Martin Tomczyk im Interview: Wertlose Aussprachen – wertvolle Saison

(adrivo.com) Über Mika Häkkinen zeigt sich Martin Tomczyk ebenso enttäuscht wie über den verpassten Titel. Im Dialog mit der adrivo Sportpresse reflektiert er seine Saison.

Wie enttäuscht bist du noch über den verlorenen Titel?

Martin Tomczyk: Natürlich ist es ärgerlich, dass ich den Titel nicht holen konnte. Ich hatte im letzten Rennen die Möglichkeit dazu, aber leider war das nach drei Kurven schon wieder vorbei. Das war schon sehr enttäuschend. Ich hatte schon zuvor in der Saison einige Male Pech gehabt oder wurde in unnötige Kollisionen verwickelt. Für mich nicht von Vorteil waren auch das Rennen auf dem Lausitzring, aber auch die unglückliche Safety-Car-Phase in Mugello. Wenn ich mir aber vorstelle, dass ich bei zehn Rennen nur fünf Mal gepunktet habe, bin ich gemessen am Punktestand mit dem Ergebnis zufrieden. Zumindest habe ich mein persönliches Ziel, einen Meisterschaftsrang unter den Top Drei, erreicht – und mit Mattias Ekström als Meister ist der Titel immerhin nach Ingolstadt gekommen.

Hast du in der abgelaufenen Saison an Selbstvertrauen gewonnen?

Martin Tomczyk: Das auf jeden Fall. Aber nicht nur ich bin selbstbewusster geworden, sondern auch mein Team. Ich bin jedes Wochenende vorne mit dabei gewesen. Das Team und ich wissen jetzt, was möglich ist. Aber auch ich entwickle mich noch weiter – schließlich bin ich erst 25 Jahre alt und kann immer noch dazulernen. Allerdings kann man schlecht nur einzelne Komponenten benennen. Was man verbessern muss, sieht man meistens beim Fahren und kann es auch nur dort verbessern.

Hast du den Zweikampf mit Mercedes über die Saison hinweg als fair empfunden?

Martin Tomczyk: In dieser Saison wurde es oft kritisch. Deswegen hat Audi in Barcelona auch gehandelt. Die Entscheidung, die Autos zurückzuziehen, wurde auch vom Vorstand unterstützt. Audi hat damit ein klares Zeichen gesetzt. Dennoch ist es schwierig, solchen Vorfällen beispielsweise über das Sportliche Reglement entgegenzuwirken. Schließlich kann man das Reglement auch brechen. Mika Häkkinen ist nach der Sache in Barcelona nicht umsonst bestraft worden. Da hilft eigentlich nur ein Appell an die Fahrer, denn für einen guten und fairen Sport können nur wir sorgen.

Hast du Vorschläge für Änderungen im Sportlichen Reglement?

Martin Tomczyk: Natürlich gab es diese Saison Einiges, was nicht glatt gelaufen ist. Man sollte das Reglement verständlicher gestalten, um den Zuschauern die DTM noch näher zu bringen. Wir haben schon ein gutes Paket und auch spannende Rennen. Man darf auch nicht vergessen, dass jede Änderung positive und negative Veränderungen, je nach Sichtweise, mit sich bringt. Deswegen verlasse ich mich in diesem Punkt auf die Verantwortlichen.

Gab es nach Barcelona eine Aussprache mit Häkkinen?

Martin Tomczyk: Wir haben zwar miteinander gesprochen, aber so etwas bringt nicht viel. Das Geschehene kann man dadurch nicht ungeschehen machen. Ich bin wegen der Berührung mit Mika ausgefallen und hatte keine Punkte. Deswegen lege ich auf solche Aussprachen nicht viel Wert.

Mit Mika Häkkinen verliert die DTM einen großen Namen. Hat man es versäumt, auch andere Fahrer zu promoten?

Martin Tomczyk: Natürlich hat Mika Häkkinen viele Fans angezogen, aber wir zeigen alle guten Motorsport. Die DTM ist als Serie auch gut genug. Trotzdem hat man es in den letzten beiden Jahren versäumt, einzelne Fahrer bekannter zu machen. Es sollte unser Ziel sein, dass man uns auch ohne Helm erkennt. Dafür braucht es noch mehr Publikumsnähe der Fahrer. Die DTM sollte nicht nur dazu da sein, ein perfektes Marketing für die Autos zu bieten. Im übrigen: wir brauchen nicht nur große Namen, sondern auch Kollegen, die das Niveau haben, um in der DTM zu bestehen.

Ist es eine besondere Herausforderung, am für 2008 komplett neuen A4 mitzuwirken?

Martin Tomczyk: Es ist auf jeden Fall eine schöne Aufgabe. Wir sind schon die ersten Komponententests gefahren und ich freue mich schon, wenn das Auto komplett fertig ist. Es ist auch eine anspruchsvolle Aufgabe. Vor allem die ersten Abstimmungen sind schwierig, da man noch keinerlei Erfahrungen hat. Aber solange das Auto schnell ist, hat man auch keinen Druck.

Was hast du in der Winterpause vor?

Martin Tomczyk: Jetzt stehen noch einige Termine mit den Medien und auf Veranstaltungen auf dem Programm, denn schließlich stellen wir auch den neuen Serien-A4 vor. Ab Mitte Dezember bis Mitte Januar kann und werde ich komplett abschalten. Ein richtiger Urlaub ist noch nicht geplant – das wird ganz kurzfristig entschieden. Ansonsten steht natürlich Fitness auf dem Programm. Das ist schließlich das Einzige, was man als Fahrer in dieser Zeit machen kann.

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