Gastkommentar: Die Politik muss helfen, aber anders

Es ist mehr als interessant, wie sich Politiker zurzeit an Opel abarbeiten, staatliche Hilfe fordern oder gewähren wollen. Kein Tag vergeht, an dem nicht Großspuriges verkündet wird, was viele der von den Politikern selbst verursachten Probleme verschleiern soll.

Nach dem Tabubruch, der Enteignungen erleichtert hat, bricht sich in einigen kleinen Politzirkeln sogar der Ruf nach einer Enteignung von General Motors in Deutschland Bahn. So wurde in einem SPD-Kreisverband in Nordrhein-Westfalen laut darüber nachgedacht, ob es rechtliche Möglichkeiten gebe, GM die Tochter Opel einfach so wegzunehmen. Es ist nachgerade absurd, zu welchen populistischen Höchstleistungen sich Politiker aufschwingen können, wenn es um Wählerstimmen geht.

Dass handfeste und hilfreiche Politik einfach sein kann, zeigt die Umwelt- bzw. Abwrackprämie. Die wirkt als Stimulus entgegen allen Unkenrufen wie ein Wachstumshormon. Viele Autohändler können nicht so schnell liefern, wie manche Modelle nachgefragt werden. Und das alles fast ohne Kosten für den Finanzminister, denn die Mehrwertsteuer der verkauften Fahrzeuge gleicht den Aufwand wahrscheinlich zu hundert Prozent wieder aus. Mehrwertsteuer, wohlgemerkt, die ohne den Anreiz zum Neuwagenkauf sonst überhaupt nicht geflossen wäre.

Was die Politiker angesichts solcher Brandherde wie Opel und Conti aber gern übersehen, ist, dass die gesamte Autoindustrie unter der Krise zu leiden hat. Auch die Hersteller von sogenannten Oberklasselimousinen. Dort wird zwar nicht nach staatlicher Hilfe gerufen, dort wird subtil gelitten. Mit ebenso verheerenden Auswirkungen auf das staatliche Gemeinwesen. So hat Daimler angekündigt, im Jahr 2009 in Deutschland wohl keine Gewerbesteuer bezahlen zu müssen. Gemeinden, die davon einen großen Teil ihrer Einnahmen bestritten haben, wissen nun nicht, ob sie Schwimmbäder schließen oder sonstige Leistungen werden streichen müssen. Und die Zehntausende Beschäftigten bei Daimler, die 26.000 Menschen bei BMW in Dingolfing und Regensburg und über 60.000 beim Volkswagen-Konzern kosten den Staat viel Geld. In diesen Zahlen sind die Zulieferbetriebe noch nicht einmal enthalten.

Wie wäre es zum Beispiel, wenn der Staat für einen befristeten Zeitraum die Regeln für die Dienstwagenbesteuerung aufheben oder so ändern würde, dass die Unternehmen die Erneuerung des Fuhrparks nicht länger aufschieben, der Kauf von Geschäftswagen attraktiver würde. Auch hier würde ein finanzieller Anreiz über die Kosten hinaus Wirkung erzielen können. Aber hier denken die Politiker in den üblichen Kategorien einer Neidgesellschaft. Weil Bankenmanager unten durch sind, wird der Handelsvertreter oder Selbstständige gleich mit in diesen Topf der „Manager“ geworfen. Wie bitte? Wir sollen den Besserverdienern auch noch helfen, weniger Steuern zu zahlen? Stattdessen denken Politiker wie der SPD-Bürgermeister in Bremen lieber über eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes oder eine neue Reichensteuer nach. Aber deutsche Politik richtet sich schon lange nicht nach den Notwendigkeiten, sondern nach den politischen Gegebenheiten. Will heißen, dass allein der Machterhalt durch Wählerstimmen ins Zentrum aller Überlegungen gerückt wird. Laut über Hilfen für Premiumhersteller nachzudenken, ist nicht populär, wäre politisch eher schädlich. Autos für Besserverdiener zu fördern, könnte die linken Autokritiker in Rage und in Stellung bringen. Dass auch ein Luxusauto von Audi, BMW, Daimler oder Porsche von Arbeitern gebaut wird, bleibt auffallend ausgeblendet.

