Katar, Nacht 1: Wie Need for Speed

(adrivo.com) Beinahe war es ein Einstand nach Maß, als die MotoGP am Donnerstagabend erstmals geschlossen in der Nacht ausrückte, um in Katar bei Flutlicht zu testen. Nach einer pompösen Eröffnungszeremonie gab es allerdings eine Verspätung von einer Stunde, weswegen der erste Testabend schließlich auch bis 1:00 Uhr Früh und nicht wie angekündigt bis 24:00 Uhr dauerte.

Standesgemäß eröffnete Weltmeister Casey Stoner die Flutlicht-Spiele der MotoGP mit einer Bestzeit, die auch gleich noch weit unter seinem Streckenrekord aus dem Rennen 2007 lag. Doch was eigentlich im Vordergrund stand, war der Eindruck, den die Fahrer gewonnen hatten. "Der erste Eindruck ist, als ob man das Computerspiel Need for Speed spielt. Es ist definitiv anders als das, woran wir gewöhnt sind", meinte Stoner. Besser oder schlechter sei es aber nicht, eben nur anders. Eine Eigenheit hatte er aber schon ausgemacht. "Das Interessanteste ist, durch die geringere Sicht – zumindest was die Mängel der Strecke betrifft – brauchst du viel mehr Selbstvertrauen als es dir deine Instinkte sagen. Es ist aber kein schlechter Beginn", sagte er.

Wie Stoner war auch Valentino Rossi mit dem Einstand in Katar durchaus zufrieden und lobte die Arbeit, die die Beleuchter gemacht hatten. "Man kann normal fahren, als ob es Tag wäre. Die Sicht ist gut, also gibt es keine Gefahr für uns; es ist wirklich nicht schwerer, als am Tag zu fahren", meinte er. Nur mit den Temperaturen an der Strecke war Rossi nicht so zufrieden und sagte, dass es vielleicht besser gewesen wäre, das Nachtrennen zu einem wärmeren Zeitpunkt des Jahres auszutragen.

Gewerkt hatte Rossi an den gleichen Dingen wie seine Konkurrenten, vornehmlich am Setup, war aber mit seinen Zeiten nicht so zufrieden, da ihm bei der Beschleunigung Grip fehlte. Auch Reifen probierte er verschiedene und merkte damit ein Rutschen beim Gas geben. "Außerdem kommt die Front nach außen. Wir wissen, dass diese Strecke nicht den besten Grip hat, aber die anderen sind schneller, also müssen wir besser werden", betonte Rossi, der am Ende auf Platz neun stand.

Auch Stoners Teamkollege Marco Melandri – letztendlich auf Platz 16 zu finden – hatte sich schon früh zu einem ersten Urteil durchgerungen und meinte, dass es zunächst zwar schwierig gewesen war, er sich aber nach und nach an die Sicht gewöhnt hatte. "Sie ist gut, aber sehr anders als das Tageslicht. Sie haben einen tollen Job gemacht und nach meiner Meinung gibt es nur ein paar Bereiche, zwischen den Kurven fünf bis neun und Kurve 14, wo es verbessert werden könnte. Der Grip ist gut, nur der Wind ist ein Problem", berichtete der Italiener. Alex de Angelis hatte noch ein anderes Problem ausgemacht. "In Kurve sieben habe ich gemerkt, dass ein Licht zu sehr in die Augen der Fahrer leuchtet", merkte er an, nachdem er die sechstbeste Zeit gefahren war.

Gefahren wurde trotzdem eifrig, da Gresini zum Beispiel eine Renn-Simulation auf dem Plan hatte. Alle Teams beschäftigten sich neben Setup-Arbeiten aber auch vornehmlich mit den Reifen, da es galt, sich richtig auf die Temperaturen einzustellen. Denn zu Testbeginn um 18:00 Uhr hatte es noch 22 Grad, um 21:00 Uhr war das Thermometer auf 16 Grad gefallen. Deswegen wurden die aufgezogenen Reifenmischungen auch immer weicher, um genügend Grip auf der Straße zu finden und auch, um leichter Temperatur in die Reifen zu bekommen.

Sobald diese Anpassungen vonstatten gegangen waren, gab es aber kaum mehr Klagen zu hören. Nicky Hayden betonte, dass er ohnehine nie geglaubt hatte, dass die Dorna und die IRTA die Sache in den Sand setzen könnten. "Es gibt ein paar kleine Probleme mit Schatten und etwas Blenden, aber nichts, dass in Zukunft nicht aussortiert werden könnte oder weswegen man weinen müsste. Meine große Sorge war es, Hitze in die Reifen zu bekommen, aber da scheint es keine Probleme zu geben", meinte der Amerikaner, der die zwölftbeste Zeit erzielte. Auch Colin Edwards – am Ende Zehnter – zeigte sich mit den Bedingungen zufrieden, auch wenn er erklärte, dass es wohl immer etwas geben werde, worüber man schimpfen könne. "Für mich war es aber cool. Was die Sicherheit betrifft, ist alles absolut in Ordnung und das ist für die Leute wichtig", sagte der Texaner den Motorcycle News.

