Kommentar: Immer auf die Großen!

Man habe die Situation „nicht allein zu verantworten“. Die Veränderung der Weltwirtschaft sei „zum Teil politisch und zum Teil durch die Banken verschuldet“, sagte Maria-Elisabeth Schaeffler der Online-Ausgabe des „Spiegels“. Die Schaeffler-Eigentümer sehen sich vor allem als Opfer der Wirtschaftskrise. „Insofern steht der Staat in einer Verantwortung.“

„Wir haben selbstverständlich negative Szenarien durchgespielt“, so Miteigentümer und Sohn Georg Schaeffler in demselben Interview. „Doch wenn ein Unternehmer sich allein an dem wenig wahrscheinlichen Worst-Case-Fall orientiert, macht er gar nichts mehr.“ Am Ende habe man dann leider ein Szenario erlebt, dass man als perfekten Sturm bezeichnen könne. „Unser Fehler war, dass wir die Zukunft falsch eingeschätzt haben“, sagte Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn ergänzt: „Mit dem Wissen von heute, hätte man eine solche Transaktion mit dieser Verschuldungsthematik sicher nicht gemacht.“

Mit dem Wissen von heute hätten andere aus Politik, Wirtschaft und Bankenwelt auch den Versuch des kleineren Unternehmens aus Herzogenaurach, die viel größere Continental AG in Hannover zu übernehmen nicht als strategisch wichtigen Plan positiv kommentiert. Damals sah man die Chance, einen Automobilzulieferer von globalen Dimensionen in Deutschland zu etablieren. Viele Banken berieten dabei und verdienten schon daran gutes Geld.

Doch dann waren es Banken, die mit zwielichtigen Geschäften den Niedergang der Finanzwirtschaft und schließlich auch der realen Wirtschaft auslösten. Vor diesem Hintergrund erhält das Verhalten des Commerzbankchefs Martin Blessing seine ganz besondere Bedeutung. Geplant war ein vertrauliches Treffen von Schaeffler-Betriebsräten mit dem Bankchef. Das wurde von Blessing am Donnerstag vergangener Woche (19. März 2009) abgesagt, mit der Begründung, die IG Metall habe auf ihrer Internetseite vorab darüber informiert.

Die Commerzbank ist Hauptkreditgeber der Herzogenauracher und arbeitet unter dem Schutzschirm, den die Bundesregierung für die Banken eingerichtet hat, damit die Finanzierung von Unternehmen sichergestellt ist. Nun wird auch der Fall Schaeffler zum Prüfstein, ob sich die Banken sich zu der daraus erwachsenden Verantwortung gegenüber unserer Wirtschaft und auch gegenüber Kunden wie Schaeffler bekennen.

Ein Sprecher der Commerzbank betonte nach der Absage, grundsätzlich bestehe nach wie vor die Bereitschaft zu konstruktiv und verantwortungsvoll geführten Gesprächen. Doch auch die sachkundigen Spatzen pfeifen es immer noch von den Dächern, dass sich die Commerzbank und die anderen beteiligten Kreditinstitute das Unternehmen unter den Nagel reißen wollen, weil es sich „verzockt“ habe.

Andererseits heißt es, die Gläubigerbanken seien offenbar grundsätzlich bereit, Schaeffler zahlungsfähig zu erhalten. Dank einer Zwischenfinanzierung, auf die sich die Banken – darunter vor allem die Commerzbank und die Royal Bank of Scotland – mit Schaeffler geeinigt haben, soll die Liquidität des fränkischen Familienkonzerns bis Anfang kommenden Jahres sichergestellt sein.
Die Schaeffler-Gruppe hat inzwischen ein Sanierungskonzept erarbeitet. „Unser Konzeptvorschlag liegt jetzt den Banken vor“, sagte Georg Schaeffler dem „Spiegel“. Man hoffe, „dass sie schnell auf unser Konzept reagieren, weil wir vermeiden wollen, in den Wahlkampf gezogen zu werden“. Man wird sehen.

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