Ford

Ford Fiesta ST: Kurvenkünstler mit beeindruckenden Fahrleistungen

Es war 1981, als in der Ford-Motorsportabteilung in Köln die Idee geboren wurde, den knapp fünf Jahre zuvor eingeführten und etwas ergrauten Kleinwagen Fiesta sportlich aufzupeppen. Daraus wurde der XR2. Der besaß 63 kW/86 PS und die mobilisierten für damalige Zeiten den kleinen Ford recht ordentlich, verhalfen ihm zu einem neuen Verkaufs-Schub. Heute ist mit solchen Leistungen natürlich kein Staat mehr zu machen, doch haben die Kölner nach etlichen Jahren der Abstinenz diese Philosophie mit ihren ST-Modellen nun fortgeführt. Und standesgemäß verfügt der im letzten Jahr eingeführte Fiesta ST – das Kürzel steht für Sports Technology – nun über zeitgemäße 150 Pferdestärken. Und die locken bei dem lediglich 1100 Kilo schweren Stadtflitzer zum Aufgalopp.

Seine Domäne ist die Landstraße

Die Domäne des derzeit schnellsten wie stärksten Serien-Fiesta ist zweifelsohne die Landstraße. Hier zeigt sich der ST als sorgfältig abgestimmter, handlicher Kurvenkünstler. Unterstützt von der präzisen wie direkt arbeitenden Lenkung nimmt der ST selbst bei hohem Tempo Kurven weitgehend neutral. Lupft man das Gaspedal, kommt zwar Leben ins Heck, doch der Fiesta schwenkt mit dem Hinterteil gut kontrollierbar nach außen. Wer es zu heftig treibt, wird vom serienmäßigen ESP zwar relativ spät, aber entschieden und sicher wieder auf Kurs gebremst.

Aubahnpassagen machen weniger Spaß

Weniger Spaß machen Autobahnpassagen, zumal bei unebenen Fahrbahnen. Hier liegt der Wagen etwas unruhig auf der Straße, ist der Komfort auch wegen des logischerweise kurzen Radstandes eingeschränkt. Überhaupt sollten die Komfortansprüche an das Zusammenspiel von Dämpfern und Federn nicht zu hoch geschraubt sein, sportiv-hart erfordert nun einmal Kompromisse.

Zügig, zügig

Der vibrationsarme Vierzylinder mit 110 kW / 150 PS bei einem Drehmoment von 190 Newtonmeter bei 4500 Umdrehungen ist mit einem exakt zu schaltenden Fünfganggetriebe gekoppelt, eine Sechs-Gang-Lösung würde dem sportlichen Charakter noch besser entsprechen. Aber auch so geht es zügig vorwärts, wobei nicht nur die Kerndaten – von Null auf 100 in 8,4 Sekunden und 208 km/h Höchstgeschwindigkeit – beeindrucken, sondern im Fahrbetrieb noch mehr die Elastizität und die Durchzugskraft des Triebwerks.

Sportiver Anspruch wird sichtbar

Der sportive Anspruch wird nicht nur durch Breitreifen, Alufelgen, satten Motorsound und diverse Plastikteile sowie optional durch überdimensionale GT-Streifen über Motorhaube, Dach und Heck unterstützt, sondern im Inneren durch gut geformte Teilleder-Sportsitze sowie durch aluminiumfarbenen Zierrat, Lederlenkrad, Lederschaltknauf samt Pedalerie mit Edelstahlauflage konsequent fortgeführt.

Fiesta ST nicht ganz auf Höhe des Autobaus

An einigen Kleinigkeiten wird aber spürbar, dass der Fiesta nicht ganz auf der Höhe des Autobaus ist. Die Instrumentierung ist – vorsichtig beurteilt – eher nüchtern. Das ordentlich verarbeitete Plastik wirkt billig und aus ergonomischer Sicht fehlt ein axial verstellbares Lenkrad sowie genügend Platz für den linken Fuß. Vorne sitzt es sich Klasse, hinten wurde die Rücksitzbank für zwei Insassen ausgeformt. Der Kofferraum mit 268 bzw. bei umgeklappter Rückbank mit 619 Litern Stauvolumen entspricht dem Klasseniveau.

Fazit

Alles in allem wendet sich der Sport-Ford an engagierte Automobilisten und die sind wohl auch bereit, den entsprechenden Preis dafür zu bezahlen. Denn trotz recht umfangreicher Sicherheits- und Komfort-Ausstattung ist der Kleinwagen mit mehr als 18 000 Euro in der Basisversion kein Schnäppchen. Und auch an der Tankstelle wird einem stets die Rechnung für den sportiven Spaß serviert. Ist die Werksangabe von 8,4 Liter doch eher Wunschdenken. Auf der anderen Seite reibt sich manch Fahrer eines Dreier BMW verdutzt die Augen, wenn der Kleine zügig größer werdend im Rückspiegel auftaucht. Nicht nur Fahrfreude, sondern auch Prestige muss eben bezahlt werden.

Hans H. Grassmann, autoreporter.net

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