Aber auch Edwards waren ein paar Schatten aufgefallen, doch er kannte das Problem bereits von den acht Stunden von Suzuka, wo er es viel schlimmer erlebt hatte. "Es braucht nur etwas Zeit zur Anpassung, aber nicht so lange." Einer, dem die Sicherheit immer besonders am Herzen liegt, ist Loris Capirossi und der Italiener hatte keine Einwände, auch wenn er meinte, dass es nicht wie Tageslicht gewesen sei. "In den ersten Runden fühlst du dich eigenartig. Einige Fahrer sprechen von einem Problem mit Schatten, aber es gibt keinen Weg, wie man das eliminieren kann", sagte er und wirkte aber nicht besonders besorgt.

Ganz im Gegensatz dazu Chris Vermeulen, der gleich über mehrere Schatten klagte. "Ich bin ehrlich gesagt etwas enttäuscht. Die Lampen sind nicht stark genug, damit ich aufhören kann, ein klares Visier zu benutzen und ich war überrascht, wie viel Schatten es gab. Und es war nicht nur ein Schatten", bemängelte er. Denn nach seinem empfinden werfen die Lampen mehrere Schatten, was ihn vor allem in den Kurven verwirrte, da er dachte, ein anderer Fahrer sei hinter ihm. "Und wenn man nach hinten sieht, dann wird man einfach geblendet, man kann nichts sehen, also müssen die Leute im Qualifying aufpassen", betonte er. In einer Aussendung des Teams relativierte Vermeulen die Aussagen dann noch etwas und stellte den Organisatoren ein gutes Zeugnis für ihre Arbeit aus, da das Fahren doch gut möglich gewesen war. Im Gegensatz zu ihren Meinungen lagen die Fahrer von Suzuki recht nahe beisammen – Vermeulen wurde 14. Capirossi 15.

Wieder anders klang die Meinung des Zweitplatzierten, Jorge Lorenzo, der kurz vor Abschluss des ersten Testabends noch mit den Kollegen der Motorcycle News sprach und sagte: "Ich bin recht zufrieden, auch wenn ich mit niemandem gefahren bin, um zu schauen, wie es bei Renn-Bedingungen geht. Es war besser als erwartet und so waren auch die Rundenzeiten. Die ersten Runden waren recht schwer, während man sich anpasst, aber nach einer Weile fühlt es sich an wie am Tag."

Nach Abschluss des Tests meinte Lorenzo noch, dass er sich sehr alleine auf der Strecke gefühlt hatte, weswegen er sich noch mehr konzentrieren musste. "Die richtigen Linien ändern sich aber wegen des Lichtes nicht, nur wenn du bremst siehst du einen Schatten näher kommen und deswegen musst du aufpassen, damit du das nicht mit dem Schatten eines anderen Fahrers verwechselst", sagte er. Trotz der von den Fahrern meist gelobten Bedingungen ging es nicht ganz ohne Zwischenfall durch den Abend. Anthony West stürzte in der letzten Kurve recht schwer, blieb aber unverletzt. Zur Sicherheit schaute der Australier aber noch im Medical Centre vorbei, wo er die Bestätigung bekam, dass er sich nichts getan hatte. Nach Test-Ende erklärte er, dass er sich auf der Maschine gut gefühlt hatte und dann wohl etwas zu hart gepusht hatte, weswegen er die Front verlor. "Ich bin etwas aufgeschürft, aber nichts Schlimmes", beruhigte West.

Was die Reihung im Feld betraf, so war an der Spitze wie erwähnt alles beim Alten. Casey Stoner thronte vorne und hatte der Konkurrenz gleich einiges aufgebrummt. Beinahe sieben Zehntel betrug sein Vorsprung auf Lorenzo. Randy de Puniet, Andrea Dovizioso und James Toseland hielten sich auch noch innerhalb von einer Sekunde zum Weltmeister. Noch in den Top Ten zu finden, waren Alex de Angelis, John Hopkins, Randy de Puniet, Valentino Rossi und Colin Edwards.

Die Zeiten des ersten Testabends in Katar

1. Casey Stoner (AUS) Ducati 1:55.330 61 Runden

2. Jorge Lorenzo (SPA) Yamaha 1:56.019 77

3. Randy De Puniet (FRA) Honda LCR 1:56.062 88

4. Andrea Dovizioso (ITA) JiR Team Scot 1:56.121 81

5. James Toseland (GBR) Tech 3 Yamaha 1:56.251 90

6. Alex De Angelis (RSM) Gresini Honda 1:56.571 69

7. John Hopkins (USA) Kawasaki 1:56.614 71

8. Dani Pedrosa (SPA) Repsol Honda 1:56.621 72

9. Valentino Rossi (ITA) Yamaha 1:56.749 82

10. Colin Edwards (USA) Tech 3 Yamaha 1:56.762 86

11. Toni Elias (SPA) D’Antin MotoGP 1:57.007 85

12. Nicky Hayden (USA) Repsol Honda 1:57.010 91

13. Shinya Nakano (JPN) Gresini Honda 1:57.223 79

14. Chris Vermeulen (AUS) Suzuki 1:57.522 80

15. Loris Capirossi (ITA) Suzuki MotoGP 1:57.551 66

16. Marco Melandri (ITA) Ducati 1:57.593 70

17. Sylvain Guintoli (FRA) D’Antin MotoGP 1:57.644 66

18. Anthony West (AUS) Kawasaki 1:57.787 51

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