Mitsubishi

Mitsubishi Grandis DI-D: Reichlich Gesprächsstoff

Es gibt Vans im praktischen Schuhkarton-Design und es gibt den Mitsubishi Grandis: schnittig, mit Platz für bis zu sieben Personen. Und einem Turbodiesel unter der Haube, der von Volkswagen stammt. Eine interessante Mischung.

Flott gemacht

Die Japaner haben dem Grandis ein schnittiges Kleid geschneidert: flach und rund die Front, das steile Heck schmückt sich mit blitzschnell ansprechenden LED-Leuchten und einem Dachkantenspoiler. Dazwischen streckt sich eine straffe Flanke. 17-Zoll-Felgen lassen das getestete Topmodell 2.0 DI-D Intense (28.890 Euro) stramm auf der Straße stehen. Obwohl der Van wahlweise sechs oder sieben Personen Platz bietet, vermag manch einer in der Seitenlinie Coupé-Anklänge erkennen. Im Test sorgte das Design für reichlich Gesprächsstoff – an der Tankstelle oder auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt. "Der sieht ja richtig rasant aus" oder "tolle Optik" und das erwartete "ein echter Sportler?", waren die häufigsten Kommentare. Nur wenigen Passanten war der Japaner "zu futuristisch." Doch kaum jemand konnte den Wagen richtig einordnen. "Was ist denn das für einer?", lautete meist die nächste Frage. Modell unbekannt – das Dilemma des Grandis. Die Japaner präsentierten ihren Van nämlich zunächst ausschließlich mit Benzinmotor. Im Van-Segment ein echtes Problem, die Kundschaft zeigte die kalte Schulter. Inzwischen gibt es auch einen Selbstzünder, das Interesse erwacht allmählich. "Über 80 Prozent aller Grandis werden jetzt mit Diesel zugelassen", bestätigt Unternehmenssprecher Albrecht Trautzburg.

Großraumwagen

Von der flotten Form inspiriert, tönt es "Sportstourer" aus der Mitsubishi-Marketingabteilung. Tatsächlich? Zunächst einmal stellt der Van-Pilot andere Ansprüche. Platz und Variabilität sind gefragt. Hier punktet der Grandis mit zwei versenkbaren Einzelsitzen in Reihe drei. Das "Hide&Seat"-System gibt mit ausgeklappten Polstern im Boden zusätzlichen Stauraum frei. Mit voller Besatzung bleiben respektable 320 Liter für das Gepäck. Für den Umbau müssen die Kopfstützen entfernt werden. Die mittleren Plätze sind längs verschiebbar, sie können allerdings nicht entfernt werden. So entsteht maximal 1.545 Liter Laderaum. Doch es bleibt eine Stufe im Boden zurück. Die ist beim Transport sperriger Güter genauso hinderlich wie das niedrige Dach – die Kehrseite der Sportoptik. In der Mitte bietet das Topmodell Intense alternativ zwei Einzelsitze oder eine Sitzbank. Entsprechend gehen bis zu sechs oder sieben Personen auf Reisen. Ganz hinten sitzen nur Kinder wirklich bequem. Die Passagiere davor freuen sich über reichlich Beinfreiheit und eine Klimaautomatik, die sich für den Fond getrennt regeln lässt. Stauraum für Flaschen, Becher und Kleinkram ist im ganzen Innenraum reichlich vorhanden. Zudem lassen sich die Lehnen aller Sitze für eine entspannte Ruhestellung nach hinten neigen.

Gemütlicher Arbeitsplatz

Fahrer und Beifahrer sitzen dank der klappbaren Mittelarmlehnen fast so bequem wie auf Omas Sofa. Sie sind durch eine raumgreifende Mittelkonsole getrennt, aus der griffgünstig der kurze Schaltknüppel ragt. Damit lassen sich die sechs Gänge locker aus dem Handgelenk heraus sortieren. Das Radio und die großen Drehregler der Klimaautomatik sind ebenfalls gut erreichbar. So stört es nicht, dass im Lederlenkrad keine Bedientasten integriert sind. Hinter dem Volant schimmern die großen Rundinstrumente nachts in schmuckem blau. Weniger glücklich ist der Farbmonitor des Navigationssystems platziert. Ohne Abdeckung ist er der tief stehenden Sonne schutzlos ausgeliefert – man kann dann nichts mehr darauf erkennen. Davon abgesehen, überzeugt das Touchscreen-System mit einer ansprechenden Splitscreen-Grafik. Bei Abzweigungen und Kreuzungen ändert sich die Darstellung.

Leiharbeiter

Weil sich bei Mitsubishi kein geeignetes Aggregat im Regal fand, wird der 2,0-Liter-Turbodiesel von Volkswagen zugekauft. Nichts Ungewöhnliches in der Branche. Auch Peugeot, BMW, Ford und Toyota helfen sich gegenseitig aus oder entwickeln gemeinsam. Im Grandis kommt der 2.0 TDI auf 136 PS (100 kW), vier Pferdestärken weniger als er in den Modellen des VW-Konzerns leistet. Ein Russpartikelfilter ist als Werkstattnachrüstlösung verfügbar. Die kostet – egal ob beim Neuwagenkauf oder später – 899 Euro. Zuzüglich Einbau. Es handelt sich um ein geschlossenes Filtersystem. Das ist teuerer, dafür aber auch viel sauberer als so genannte offene Nachrüstfilter, die nur 40 bis 50 Prozent der Russpartikel beseitigen. Geschlossene Systeme erreichen nahezu 100 Prozent.

Kernig, stark und sparsam

Bekanntlich ist das Pumpe-Düse-Aggregat von Volkswagen kein Flüsterdiesel. Das gilt auch für dessen Einsatz im Grandis. Dafür hat der Vierzylinder-Turbomotor reichlich Mumm in den Knochen: 310 Newtonmeter Drehmoment ab 1.750 Umdrehungen. Also viel Dampf im Drehzahlkeller. Dennoch stört beim Schnellstart eine dieseltypische Antrittsschwäche. Der Sprint auf Tempo 100 ist nach 10,8 Sekunden erledigt. Auf der Autobahn rennt der Japaner – unter lautstarkem Motorengetöse – maximal 195 Stundenkilometer schnell. Entspannter, leiser und auch sparsamer fährt es sich bei maximal Tempo 160, das von uns bevorzugte Autobahntempo. Dann pendelt der Verbrauch zwischen sieben und acht Liter. Mit etwas Zurückhaltung sind auch Werte um die sechs Liter möglich. Forciertes Landstraßentempo quittiert der Grandis in Kurven mit starker Seitenneigung. Der Van schiebt gutmütig über die Vorderräder und baut dabei überschüssige Energie ab. Sportlich ist das nicht, aber sicher. In Extremsituationen hilft das serienmäßige Stabilitätssystem. Front-, Seiten- und Windowairbags komplettieren das Sicherheitspaket.

Fazit: Aufregende Optik und ganz schön praktisch. Doch Mitsubishi sollte den Grandis nicht als Sportler anpreisen. Der Van sieht zwar aus wie frisch aus dem Fitnessstudio, tatsächlich mag er derartige Anstrengungen aber weniger. Der geräumige Siebensitzer taugt für die ganz langen Etappen. Dort überzeugt er als entspanntes und geräumiges Langstreckenfahrzeug.

http://www.mototype.de, Holger Schilp

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