Geld verdienen." Und für Berger wären gerade Kundenautos ein Weg, um auch als kleineres Team die Formel 1 mit vertretbaren Kosten zu betreiben. Besonders verärgert ist der Österreicher über den eisernen Widerstand von Teams wie Williams, vor allem deswegen, weil es nun so aussieht, als würden Einheitsteile als Weg aus der Krise gesehen.

Die falschen, alten Konzepte

"Ich sehe die Leute in der Formel 1 als sehr fähige Leute, aber auf der finanziellen Seite habe ich das Gefühl, als wären alle machtlos", erklärte er. So sei es in jedem Unternehmen so, dass man die Richtung ändern müsse, wenn es von außen Probleme gebe, da es sonst schwierig werde. Sollte es dramatische Änderungen geben, gehe es dann sogar ums Überleben. "Ich sehe Frank [Williams] manchmal immer noch darüber reden, wie die alten Konzepte [dass alle Konstrukteure sein müssen] weiter beibehalten werden sollen und ich denke, das ist völlig, völlig falsch. Ich denke, unser Job ist es, einen fairen Sport mit einer tollen Show zu bieten und es ist völliger Unsinn, wenn man denkt, dass Millionen und Millionen an Investitionen in die technische Entwicklung unseren Sport nach vorne bringen."

Die weltweite Finanzkrise sieht Berger nun als Anstoß dazu, dass wohl auch die Letzten verstehen, dass sich etwas tun muss und dass man sich auf eine Änderung wird einigen können. Bei einem Meeting zwischen FIA, Bernie Ecclestone und der Teamvereinigung FOTA nach dem Rennen in China könnte seiner Meinung nach die Zukunft des Sport auf den richtigen Weg gebracht werden, wobei Berger es schon für verrückt hält, dass es nicht sofort passiert. "Es gibt einige Dinge, die man sofort machen kann. Wir brauchen viel zu lange. Jedes normale Unternehmen, das sich so lange im Kreis dreht, um einen Ausweg zu finden, wäre bankrott."

Ein Brief

Wie er sich das vorstellen kann, hat Berger in einem Schreiben an Max Mosley im Juli auch ausformuliert. Dort meinte er, dass es vielleicht möglich wäre, dass die Hersteller-Teams sich darauf einigen können, Budget-Einschränkungen einzuführen und gleichzeitig den Antriebsstrang und KERS an zumindest ein Team kostenfrei zu liefern, ohne dass dadurch das Budget stiege. "Um das zu schaffen, würden wir vorschlagen, dass die minimale Kilometerleistung des Antriebs weiter ausgedehnt wird." Diese Zusammenarbeit könnte sogar noch weiter gehen und auch die Hinterradaufhängung und Aerodynamik-Teile beinhalten. Eine Kooperation in diese Richtung soll beispielsweise Force India mit McLaren und Mercedes anstreben und Berger glaubt, dass man sich dort eigentlich schon einig ist.

Eine weitere Möglichkeit der Kostenersparnis sind für Berger dann eben auch noch Standardteile, wobei die technologische Herausforderung seiner Meinung nach aber dennoch auch gewahrt bleiben muss. So werden sich wohl auch alle Hersteller weigern, einen Standard-Motor einzuführen. "Ich denke, man kann da viel machen. Es wird sich zunächst eigenartig anfühlen, aber letztendlich bin ich manchmal wirklich überrascht, dass Leute glauben, es gebe tatsächlich Fans auf den Tribünen, die daran interessiert sind, wie das Getriebe schaltet – oder ob es aus Aluminium oder Verbundstoff ist. Niemand schert sich darum, niemand. Wir müssen am Sonntagnachmittag eine gute Show liefern, das müssen wir tun."

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