Ein Handicap-Rennen für Hamilton: McLaren baut auf Strategie und Kovalainen

(motorsport-magazin.com) Der Begriff Handicap kommt im Sport auf verschiedensten Arten vor. Die Golfer nennen damit die Schläge, die man mehr als der Platz-Standard brauchen darf, bei Pferderennen sind Handicap Races jene Bewerbe, bei denen die Pferde verschiedene Gewichte mit sich tragen müssen – das beste bekommt am meisten aufgebrummt. In der Formel 1 könnte man durchaus von einem Handicap Race sprechen, wenn ein Fahrer zehn Plätze weiter hinten starten muss, als es sein Qualifying-Platz erlaubt. So wird es Lewis Hamilton in Magny Cours gehen, allerdings hat er dieses Handicap nicht erhalten, weil er der schnellste Fahrer war, sondern weil er in der Box von Montreal den vor ihm an der Ampel wartenden Kimi Räikkönen erwischte.

"Ich denke gar nicht lange darüber nach. Wir konzentrieren uns wie immer ganz auf unsere Arbeit. Natürlich werden wir bei der Strategie berücksichtigen, dass ich weiter hinten starte und einige Autos überholen sollte, um Punkte zu sammeln", meint Hamilton dazu, dass er von weiter hinten ins Rennen gehen muss. Dabei ist ihm aber klar, dass es nicht viele Überholmöglichkeiten geben wird. "Am ehesten geht das beim Ausbremsen vor der Adelaide-Haarnadelkurve und vor der vorletzten Kurve", glaubt er. Da die Boxengasse recht kurz ist, sieht er dort aber auch strategische Möglichkeiten. Zudem rechnet er damit, dass ein Problem des Vorjahres diesmal keine Rolle spielen wird. "Im letzten Jahr fehlte uns in den Hochgeschwindigkeitskurven etwas Top-Speed, aber in diesem Jahr haben wir uns gesteigert. Wir sollten gut in Form sein."

Davon geht auch Heikki Kovalainen aus, der sich bereits sehr auf Magny Cours freut. Denn die schnellen Kurven und anspruchsvollen Schikanen sieht er als interessante Herausforderung. "Du musst dort sehr präzise fahren und das gefällt mir", sagt der Finne. Dafür muss er nach wie vor bedauern, dass die bisherigen Ergebnisse nicht dazu passen, wie er sich mit dem McLaren verbessert. In Frankreich will er sich nun mit einem guten Qualifying in die Position bringen, um das zu berichtigen. Der Blick auf die WM-Wertung wird dabei allerdings nur nebensächlich. "Ich schaue mir die Punktetabelle zur Zeit gar nicht an. Die Entscheidung um den WM-Titel ist jedenfalls noch lange nicht gefallen ist. Ich hoffe, dass ich in Frankreich ordentlich Punkte sammeln kann", meint Kovalainen.

Optimistisch geht McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh nach Magny Cours. Denn er muss feststellen, dass mit dem MP4-23 Fortschritte erzielt wurden, auch wenn sich das im Ergebnis von Kanada nicht widerspiegelte. "Eines unserer Ziele bei der Entwicklungsarbeit im Winter war die Steigerung unserer Leistungsfähigkeit im Hochgeschwindigkeitsbereich und das ist uns gelungen. In Magny-Cours und Silverstone wollen wir das zeigen", betont er. Klar ist ihm, dass die voraussichtlichen Startpositionen seiner Fahrer unterschiedliche Strategien verlangen werden. "Wir wissen, dass es nur für ein Auto die optimale Strategie gibt, aber wir wollen natürlich mit beiden Autos das bestmögliche Resultat erzielen. Beide Fahrer beurteilen ihre Chancen optimistisch und wir werden zusammen mit den Strategen und Ingenieuren intensiv an der bestmöglichen Rennstrategie arbeiten", meint Whitmarsh dazu.

Für Norbert Haug schwingt aktuell noch immer ein wenig die Enttäuschung über die Ereignisse in Montreal nach, war Hamilton dort doch klar auf Pole gefahren. Der Mercedes Motorsportchef rechnet in Magny Cours mit einer schwereren Aufgabe – nicht nur wegen Hamiltons Handicap beim Start, sondern auch wegen der schwierigen Vergangenheit von McLaren auf der französischen Strecke. "Dieses Mal wird Lewis‘ Rennen deutlich weiter hinten losgehen. Wir bauen natürlich darauf, dass Heikki in der gleichen Form unterwegs sein wird, wie bei den ersten sechs Rennen. Mal sehen, vielleicht fällt uns für Lewis eine besondere Strategie ein, um ihm nach vorne zu helfen. Seine Aufgabe bleibt so oder so ausgesprochen schwierig, denn in Magny Cours herrscht erfahrungsgemäß meistens Überholverbot – auch wenn man das schnellste Auto haben sollte", sagt Haug und will die Flinte noch nicht ins Korn werfen. Ein Handicap Race wird es trotzdem.

adrivo Sportpresse GmbH

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