Alfa Romeo

Fahrbericht Alfa 166: Reisen all´ Italiana

Damit rollt das Fahrzeug nicht nur sparsam, sondern auch mit echtem Sportsgeist zum Kunden. Was den Umgang mit diesem Auto vor allem erfreut ist der Motor, ein 2,4-l-Fünfzylinder-Turbodiesel mit 129 kW/175 PS und einem bulligen Drehmoment von 385 Nm bei 2000 Umdrehungen in der Minute.
Alfa 166. Foto: Auto-Reporter
Seidenweich und leise läuft das Aggregat und das leichte Pfeifen des Garett-Turboladers ist eine willkommene Zugabe. Das – und natürlich die Leistungsfähigkeit der Maschine freut den Alfisto, der sich zu Zeiten von Giulia und Alfetta nicht einmal hat vorstellen können, dass ein Alfa Romeo mit Dieselantrieb kompatibel ist. So ändern sich die Umstände und das Unternehmen weist heute selbstbewusst darauf hin, dass die Common-Rail-Dieseltechnik von Fiat erfunden und in Kooperation mit Bosch weiter verfeinert wurde.
Auf der Autobahn rollt man im 6. Gang nahezu lautlos dahin und verbraucht dennoch nicht mehr als acht Liter pro 100 Kilometer. Bei 72 Litern Tankinhalt ergibt das die stattliche Reichweite von 900 Kilometern. Die knackige Schaltung mit kurzen Wegen, die leicht zu bedienenden Pedale und das Fahrwerk, das mit steigender Geschwindigkeit angenehmer wird, sorgen für entspanntes Reisen. Bei langsamer Fahrt stört die bei harter Dämpfung etwas weiche Federung. Der Frontantrieb macht sich bei vollem Krafteinsatz leicht bemerkbar, ohne das Fahrvergnügen jedoch ernstlich zu schmälern. Die Fahrleistungen erreichen mit 222 km/h Höchstgeschwindigkeit und 8,9 Sekunden Beschleunigung auf 100 km/h sportliches Niveau.
Dazu sitzt man bequem in einem wohl gestalteten Innenraum. 4,72 m Außenlänge sind ein stattliches Format und bedeuten in Italien Oberklasse, im Land der Premiummarken eher obere Mittelklasse. Das kleinere Format kann wohl auch daran liegen, dass Italiens Städte enger sind. Beengt ist dagegen keiner der fünf Passagiere, allerdings ist der Platz auch nicht üppig, sondern angemessen, wie ein Maßanzug aus Mailand. Die Sitze bieten guten Seitenhalt sind aber nicht besonders dick gepolstert, so dass hier und da Stöße von schlechten Straßen deutlich spürbar werden.
Die übersichtlichen Instrumente erreichen aber nicht ganz die stilistische Sicherheit älterer Alfa-Modelle. Die Digitaluhr im Kombiinstrument passt beispielsweise nicht ins Alfa-Ambiente. Das Informationsdisplay sitzt etwas zu tief. Der Fahrer muss den Blick vom Verkehr abwenden und senken. Eine Verbrauchsanzeige gibt es nicht, deren Angaben bei diesem Auto nicht erschrecken sondern erfreuen würden. Der Kofferraum ist mit knapp 500 Litern Inhalt fernreisetauglich, was für die Zuladung von 435 kg nicht zutrifft. Bei fünf erwachsenen Insassen europäischen Durchschnittsgewichts bleiben 85 kg für Gepäck.
Der Alfa 166 ist ein schönes Auto. Die Linien stimmen. Die Karosserie sieht von allen Seiten gut aus, harmonisch und gleichzeitig dynamisch. Das Gesicht in der Menge, vom Alfa 156 vorgegeben, macht den größten Alfa auch im fortgeschrittenen Modellalter zu einem Hingucker. Ende 2003 ist dieses Gesicht modernisiert worden. Die großen Scheinwerfer zeigen nun, wie es heute Mode ist, ihr facettenartiges Innenleben. Der Kühlergrill wurde größer und die Motorhaube pfeilförmig geformt. Die Kofferraumhaube, die bis zum Stoßfänger reicht und damit beladungsfreundlich ausfällt, ist mitsamt den Rückleuchten neu gezeichnet worden. Im Innern neu: Die Farbe der Instrumenten-Zifferblätter kann sich jeder nach Gusto aussuchen zwischen Schwarz, Grau und Hellbeige.
Die Sicherheitsausstattung lässt nichts zu wünschen übrig: Airbag, Seitenairbag und Kopfairbag (Windowbag)für Fahrer und Beifahrer, Anti-Blockier-System (ABS) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD) und Vehicle Dynamic Control (so heißt ESP bei Alfa)mit Bremsassistent. Der Alfa mit dem Turbodiesel kostet in der Ausstattungsversion Progession 35 600 Euro und liegt damit deutlich unter dem Preis der einheimischen Autos dieser Größenordnung. Im Hause Fiat gibt es den eleganten Lancia Thesis, sogar mit der gleichen Motorisierung. Dass diese beiden Autos trotz ihrer Qualitäten in der entsprechenden Käuferschicht nicht die Verkaufszahlen erzielen, die man sich in Italien vorstellt, hat hauptsächlich Image-Gründe. Sachliche gibt es aber auch, als da wären die relativ hohen Versicherungsprämien. Beim Alfa 166 liegt die Versicherungseinstufung bei 21 (Haftpflicht, 25 (Teil-) und 27 (Vollkasko). Der Wiederverkaufswert ist auch nicht der höchste. Wobei dieses Argument Alfa Romeo Freunde schon gar nicht abschreckt. Die kaufen nur eine Marke.
Details:
Länge/Breite/Höhe: 4720/1800/1416 mm, Radstand 2700 mm, Wendekreis 11,60 m, Leergewicht 1615 kg, Zuladung 435 kg, Kofferraum 490 l, Tank 72 l
Motor: Fünfzylinder-Diesel mit Common-Rail-Einspritzung und Turboaufladung,
129 kW/175 PS bei 4000 U/min, Drehmoment 385 Nm bei 2000 U/min, Abgaseinstufung Euro 3, EU-Verbrauch im Mittel 7,5 l, Praxisverbrauch 8,1 l,
Fahrzeugpreis „Progression“ 35 600 Euro, Automatik 2100 Euro, Navisystem 1750 Euro.
Von Uwe Gabler
17. September 2004, Quelle: Auto-Reporter

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