Fahrbericht Mazda MX-5: Schwachstellen nahezu unbekannt

Zur Freude der in diesem Fahrzeug-Segment besonders zahlreichen Neuheiten-Fans, denen Marken-Loyalität ohnehin ein Fremdwort ist. Für diejenigen Frischluft-Anhänger aber, die beim Autokauf nicht nur aus dem Bauch heraus entscheiden, sollte der Kauf eines "alten", in diesem Frühjahr zudem nochmals überarbeiteten MX-5, eine Überlegung wert sein. Ausgereifter kann ein Auto nämlich kaum mehr sein.
Der überarbeitete MX-5. Foto: Mazda
Vorweg: Man muss natürlich bei seiner automobilen Fortbewegung ein Faible für Roadster haben, kein Riese sein, mit zwei Sitzplätzen auskommen können und in Sachen Gepäck vor allem auf der Fahrt in den Urlaub leidensfähig sein. Erfüllt man diese Grundvoraussetzungen, steht einer innigen Verbindung zu einem MX-5 nichts mehr im Wege, zumal er mit einem Basispreis (1,6-Liter-Vierzylinder) von 19 990 Euro eine recht niedrige Mitgift verlangt. Wir fuhren zwar das 1,9-Liter-Aggregat mit 107 kW(146 PS), dass inklusive eines sinnvollen Touring-Pakets 3500 Euro mehr erfordert, aber immer noch – auch im Vergleich zum Wettbewerb – eine mehr als faire Preis-Leistungs-Relation bietet.
Das fängt beim Innenraum an, der früher doch arg britisch karg war. Neue, mehr Seitenhalt gebende Sitze, überarbeitete Mittelkonsole und Armaturenbrett, in denen die Anzeigen und Schalter jetzt silbern eingefasst sind, ergeben ein erstaunliches Wohlgefühl. Schnell und leistungsstark auch Lüftung und Heizung, so dass der MX-5 im Winter ein zuverlässiger Begleiter ist. Zumindest für alle Mitbürger, die nicht größer als 1,90 Meter und auch nicht ausgesprochene Sitzriesen sind. Dann wird es nämlich nicht nur im Wageninnern sehr eng, sondern auch unbequem beim Ein- und Ausstieg. Im Gegensatz zum nur 144 Liter fassenden Kofferraum ist das Handschuhfach mit 6,3 Liter fast üppig ausgefallen und die Zahl und Ausgestaltung der Ablagen zeugt von vielfältiger Modellpflege ebenso wie die neue, aufwändige Lautsprecher-Ausstattung, die Musikgenuss auch bei geöffnetem Verdeck garantiert. Apropos Verdeck: Das ist – inzwischen mit einem Glasheckfenster versehen – in seiner einfachen Bedienbarkeit geblieben: Zwei Schnallen öffnen und Dach nach hinten weg klappen. Geblieben ist leider auch die zur Abdeckung mitgelieferte Persenning, die nach wie vor so fingernagelgefährdend ist, so dass man sie am besten unbenutzt lässt.
Das beeinträchtigt ein klein wenig die Optik, nicht aber das Fahren – schließlich die Hauptsache beim MX-5. Dank eines sportwagentauglichen aufwändigen Fahrwerks in Verbindung mit einer von Generation zu Generation steifer gewordenen Karosserie lässt sich der "Kleine" nämlich – wer Lust dazu hat – sehr sportiv bewegen. Dabei ist die Abstimmung nicht zu straff, sondern bleibt im komfortablen Bereich. In Verbindung mit der sehr direkten Lenkung und einem überaus präzise, gut abgestuften Fünfgang-Getriebe ergibt sich so ein Fahrverhalten, dass nicht nur beim Bummeln durch die Landschaft oder auf kurvigen Bergstraßen – leicht untersteuernd, aber stets gutmütig – fahraktiven Mitmenschen Freude bereitet, sondern auch im Stadtverkehr seine Vorzüge ausspielt. Zumal man im MX-5 trotz der tiefen Sitzposition auch nach hinten einen guten Überblick an. Und auch im Winter dürfte dies nicht zum Problem werden, da die Heckscheibe durch die Beheizungsmöglichkeit schnell für den richtigen Durchblick sorgt.
Fazit: Der MX-5 verbindet – von den konstruktionsbedingten Einschränkungen abgesehen -eine hohe Fertigungsqualität mit viel Fahrspaß und ungetrübter Alltagstauglichkeit, wobei sein Design mit dem klassischen Haifischmaul fast zeitlos ist. Natürlich fehlt ihm trotz aller umfangreichen Sicherheitsausstattung wie ABS und Airbags für Fahrer und Beifahrer beispielsweise ESP oder Seiten-Airbags, sein Nachfolger dürfte sicherlich auch einen etwas größeren Kofferraum aufweisen. Doch jetzt nochmals oder auch zum ersten Male einen MX-5 des Jahrgangs 2004 zu wählen, wäre mit Sicherheit keine falsche Entscheidung.
Von Frank Braun
4. Oktober 2004. Quelle: Auto-Reporter