Kommentar zur Umweltprämie – Die Masse macht‘s

Bevor man den Stab über der Umwelt-, Verschrottungs- oder Abwrackprämie bricht, sollte man einen Blick auf die Fakten und auf die aktuellen Entwicklungen werfen. Fakt ist, dass jedes neue Auto, das ein mindestens neun Jahre altes ersetzt, einen erheblichen Gewinn für die Umwelt darstellt. Fakt ist auch, dass die Politik neben dem Umweltschutz die Konjunktur und damit auch die Arbeitsplätze im Blick behalten muss.

Obwohl noch gar nicht geregelt wurde, wie die Prämie abgewickelt werden soll, jubeln die Händler. Seit der offiziellen Bekanntgabe der Prämie in Höhe von 2500 Euro für den Kauf eines neuen Autos bei gleichzeitiger Verschrottung eines mindestens neun Jahre alten Fahrzeugs, beleben Kaufinteressenten die Schauräume. Nach den wenigen Tagen schon scheint es gar nicht mehr so abwegig, den Erfolg der Maßnahme vorherzusagen.

200 000 bis 300 000 Fahrzeuge zusätzlich könnte die Prämie bringen, schätzen Fachleute. Damit kann dieses Konjunkturprogramm den Umsatzeinbruch bei den rund 39 000 deutschen Betrieben des Kfz-Gewerbes mit seinen rund 470 000 Mitarbeitern verhindern, gleichzeitig den Herstellern helfen und eben auch der Umwelt.

Die Erfahrungen in Italien und Frankreich bestätigen die Vermutung, dass Abwrackprämien den Absatz ankurbeln. Deren Wirkung ist ungleich größer als die der Steuerbefreiung und der Umgestaltung der Kfz-Steuer, die beide in ihrer Wirkung auf den Markt erheblich überschätzt werden. Denn bei der Steuerbefreiung geht es nur um „Kleingeld“ im Vergleich zum Autopreis. Und auch, wenn immer noch nicht feststeht, wie die CO2-basierte Kraftfahrzeugsteuer ab Mitte des Jahres genau aussehen wird – man kann dennoch schon jetzt vorhersagen, dass sie auf das Kaufverhalten weniger Einfluss haben wird als im Vorfeld behauptetet wurde.

Ähnliches gilt auch für den Einfluss der neuen Kfz-Steuer auf die Entwicklung von neuen Fahrzeugen und Antriebskonzepten. Sie bedeutet für den nationalen Markt zwar Planungssicherheit. Doch die deutschen Hersteller leben vom Export und müssen daher weltweit die richtigen Autos und Antriebe anbieten – den verbrauchsoptimierten Kleinwagen ebenso wie den Super-Boliden, der sich heutzutage aber auch beim Verbrauch keinen Ausrutscher mehr leisten darf.

In Deutschland wird jetzt wieder gedankenlos auf die großen Geländewagen eingedroschen, weil’s so schön populär ist. Dabei übersieht man gern, dass deren Anteil an den Gesamtemissionen verschwindend klein ausfällt und dass die meisten das Vorurteil „Spritfresser“ zu Unrecht trifft, weil sie auch nicht mehr verbrauchen als große Limousinen. Ihr geringer Anteil am Fahrzeugbestand wird sich auch mit der Abwrackprämie nicht vergrößern. Die Großen werden in der Regel geleast und nicht gekauft. Die Prämie wendet sich daher zu Recht an die Besitzer der Autos, die unsere Straßen in großen Massen bevölkern. Und da wirkt sie offenbar – für die Automobilwirtschaft und für die Umwelt.

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