Opel

Fahrbericht Opel Corsa 1.2: Ist der groß geworden

Erinnern Sie sich noch an den ersten Opel Corsa. Dieser kleine, kantige Vertreter der Kleinwagenzunft, der diesen Namen wirklich in jeder Hinsicht verdiente.

Drei Generationen später ist der Corsa so groß wie früher ein Astra. Fast exakt vier Meter misst der Rüsselsheimer in der Länge, in dieser Klasse bewegt er sich damit auf Augenhöhe zum Peugeot 207 oder Fiat Grande Punto. Auch sonst hat der den Habitus des Kleinwagens gänzlich abgelegt. Er ist einfach verdammt erwachsen geworden.

Einparken: Reine Gefühlssache

Opel hat den Dreitürer und den Fünftürer optisch voneinander abgekoppelt. So kommt der dreitürige Testwagen fast schon im Coupélook daher. Das sieht schnittig aus, birgt aber im Alltag einige Nachteile. Die Sicht nach hinten ist wegen der breiten C-Säule stark eingeschränkt, Einparken wird so zur reinen Gefühlssache. Nach vorn fällt die Motorhaube stark ab, das vordere Ende des Kleinwagens lässt sich nur erahnen. Die langen Türen sind in engen Parklücken nicht praktisch, außerdem wurden die Türstopper zu schwach dimensioniert. Wer die Tür öffnet und nicht aufpasst, dem quetscht die zurückschlagende Tür das Bein ein. Die flotte Form kostet auch Platz im Fond, vor allem die Kopffreiheit leidet. Größer als 1,70 sollten die Menschen auf den hinteren Sitzen nicht sein, sonst wird es unbequem.

Führend in seiner Klasse

Das klingt nach viel Kritik, aber in der Summe gehört der Corsa zum Besten, was derzeit in diesem Segment auf vier Rädern steht. Der Qualitätseindruck ist wirklich gut, der Fahrer fühlt sich wie in einem Auto aus der nächst höheren Klasse. Große und fest gepolsterte Sitze, hochwertige Materialien und eine klare Bedienung nehmen auch längeren Strecken den Schrecken. Auch bei höherem Tempo säuselt der Wind nur leise an den Außenspiegeln. Ist der Rüsselsheimer erstmal in Schwung, macht er auch auf der Autobahn Spaß. Dazu gibt es für den Corsa eine Reihe von innovativen Lösungen wie das integrierte Heckträgersystem Flex-Fix für 502 Euro. Damit wurde das Rad nicht neu erfunden, aber der Träger, der sich einfach aus dem hinteren Stoßfänger herausziehen lässt, ist praktisch. Er wird auch in anderen Opel-Modellen Einzug halten. Weil das Reserverad eine Mulde benötigen würde, die der Träger schluckt, rollt der Corsa auf Runflat-Reifen. Das für die Klasse einmalige Halogen-Kurven- und -Abbiege-Licht (AFL) kostet 400 Euro, ESP ist als absolutes Muss für bei den kleineren Motoren 359 Euro zu haben. Das treibt natürlich den Preis nach oben. In Verbindung mit dem 1,2-Liter-Benziner (59 kW/80 PS) kostet der dreitürige Corsa 13 629 Euro, die zahllosen Extras des Testwagens, darunter Sitz- und Lenkradheizung (Winterpaket ab 310 Euro), lassen die Anschaffungskosten auf 18 000 Euro steigen. Auch hier entwächst der Corsa dem Kleinwagensegment, ohne dabei teurer zu sein als die Konkurrenz.

Aggregate

Der zweitkleinste Motor reicht zum Mitschwimmen im Verkehr, mehr nicht. 1100 Kilogramm Leergewicht wollen bewegt werden. Die 80 PS reichen für Tempo 168, der Spurt auf 100 dauert 13,9 Sekunden. Wer flott vorankommen will, muss fleißig in der Fünfgang-Schaltbox rühren und hohe Drehzahlen fordern. Das schlägt sich im Verbrauch nieder. Der angegebene Durchschnittsverbrauch von 5,8 Litern wird so schnell zur grauen Theorie, wir benötigten im Schnitt 8,4 Liter Super. Die Abstimmung des Corsa ist gelungen. Er ist straff, aber komfortabel und sehr leicht beherrschbar. Einen großen Schritt nach vorn bedeutet die neue Lenkung, die wesentlich gefühlvoller arbeitet als die des Vorgängers.

„DualFloor“…

Ein „DualFloor“ genannter Ladeboden ist in zwei Positionen höhenverstellbarer und ermöglicht die horizontale Unterteilung des Gepäckabteils (Volumen: 285 – 1100 Liter) sowie – in der oberen Stellung und bei umgeklappter Rücksitzlehne – einen bis zu den Lehnen der Vordersitze durchgehend ebenen Laderaumboden. Das ist gut und durchdacht gemacht. Im Dunkeln hübsch anzusehen ist auch das „Ambient Lightning“, bei dem die Instrumente und Schalter von hinten durchleuchtet werden. Auf Wunsch lässt sich das Fahrzeug wie im Fall des Testwagens sogar mit Einlagen in Klavierlackoptik oder einem roten Bezug für den Armaturenträger aufpeppen.

Mehr Auto braucht kein Mensch

Opel ist mit dem Corsa ein großer Wurf gelungen. Das Auto sieht gut aus und fährt auch so. Wirkliche Schwächen muss der Betrachter geduldig suchen. Deshalb ist er in seinem Segment nicht umsonst seit einigen Monaten die Nummer eins. Das ein so erwachsenes Auto auch einen erwachsenen Preis kostet, ist dabei nicht verwunderlich. Wer es sich leisten kann, sollte zum 1,4-Liter-Motor greifen. Der kostet knapp 700 Euro zusätzlich und hat 10 PS mehr, bietet aber wegen des höheren Drehmoments ein souveräneres Fahrgefühl. Dann gilt wirklich: mehr Auto braucht (fast) kein Mensch. Das wird auch der Astra merken, denn der komplette Corsa dürfte auch der eigenen Kompaktklasse so manchen Käufer mopsen.

(ar/os)

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