Hirohide Hamashima: Nur kleine Änderungen 2008

(adrivo.com) Im Interview von Bridgestone blickt Entwicklungsdirektor Hirohide Hamashima über die vergangene und die kommende Formel 1-Saison.

Was war 2007 die größte Änderung für Bridgestone im Vergleich zur Vorsaison?
Hirohide Hamashima: Die größte Änderung für Bridgestone war, dass wir uns daran anpassen mussten, alle elf Teams zu beliefern. Im Jahr davor waren es noch fünf und wir mussten sicherstellen, dass wir bei der Belieferung allen Teams gegenüber fair sind. Diese Fairness ist mehr als nur die Anlieferung der Reifen, sondern auch das zur Verfügung stellen von Information und technischem Service. Wie wir bei den Tests vor der Saison gesehen haben, waren nicht nur die Teams schnell, die wir zuvor mit unseren Reifen beliefert haben, sondern auch Teams, die zuvor die Reifen unserer Konkurrenz [Michelin] verwendet haben. Das setzte sich während der Saison fort und wir haben drei Teams gesehen, die sehr stark waren – zwei davon nutzten im Vorjahr die Reifen unserer Gegner. Mit diesem Aspekt der Saison 2007 sind wir sehr zufrieden.

Wird es für nächstes Jahr Änderungen geben?
Hirohide Hamashima: Wir gehen immer noch davon aus, dass wir vier Trockenreifen mit Mischungen von hart bis superweich, einen Regenreifen und einen Extrem-Regenreifen zur Verfügung stellen werden. Diese Reifen werden generell die gleichen sein wie dieses Jahr. Wir sehen uns natürlich alle Daten von diesem Jahr an, um zu sehen, ob kleinere Anpassungen gemacht werden müssen. Wir erwarten aber nicht, dass es große Umstellungen an den Spezifikationen geben wird. Es gibt die kleine Möglichkeit, dass wir die Reifenwahl für einige Grands Prix ändern. Wir werden aber erst die Saisondaten aufarbeiten, bevor es Entscheidungen gibt.

Heißt das, dass Bridgestone andere Reifen aus dem Sortiment zu einigen Rennen bringen könnte?
Hirohide Hamashima: Wir sind mit unserer Wahl für 2007 einigermaßen glücklich und auch mit den Ergebnissen, die wir damit gesehen haben. Es gibt aber immer Bereiche, wo man sich verbessern kann. Der superweiche Reifen hat in Kanada zum Beispiel nicht so funktioniert, wie wir das erwartet haben und wir denken über die Möglichkeit nach, diese Mischung für kommende Saison zu ändern. Gleichzeitig gibt es noch die Alternative, dass man die mittleren und weichen Mischungen zu diesen Kursen bringt. In der Türkei haben wir festgestellt, dass die Belastung auf dem rechten Vorderreifen höher war, als erwartet. Damit wir dort 2008 mögliche Probleme vermeiden, überlegen wir aus Sicherheitsgründen, die Konstruktion des Trockenreifens für nächstes Jahr zu modifizieren.

Eine der Neuerungen 2007 war die verpflichtende Verwendung von zwei Mischungen von Trockenreifen bei jedem Rennen. Wie gut hat das funktioniert?
Hirohide Hamashima: Ich denke, das hat für aufregendes Racing gesorgt und bedeutete, dass Teams andere Strategien wählen mussten. Diese Regel stellte uns aber auch vor eine Herausforderung, denn wir mussten die Reifen markieren, nachdem wir sie bereits gemacht und verschifft hatten. Die Notwendigkeit dafür ergab sich aus einer späten Regeländerung, damit die Reifen unterscheidbar wurden. Wir sind beim ersten Rennen in Melbourne dem Vorschlag der FIA für einen weißen Punkt gefolgt. Es war aber bald klar, dass der nicht sichtbar genug war und von Malaysia an fuhren wir mit einer weißen Linie auf den Reifen. Wir bekamen Unterstützung vom Stifthersteller, der für uns einen neuen Stift gemacht hat, der genau die Breite der Rillen hat. Deswegen konnten wir die Reifen auch viel schneller markieren als zuvor und wir bedanken uns bei der Teranishi Chemical Industry für die Hilfe.