Apropos Hilfe für die Autoindustrie: Den größten Effekt in Sachen Hilfestellung hätte wohl ein Umdenken gegenüber dem Auto überhaupt. In keinem Land der Welt wurde das Auto in den letzten 20 Jahren so schlechtgeredet wie in Deutschland. Auch wenn es Barack Obama anders sieht, wurde das Automobil in Deutschland erfunden. Verwunderlich, dass ausgerechnet hier die Gegner mithilfe vieler Politiker so lange gegen die individuelle Mobilität Stimmung machen konnten. Hier zu helfen, würde dem Staat keinen Cent kosten. Nur die psychologische Überwindung, vom linken „Autobashing“ abzulassen.

(Entnommen aus der aktuellen Ausgabe des Branchen-Informationsdienstes PS-Automobilreport)

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

DISKUTIEREN SIE ÜBER DEN ARTIKEL

Bitte beachte Sie unsere Community-Richtlinien.

Gast auto.de

März 2, 2009 um 4:45 pm Uhr

Bleiben bei dem "Kommentar", der ja wohl eher eine Lobbyäußerung ist, viel zu fragen übrig: Welcher Kreisverband hat sich wo geäußert. Eine "prominente" Politikerstimme war das wohl nicht.
Bleibe die Frage nach Überkapazitäten, den Wust von Tageszulassungen, nach verstopften Innenstädten und Staus mit und ohne Ende, nicht zuletzt die Problematik CO2.
Nicht allein das Auto ist ein garant für Mobilität.
Was nutzt es, wenn in Deutschland die Wiege des Autos stand aber die neuen Technologien aus Japan und !! man staune mit mir !! auch aus China kommen.
Alle Subventionierungen werden sich auf den Markt auswirken. Früher oder später.

Gast auto.de

März 2, 2009 um 4:09 pm Uhr

Das ist Populismus pur und zeugt von fachlicher Inkompetenz. Anstatt sich auf Lösungen zu konzentrieren, wird hier ein Klassenkampf vom Zaun gebrochen, und das auf dem Niveau der Bild-Zeitung. Das einzig Gute ist, das auto.de gerade den Bach herunter geht!

Gast auto.de

März 2, 2009 um 9:21 am Uhr

Der Beitrag spricht mir und vermutlich vielen Menschen in Deutschland aus der Seele. Das gegenseitige sich überbieten von selbsternannten Fachleuten (Politiker) für alles und zu jeder Tageszeit nimmt Formen an, die ich bisher so nicht erlebt habe. Diese plumpen, meistens von links geführten Anbiederungsversuche sind leicht zu durchschauen, verpuffen aber hoffentlich im selbst erzeugten Nebel. Ich vermisse positive und durchführbare Konzepte. Aber vor lauter Neid und Mißgunst ist der Blick dafür total verstellt oder es fehlt an der notwendigen Vorstellungskraft. Bleibt zu hoffen, dass die Bundeskanzlerin im richtigen Moment, die richtigen Schlüsse zieht.
Die Bankmanager, die sich schuldhaft verhalten haben, gehören alle rücksichtslos vor den Kadi. Im Falle der Verurteilung haften sie mit ihrem gesamten Privazvermögen, das jetzt schon gesichert werden sollte, damit dies nicht auch noch verrammscht wird.

Gast auto.de

März 2, 2009 um 8:43 am Uhr

Sehr zutreffend.
Neid ist nie ein guter Ratgeber, ebensowenig das Schielen auf die Zustimmung vieler, die die Zusammenhänge nicht durchschauen.
Die Abwrackprämie ist ein prositiver Beitrag, und entsprechende Überlegungen, die bei etwas Steuerverzicht durch die ausgelösten Aktionen (Käufe) letztendlich diesen Verzicht wieder (mehr als) ausgleichen sind angbracht.

Comments are closed.

zoom_photo