Motorradfahren in der Toskana – Erst schrauben, dann fahren! Und wie…

 Nach einem vergleichsweise glimpflich
verlaufenen Ausflug in den Graben am Vortag, steht heute erstmal die
Reparatur der Yamaha R6 auf dem Programm. Mehr als Spiegel, Blinker
und diverse Kratzer hat die „Sechser“ auf den ersten Blick
glücklicherweise nicht abbekommen. Weil dazu aber nicht sechs
Personen notwendig sind, teilt sich unsere Gruppe erneut – und
trifft sich im genüsslich-lockeren Ambiente Sienas wieder.

Mal wieder nach Grosetto

Sehr früh machen wir uns auf den Weg,
um die Yamaha wieder flott zu machen – schließlich weiß keiner
von uns, wie groß der Schaden tatsächlich ist oder wie viel Zeit
die Italiener für ihre Mittagspausen in Anspruch nehmen. Erneut geht
es ins nahe gelegene Grosetto – eine freie Werkstatt wurde uns von
einem Motorrad-begeisterten Nachbarn empfohlen. Auf dem Hinweg testen
wir die R6 nochmal ausgiebig auf weitere mögliche Defizite – aber
Bremsen, Kupplung und auch die Spur (unsere größte Befürchtung)
scheinen nach wie vor in Ordnung zu sein. Wir nehmen aus
verschiedenen Gründen die Schnellstraße – und kommen 20 Minuten
später in Grosetto an. Die Werkstatt ist gar nicht so leicht zu
finden: In einem Gewerbegebiet getarnt als „normaler“ Laden für
Motorradzubehör fahren wir erstmal vorbei. Eine
Ducati-Vertragswerkstatt ist die einzige, die wir auffinden können.
Mit Händen und Füßen wird uns dort dann aber erklärt, wo wir
wirklich hinmüssen – kurz noch ein paar heiße „Ducs“ bestaunt
und rüber in den Laden.

Freundlichkeit auf Italienisch

Schon als wir die doppelgeschossigen
heiligen Hallen betreten, staunen wir nicht schlecht. [foto id=“70540″ size=“small“ position=“right“]Motorräder
soweit das Auge reicht im Untergeschoss und Zubehör erster Klasse,
das jedem Biker dahin schmelzen lässt, im Obergeschoss. Ein ziemlich
kleiner, aber aufgeweckter netter Verkäufer kommt sofort auf uns zu
und steht uns mit Rat und Tat zur Seite. Er rät auch von den viel zu
teuren Originalteilen ab und plaudert englisch mit uns munter über
„Bella Italia“, Motorräder und deutschen Fußball. Das Erwerben
der Ersatzteile passiert irgendwie nur noch ganz beiläufig. Dann
führt er uns auf die Rückseite des Ladens, wo eine gut
ausgestattete Werkstatt mit fünf Mitarbeitern wartet. Jegliches
Werkzeug dürften wir ohne zu fragen mit benutzen erklärt er schnell
und dass er uns erstmal einen Kaffee holen geht. Also legen wir los –
fix die demolierten Rückspiegel ab- und die Neuen aus Carbon dran
geschraubt. Die Blinker gewechselt und mit dem netten Verkäufer noch
schnell einen Espresso getrunken (leider hatten wir vergessen einen
„Café Latte“ zu bestellen…), dann geht es ab nach Siena, wo
der Rest der Truppe schon in der Sonne auf uns wartet.