Wird die Abschaffung der Traktionskontrolle 2008 einen Unterschied machen?
Hirohide Hamashima: Die Regeländerung, keine Traktionskontrolle mehr zu haben, könnte den Unterschied zwischen den Autos und den Fahrern größer machen, als wir es diese Saison gesehen haben. Wir müssen aber abwarten und schauen, wie sich die Fahrer an diese neue Situation anpassen. Was den Unterschied bei den Reifen betrifft, der wird nicht so groß sein.

Wie eng hat Bridgestone 2007 mit den Teams zusammengearbeitet?
Hirohide Hamashima: Da wir während der Saison keine Reifen entwickelt haben, verbrachten unsere Ingenieure mehr Zeit damit, mit den Teams zu sprechen; das taten sie auch öfter als zuvor. Der Grund dafür war, dass die Teams das Maximum aus den Reifen holen mussten und sie mussten verstehen, wie sie funktionieren, damit sie das Maximum aus den Autos holen konnten. Das war anders als in den Saisonen davor, als wir uns anpassten und den Reifen so entwickelten, dass er auf die Autos passte. Es bedeutete auch, dass unsere Ingenieure beschäftigter waren als im Vorjahr.

Sind Sie zufrieden mit der Kommunikation zwischen den Teams und Bridgestone?
Hirohide Hamashima: Was die technische Kommunikation betrifft, bin ich zufrieden mit den Beziehungen, die wir zu allen Teams aufgebaut haben. Unsere Ingenieure lernen viel aus ihrer Arbeit und ich bin zuversichtlich, dass sie den Teams einen guten Service bieten. Da wir so nahe mit den Teams arbeiten, lernen wir viel mehr über die Fahrzeug-Dynamik und andere Aspekte der Reifenanalyse. Das hilft uns dabei, unser Entwicklungspotential für die Zukunft grundlegend zu verbessern.

Wie stellt Bridgestone sicher, dass man bei der Reifentechnologie und der Entwicklung vorne dran bleibt, nachdem es keinen Wettbewerb mehr in der Formel 1 gibt?
Hirohide Hamashima: Auch wenn wir dieses Jahr keinen Wettbewerb hatten, so waren wir trotzdem eifrig bei der Wettbewerbs-Reifenforschung und Entwicklung. Bridgestone hat zwei Gruppen im Technical Centre in Japan, von denen sich eine alle Aspekte ansieht, die mit der Rolle als alleiniger Reifenausrüster zusammenhängen und die andere konzentriert sich auf die zukünftige Entwicklung und Evolution unserer Rennreifen. Wir haben Vertrauen in diesen Zugang und sollten wir in Zukunft wieder einen Mitbewerber haben, dann sollten wir gute Resultate erzielen.

Gibt es Vorteile dadurch, der einzige Reifenausrüster zu sein?
Hirohide Hamashima: Es gibt viele Vorteile, wenn man der einzige Reifenausrüster in der Formel 1 ist. Da wir während der ganzen Saison dieselben Mischungen und Konstruktionen verwendet haben, waren wir besser in der Lage, die Charakteristika der besuchten Strecken zu prüfen. Das trifft vor allem auf die Evaluierung der Reifenabnutzung und der Reifentemperaturen zu, da wir bei den Reifen eine Konstante haben. Die Daten, die wir dieses Jahr gewonnen haben, sind sehr wertvoll für die zukünftige Entwicklung und den Wettbewerb.

Wie hat Ihnen die Saison 2007 gefallen?
Hirohide Hamashima: Die Formel 1-Saison 2007 war sehr aufregend und das aus vielen Gründen. Ich möchte mich bei allen Teams bedanken und ihnen sagen, dass wir ihnen 2008 noch besseren Service bieten werden. Bridgestone freut sich darauf, im kommenden Jahr wieder mit allen zu arbeiten.

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