Gegen die Wand: Sichere Autos durch Crashtests?

Auf die Crashtest-Sterne bei Pkw ist kein Verlass. Die Ergebnisse kommen aus standardisierten Laborversuchen. Aber jeder reale Unfall ist einzigartig und man verliert nur einmal sein Leben. Zudem gibt es keinen weltweit einheitlichen Auto-Test.
In Europa testet EuroNCAP, in den USA gilt vor allem der USNCAP-Standard. Die Japaner und Australier haben ebenfalls ihre eigenen Prüfungen. Bei allen Verfahren gelten andere Test-Anforderungen. Und alle kommen zu anderen Ergebnissen.
Wie es einem Automobil in dem Test-Dschungel ergehen kann, zeigen die Ergebnisse des Chevrolet Kalos. In Europa hat der fünftürige Kleinwagen unlängst mit drei von fünf Sternen in Sachen Insassenschutz beim Crash äußerst mäßig abgeschnitten. In den USA erreichte er beim dortigen NCAP-Test für die Sicherheit der Insassen fünf Sternen und damit die volle Punktzahl. Umgekehrt der Audi A4 aus dem Modelljahr 2004: In Europa gab es fünf Sterne für den Insassenschutz, in der USA nur vier.
Die verschiedenen Ergebnisse für das gleiche untersuchte Objekt liegen vor allem an einem unterschiedlichen Versuchsaufbau. Die Europäer testen etwa mit einem seitlich versetzten Frontalaufprall bei 64 km/h; als Hindernis dient ein deformierbarer Metallblock – ähnlich einem Fahrzeug im Gegenverkehr. Die Amerikaner hingegen fahren das Auto mit voller Front und Tempo 56 gegen eine Betonwand. Auch beim Seitenaufprall laufen die Tests unterschiedlich ab: Die Amerikaner fahren im 45 Grad-Winkel an, die Europäer kollidieren rechtwinklig. Und alle Vorzüge der jeweiligen Anordnungen sind in kilometerlangen Dokumentationen bewiesen.
Doch auf der Straße hilft die graue Theorie nicht. Ein Fünf-Sterne-Kleinwagen hat beim Zusammenprall mit einem Drei-Sterne-SUV keine Chance. Sicher für alle Unfallbeteiligten wären große Autos mit relativ weicher Knautschzone und kleine Fahrzeuge mit harter Nase. Die Vereinten Nationen arbeiten daher seit 1998 an neuen Kriterien für Crashtests, die realistischer sind und möglichst weltweit gelten sollen.
Damit hätten es auch die Autohersteller leichter; sie bräuchten sich nur noch an einem Test zu orientieren. „Die Unternehmen kennen die verschiedenen Testverfahren genau“, so Eberhard Färber, Crashtest-Experte bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Schon bei der Fahrzeugentwicklung stimmen sie ihre Modelle so ab, dass sie die optimale Punktzahl erreichen können. Schwer haben es dabei die internationalen Hersteller, die müssen ihre Fahrzeuge auf beide große Tests vorbereiten. Denn Autos mit schwachen Crashwerten verkaufen sich schlecht, im wichtigen Flottengeschäft gar überhaupt nicht mehr. Mit fünf Sternen hingegen kann man Kunden locken. Für Luxusfahrzeuge kann sich die doppelte Sicherheitsarbeit lohnen, für Kleinwagen wie den Chevrolet Kalos eher nicht. Hersteller wie Renault können sich auf nur einen Markt konzentrieren und entwickeln ihre Fahrzeuge für den Euro-Test. Fünf Sterne sind da meist sicherer. Holger Holzer/mid
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