Landschaftsgenuss trotz genialer
Strecke

Um die anderen nicht zu lange warten zu
lassen fahren wir wieder auf die Schnellstraße – die allerdings
nach ca. fünf gefahrenen Kilometern in eine normale Bundesstraße
verwandelt. Müssen wir die restlichen 70 Kilometer eben anders
abspulen. [foto id=“70541″ size=“small“ position=“left“]Die R6 fährt voraus, ich auf der Bulldog hinterher. Über
viele Hügel und Berge ziehen wir unseren Weg durch die Toskana, der
mit ansprechenden Kurven gespickt ist – die Straße ist wie gemacht
für die „Sechser“: Sie gut ausgebaut, breit und fast immer gut
einseh- bzw. überblickbar. So bekomme ich gefühlt auch zum ersten
mal etwas beim Fahren von der schönen Landschaft mit. Zwar tauchen
vor uns immer wieder PKW-Kolonen und LKWs auf, aber die lassen wir
immer schnell hinter uns. Durch kein einziges Dorf führt die Straße,
kein Örtchen, in dem die Geschwindigkeit gedrosselt werden müsste.
Einzig eine Baustelle lässt uns auf dem Weg nach Siena den Gasgriff
sehr gemächlich bewegen. Zwar rasen wir nicht, aber sind zügig
unterwegs: Mit 150, 160 km/h kann man diese Straße aber auch ohne
Probleme nehmen – und trotzdem einen Blick in die Landschaft
riskieren.

Siena – Perle im Herzen der Toskana

Als wir nach herrlichen 80 Kilometern
in der 54.000 Einwohner fassenden Stadt ankommen, glauben wir erst,
das alles schon zu kennen. Typisch toskanische alte Bauten, hunderte
Motorroller schlängeln sich durch die engen Gassen, die voll mit
Menschen sind. [foto id=“70542″ size=“small“ position=“right“]Nichts neues – aber immer wieder schön! Wir machen
uns auf ins Zentrum zum Piazza del Campo, wo die anderen warten. Dort
angekommen trauen wir unseren Augen nicht: inmitten der Stadt
erstreckt sich ein riesiger Platz, umrandet von gemütlichen Cafés. Hunderte Menschen lümmeln in der Sonne und freuen sich des Lebens,
obwohl kein Fleckchen Grün zu sehen ist. Nach mehreren Telefonaten
finden wir in den Massen unsere Truppe, fletzen uns auf den Boden und
genießen das sympathisch-hektische Flair mit einem kalten Eis.
Leider dauert das nicht zu lange, denn den anderen juckt es schon
wieder in den Fingern – aufsitzen ist angesagt. Wir schlängeln uns
vorbei an tausenden Menschen durch die atmosphärischen Gassen
zurück zu den Bikes. Für heute ist ja noch lange nicht Schluß!

Der „Roadcaptain“ weiß wo es lang
geht…

… denn im Gegensatz zu der recht
befahrenen Bundesstraße Richtung Siena, führt er uns jetzt wieder
über die typisch kurvenreichen und verkehrsarmen Nebenstraßen. Nach
fixen 80 Kilometern, ist das genau das, was ich jetzt brauche: [foto id=“70543″ size=“small“ position=“left“]Kurven
in Hülle und Fülle – kurze, enge, lange… Wieder habe ich viel
Arbeit die „Dogge“ ordentlich in jede Kurve zu wuchten – aber
es macht einen Heidenspaß. Das geht ungefähr eineinhalb Stunden so,
bis wir ein weiteres Highlight der Toskana erreichen: Massa Maritima. Auf einem Hügel gelegen, ist auch hier die Aussicht grandios, das
typische Flair lässt uns einen Kaffee (diesmal kein Espresso!) in
der Sonne genießen und nochmal kurz durch die Gassen schlendern.
Zwar ist Massa Maritima wunderschön, aber ich bin immer noch zu
gefesselt vom Piazza del Campo in Siena und den eben gezogenen
Kurven, um diesen netten Fleck Erde gebührend genießen zu können.
Deshalb bin ich auch nicht traurig, als wir wieder unsere Bikes
satteln, um gen Heimat aufzubrechen. Wir legen noch einen kurzen
Zwischenstop beim Supermarkt ein, um Grillsachen und Bier zu kaufen.
Aber sofort geht es erneut über – Verzeihung: geile – Kurven
Richtung Guincarico, um den gelungenen Tag bei einem kühlen Bier
auf der Dachterrasse noch einmal in Gedanken zu genießen!

 

Lesen Sie im nächsten Teil, wie zwei
auszogen um Rom kennenzulernen, wie blöd sich die Suche nach einem
einfachen Schließfach in der römischen Hauptstadt gestalten kann
und warum ein Sightseeing-Bus auch die Lösung eines Problems sein
kann.

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