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Fahrbericht Hyundai Tucson CRDi: Solider Partner in (fast) allen Lebenslagen

Hier sollte sich der Testkandidat keine Schwächen erlauben und seine Stärken demonstrieren. Der Hyundai Tucson erwies sich im Süden Frankreichs als solider, zuverlässiger und flexibler Partner ohne echte Schwächen. Kein Wunder also, dass deutsche Kunden bis zu fünf Monate auf einen Tucson warten müssen, weil die Koreaner dem deutschen Importeur nicht genug Fahrzeuge zur Verfügung stellen kann. Das gilt insbesondere für den Diesel, den wir in der Provence und der Côte d´Azur fuhren.
Hyundai Tucson. Foto: Auto-Reporter
Zwei Menschen und wirklich reichlich Gepäck im Tucson zu verstauen ist kein Problem. Der modische Koreaner ist 4,33 Meter lang und 1,73 Meter hoch, auch hinten sitzen Erwachsene bequem. Sicher auch ein Verdienst des üppigen Radstandes von 2,63 Metern. Die Rücksitzbank ist mit einem Handgriff geteilt umlegbar und ergibt eine ebene Ladefläche mit bis zu 1375 Litern Volumen. Wir mussten also nicht nachdenken, wie Sack und Pack sinnvoll zu verstauen wären, sondern konnten in Sachen Platz aus dem Vollen schöpfen. Praktisch auch die separat zu öffnende Heckscheibe, durch die kleine Gegenstände leicht zu verstauen sind.
Das graue Hartplastik der Armaturen wirkt zunächst etwas trist, fällt aber nach einigen Stunden nicht mehr negativ ins Auge und erwies sich vor allem als klapperfrei auch abseits guter Straßen. Nach einem Facelift Ende August wird der Armaturenträger schwarz und mit Chrom verziert sein – was gleich hochwertiger aussieht. Insgesamt muss man dem Koreaner eine solide Verarbeitung zubilligen: kleine Spaltmaße sauber entgratete Kanten machen einen guten Eindruck. Der Testwagen war mit dem Comfort-Paket (2050 Euro) ausgestattet, das mit Ledersitzen inklusive Sitzheizung, Klimaautomatik und einer Außentemperaturanzeige für zusätzliche Annehmlichkeiten sorgt. Die Kühlung erledigte ihre Aufgabe ausgesprochen ordentlich, bei Außentemperaturen von bis zu 40 Grad saß man im Koreaner wie auf einer kühlen Insel. Überhaupt wird in Tucson nichts vermisst. Die Bedienung ist einfach und übersichtlich, Überflüssiges gibt es einfach nicht. Trotzdem ist die Ausstattung komplett. Außerdem bietet er reichlich Ablagen zum Beispiel unter den Vordersitzen. Das Lenkrad ist lediglich in der Tiefe, nicht aber in der Höhe verstellbar.
Die Koreaner bieten den SUV als Allradler (wie beim Testwagen) oder mit Frontantrieb an. Das "Interactive Torque Management" leitet bei Schlupf elektronisch bis zu 50 Prozent der Antriebskraft an die Hinterräder. Das sorgt für ein sehr stabiles Fahrverhalten und reicht auch bei sanften Ausritten ins Gelände noch für Vortrieb. Bis zum Tempo von 35 km/h kann der Allradantrieb per Tastendruck auch permanent zugeschaltet werden. Ein echter Offroader ist der Tuscon jedoch nicht.
In den zahllosen Serpentinen auf den Straßen der Provence überzeugte der Koreaner mit gutem Handling und ordentlichem Komfort. Lediglich den glatten Ledersitzen täte ein wenig mehr Seitenhalt gut. Ansonsten ist das Gestühl durchaus langstreckentauglich: bequem, ausreichend groß und rückenschonend. Das Fahrwerk ist eher straff abgestimmt, was in Kurven zu wenig Seitenneigung führt, den Tucson aber trotzdem sehr kommod über Bodenwellen federn lässt. Die Lenkung könnte direkter sein. Auch in der Stadt sorgt der Koreaner mit seinem bulligen Auftritt für neugierige Blicke.
Ein kleiner Schwachpunkt ist der Dieselmotor im Tucson. Er macht den 1,7 Tonnen schweren SUV mit seinen 113 PS zu einem eher gemütlichen Gesellen. Das Drehmoment von 245 Nm reicht für flüssige Überholmanöver, der Spurt auf Tempo 100 dauert jedoch üppige 14,3 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h erreicht er erst nach langem Anlauf. Hier merkt der Fahrer, dass er nicht im windschlüpfrigsten Auto sitzt. Abhilfe wird der neue Diesel schaffen, der ab Ende August mit 130 PS und mehr Drehmoment zu den Händlern rollt. Der wird dann hoffentlich auch die Euro 4-Norm erfüllen, die das aktuelle Aggregat nicht erreicht. Der Verbrauch von 9,9 Litern – bei zugegeben flotter Gangart – ist nicht eben gering. Das Fünfgang-Getriebe ist ordentlich angestuft, der dritte Gang ließ sich gelegentlich nur mit Nachdruck einlegen. Nichts zu meckern gibt es an der Sicherheitsausstattung, sie ist mit sechs Airbags, ESP, ABS und EBD komplett.
Für gelegentliche Erheiterung sorgte das Becker-Navigationssystem, das grundsätzlich als sehr zuverlässig gilt. Bei der Eingabe der kürzesten Route ließ es keinen grünen Planweg aus, erlaubte sich dafür auf den Boulevards südfranzösischer Metropolen wie Marseille oder Avingnon gern die sinnfreie Anzeige "Offroad". Eine Tatsache, die nicht Hyundai anzulasten ist, ans Ziel kamen wir dennoch immer.
Fazit: Der Tucson ist ein rundes Angebot. Die Kosten sind im Vergleich zu den Mitbewerbern sehr überschaubar, Platz und Komfort sind ordentlich, echte Schwächen leistet sich der Koreaner nicht. Lediglich der etwas schlappe und durstige Motor trübt das sehr gute Gesamtbild etwas. Der Tucson kostet inklusive des modernen Allradantriebs 24 590 Euro, der Testwagen mit Comfort-Paket, Metalliclack und Navigation bestückt und damit in "Komplettausstattung" brachte es auf 28 049 Euro. Für den schwächsten Benziner mit Frontantrieb (104 kW/141 PS) berechnet Hyundai fast 10 000 Euro weniger. Dank guter Garantieleistungen (100 000 Kilometer oder drei Jahre) und einer guten Wiederverkaufsprognose ist der Tucson eine echte und günstige Alternative in seinem Segment. (ar/sb)
Die wichtigsten Daten:
Länge/Breite/Höhe 4325/ 1795/ 1730 mm, Radstand 2630 mm, Wendekreis 10.8 m, Leergewicht 1685 kg, Zuladung 525 kg, Kofferraum 325 – 1375 l, Tank 58 l, Vierzylinder-Common-Rail-Dieselmotor mit Direkteinspritzung, Hubraum 1991 Kubikzentimeter, Leistung 83 kW/ 113 PS, maximales Drehmoment 245 Nm bei 1800 – 2500 U/min, Beschleunigung auf 100 km/h in 14,3 Sekunden, Vmax 168 km/h, EU Normverbrauch im Mittel 7,1 l Diesel, Testverbrauch 9,9 l, Abgasnorm Euro 3, Versicherungseinstufung HPFL 19, TK 18, VK 21, Preis des Testwagens: 28 049 Euro mit Komplettausstattung.
Von Stephan Bähnisch
4. August 2005. Quelle: Auto-Reporter

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