Keine Ausrutscher

(adrivo.com) Renault hat die Saison 2007 schon abgehakt, doch noch weiter zurückfallen will Pat Symonds auch nicht.

Pat, wie fällt Ihre Analyse des Belgien-Grand Prix aus?
Pat Symonds Durchwachsen, um ehrlich zu sein. In puncto der reinen Konkurrenzfähigkeit des Renault R27 erinnerte mich die Situation an den Großen Preis der Türkei, als vor allem Heikki Kovalainen eindrucksvoll zeigte, dass der Wagen über das Potenzial verfügt, die Verfolger der Spitzenteams anzuführen. In Spa-Francorchamps waren Giancarlo Fisichellas Chancen auf ein gutes Ergebnis bereits durch den Motorwechsel so gut wie dahin. Heikki wiederum litt unter unserer falschen Strategie-Entscheidung. Wir hatten mit weniger Reifenverschleiß gerechnet, als wir dann schließlich erleben mussten. Seine Einstopp-Strategie funktionierte deshalb nicht wie erhofft, und wir konnten das wahre Potenzial des R27 nicht unter Beweis stellen.

Blicken wir voraus auf das kommende Wochenende. Wie sah die Vorbereitung auf den neuen Kurs in Fuji aus?
PS Wie gewohnt bestand der Großteil unserer Arbeit aus umfangreichen Computersimulationen. Uns steht sehr gutes Kartenmaterial aller Kurse und eine sehr genaue Software zur Verfügung. Dennoch gibt es natürlich immer eine Reihe unbekannter Parameter, mit denen wir rechnen müssen. Wir wissen beispielsweise nicht, ob und wie die Fahrer die Kerbs in ihre Ideallinie einbeziehen können und welches Grip-Niveau genau der Asphalt bietet. Wir absolvieren daher verschiedene Simulationen mit unterschiedlichen Schätzwerten, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Trotz aller Unwägbarkeiten verschaffen uns diese „Hausaufgaben“ einen guten Überblick, auf was wir uns einstellen müssen.

Im Fall Fuji heißt das konkret?
PS Es handelt sich zweifellos um einen dem aktuellen Trend entsprechenden Kurs mit langsamen Kurven und langen Geraden. Durch die 1,5 Kilometer messende Start-Ziel-Gerade müssen wir Kompromisse beim Abtriebsniveau eingehen, um konkurrenzfähige Höchstgeschwindigkeiten zu erreichen. Das bedeutet auf der anderen Seite, dass der Renault R27 an anderen Stellen der Strecke nicht einfach zu handhaben sein wird. Ich gehe davon aus, dass der Abschnitt von Turn 10 bis Turn 16 am Ende eines Umlaufs entscheidenden Einfluss auf die gesamte Rundenzeit haben wird. Um die Herausforderungen, die der Kurs in Fuji stellt, in ihrer Gänze zu verstehen, müssen wir aber das erste Freie Training am Freitagvormittag abwarten.

Dürfen wir davon ausgehen, dass das ING Renault F1 Team am Freitag mehr Runden als üblich fahren wird?
PS Ja, wahrscheinlich. Seit dieser Saison fahren wir ohnehin wieder mehr, da wir freitags keiner Motorenbeschränkung unterworfen sind und auch das Reifenkontingent sehr großzügig ausfällt. Auf einer unbekannten Strecke besteht offensichtlich Bedarf, möglichst viel zu fahren, damit die Piloten die Ideallinie verinnerlichen können und das Set-up bis ins kleinste Detail erarbeitet werden kann.

Wie sieht die Vorbereitung der Fahrer aus?
PS Unmittelbar nach unserer Ankunft in Fuji werden Fahrer und Ingenieure gemeinsam die Strecke ablaufen, um die Besonderheiten des Kurses aus nächster Nähe zu begutachten. Zudem gehe ich davon aus, dass praktisch alle den Kurs bereits gefahren sind – sei es auf der Playstation oder mittels richtiger Simulatoren, über die einige Teams verfügen.

An der Spitze der WM schlug das Pendel in den vergangenen Läufen zwischen McLaren und Ferrari in schöner Regelmäßigkeit hin und her. Was dürfen wir in Fuji erwarten?
PS Ich denke, dass aktuell kein so deutliches Muster auszumachen ist wie in den vergangenen Jahren. Allgemein scheint mir aber, dass Ferrari auf Strecken mit vielen schnellen Kurven im Vorteil ist. McLaren scheint eher auf langsameren Strecken vorn zu sein. Von daher dürfen wir uns auf spannende Rennen freuen. Brasilien verfügt nur über wenige schnelle Ecken, in China ist das Verhältnis fast ausgeglichen. Wie sich die Situation in Fuji präsentiert, wissen wir derzeit noch nicht. Es gibt eine lange langsame Passage am Ende der Runde und nur wenige schnelle Kurven. Aber im Vorfeld ist es fast unmöglich, den wahren Charakter des Kurses vorherzusagen.

Es wird derzeit viel über die Rivalität der McLaren-Piloten untereinander gesprochen. Wie sehen Sie die Angelegenheit?
PS Für mich ist das alles ganz normal, so muss es sein. Es sind zwei ehrgeizige Fahrer, die unbedingt gewinnen wollen. Lewis Hamilton hat mich in dieser Saison unglaublich beeindruckt. Aber Spa hat eventuell zu einem Knick in seiner Formkurve geführt. Bei Fernando Alonso wissen wir nur zu gut, wie stark er auch aus psychologischer Sicht ist. Ich freue mich schon darauf zu sehen, wie sich das Duell zwischen den beiden in den kommenden drei Rennen entwickeln wird.

Was erwartet das ING Renault F1 Team vom Rest der Saison?
PS Die große Gruppe im Mittelfeld ist während der vergangenen drei Läufe deutlich enger zusammengerückt. Damit war zu rechnen. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir unverändert über die nötige Performance verfügen, diese Gruppe anzuführen. Unsere Position in der WM-Wertung ist zwar recht komfortabel, aber wir dürfen uns dennoch keine Ausrutscher erlauben – vor allem nicht bei den unvorhersehbaren Bedingungen, die nach derzeitigem Stand durchaus möglich sind. Es war bislang einfach nicht unsere Saison. Umso mehr gilt mein Dank den Fahrern und dem gesamten Team, die sich zu keinem Zeitpunkt haben hängen lassen. Wir werden alles daran setzen, das Jahr mit drei starken und engagierten Rennen positiv zu beenden.

© adrivo Sportpresse GmbH

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