Mitsubishi

Mitsubishi Lancer EVO IX: Männersache

Es gibt Autos, die muss der Fahrer verteidigen. Gegen Vorurteile, weil der Heckspoiler so groß ist wie ein kleines Bücherregal. Weil die verbauten Teile von Zulieferern kommen, die Recaro, Brembo oder Momo heißen und in der Tuning-Szene hoch gehandelt werden. Die laut sind, teilweise unbequem und ständig den rechten Fuß in Wallung bringen. Ein Vertreter die Spezies ist der Mitsubishi Lancer Evo, der bereits in seiner neunten Auflagen an den Start geht. "Prollschüssel", war ein Urteil einer Kollegin. Doch ein fahraktiveres Auto fürs Geld bietet kaum ein anderer Hersteller.
Der Lancer ist eine von Rallye-Fahrzeugen abgeleitete Kleinserie, die ihren festen Anhängerkreis um sich scharrt. Die Nummer neun bringt es mit einem Turbobefeuerten 2.0-Liter auf 206 kW/280 PS und runde 250 km/ Höchstgeschwindigkeit. 355 Nm bei 3500 U/min sorgen stets für ausgiebigen Vortrieb, ein intelligentes Allradsystem (AWC) für hervorragende Traktion. So ist der Evo gerüstet für schnelle Fahrten, seine eigentliche Heimat liegt auf der Rennstrecke. Doch da darf man mit dem Testwagen nicht hin.Also ab auf die Landstraße, Kurven räubern. Und das geht hervorragend mit dem Lancer. Hätte er nicht diesen riesigen Spoiler aus Kohlefaser-Werkstoff (Teil des aufpreispflichtigen Sport-Paketes), sähe er aus wie eine biedere Familienkutsche mit zusätzlichen Lufteinlass auf der Kühlerhaube. Aber wer hier den Vierzylinder weckt, erlebt sein blaues Wunder. Motor an, Kupplungspedal mit einigem Nachdruck treten, den ersten Gang ebenfalls mit etwas Kraft einlegen und ab geht die Post. 5,7 Sekunden vergehen bis Tempo 100, 23 sind es bis Tempo 200. Dabei schiebt der Evo stetig weiter und presst die Passagiere lange und deftig in die guten Recaro-Sportsitze. Manchmal nervt die etwas hakelige Sechs-Gang-Schaltung, aber die Anschlüsse stimmen einfach. Dazu gibt es eine sehr direkte Lenkung mit reichlich Fahrbahnkontakt. Der Japaner liegt wie ein Brett und bleibt immer gutmütig. Fahrfreude pur.Das hat natürlich auch Nachteile: Auf schlechten Straßen bohrt sich jede Unebenheit ins Rückenmark des Fahrers, die Karosserie zittert, die Lehne des Beifahrersitzes wackelt wie ein Lämmerschwanz. Hohes Tempo auf der Autobahn quittiert der Evo mit einer Lärmkulisse, die das Radio überflüssig macht, auch wenn man jeden TDI auf der linken Spur alt aussehen lässt. Der 55-Liter-Tank, reicht nach Vollgaspassagen nur für 300 Kilometer, dann ist Tanken angesagt. Bis zu 20 Liter gutes SuperPlus genehmigt sich der Sportler dann, im Schnitt waren es 13 Liter. Aber der Gasfuß juckt eben auch in jeder Sekunde, wenn man in diesem Auto sitzt. Und Bummeln in sechsten Gang im Innenstadtbereich ist auch möglich.Innen sieht der Lancer völlig unspektakulär aus. Die Instrumenten Tafel wurde aus der Serie übernommen und mit ein paar Einlagen in Carbonoptik aufgepeppt, es gibt ein Momo-Sportlenkrad und Alu-Pedale und sogar ein paar elektrische Helfer nebst Klimaanlage. Da trägt das Sportpaket außen mit dem besagten Spoiler, geschmiedeten BBS-Felgen (17 Zoll) und roten Brembo-Bremssätteln schon dicker auf (Aufpreis 2500 Euro inklusive verstellbarer Bilstein-Dämpfer). Aber das ist auch nicht notwendig, der Evo ist ohne das Paket der erfolgreichere Wolf im Schafspelz. Und eine der günstigsten Optionen, einen echten Sportwagen zu fahren. 39 490 Euro kostet die Basis, das Sportpaket setzt mehr auf Optik und hat keine Auswirkungen auf die Fahrleistungen. Die Folgekosten für den japanischen Boliden sind allerdings nicht zu unterschätzen. Trotzdem schön, dass es solche Autos noch gibt: Hart, laut, irgendwie ein Testosteron-Beschleuniger. Oder eine "Prollschüssel", da gehen die Meinungen auseinander. (ar/sb)

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Eine Frage von Belang: Reisemobil kaufen oder mieten?

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Nissan Qashqai: Neue Optik für den Crossover

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

zoom_photo