Motorradfahren in der Toskana – Kurven, Weltmeistereis und Mittelmeer

Nach der ersten kleinen Runde auf den
Bikes am Anreisetag, wird es Zeit für eine größere Ausfahrt –
schließlich sind wir ja zum Motorradfahren hier! Der „Roadcaptain“
auf seiner Yamaha FJR 1300 gab die Richtung vor. Über kleine, aber
sehr feine Nebenstraßen ging es ab nach San Gimignano (Provinz
Siena) und dann weiter an der Küste nach Orbetello in der Provinz
Grosseto.

Frühstück auf der Terrasse – so ein
Flair gibt meine Wohnung in Deutschland sonst leider nicht her! Aber
trotz der loften Atmosphäre unter strahlend blauem Himmel juckt es
schon wieder in den Fingern: Die Kurven rufen. Wie es dann in einer
Gruppe aber nun mal so ist: Die einen schlafen länger (darunter war
definitiv immer (!) ich), die anderen brauchen länger zum
anziehen… Aber hey: 10 Uhr mit einer Tagestour beginnen ist
durchaus noch im Rahmen. Aufgesessen, typische Formation eingenommen
(unser Roadcaptain voraus, die Speed Triple am Ende) und los geht es!

 

Keine Zeit für die tolle Landschaft

 

[foto id=“69831″ size=“small“ position=“right“]Dass die Toskana wunderschöne
Landschaften beinhaltet wusste ich vorher, aber wie genial es ist
sich auf Kurven durch sonnenüberflutete und endlose Täler zu
schlängeln, habe ich mir so nicht ausgemalt! Apropos Kurven: Alle
Nebenstraßen bestehen nur aus Kurven! Kaum mal 200m geradeaus, alle
Kurvenvarianten, die man sich vorstellen kann! Langgezogen, kurz,
eng, Spitzkehren, gut einsehbare Kurven, gefährliche… Alles was
das Bikerherz begehrt! Weil man aber die ganze Zeit damit beschäftigt
ist, sein Motorrad nach links und rechts regelrecht in die Kurven zu
schmeißen, bekommt man von der tollen Landschaft zumindest während
der Fahrt kaum etwas mit. Konzentration pur ist angesagt, denn die
Strecken bürgen vor allem auf den Nebenstraßen einige Tücken: Von
teilweise schlechter Sicht und engen Straßen über brüchigen
Asphalt und Schlaglöchern bis hin zu Rollsplit können hinter jeder
Kurve unerwartete Gefahren lauern. Mehr als zwei Stunden am Stück
sind trotz des Höllengaudis beim Kurven ziehen daher schwer zu
ertragen. [foto id=“69832″ size=“small“ position=“left“]Die Pause in dem mittelalterlichen San Gimignano hatten wir
uns alle wohl verdient!

 

Enge Gassen, alte Bauten, leckeres Eis
– typisch Toskana

 

Nach einer relativ einfachen
Parkplatzsuche (mit Motorrad nirgendwo in der Toskana ein Problem)
geht es zu Fuß ins Stadtzentrum, das mächtige Stadtmauern umgeben.
Schnell finden wir uns auf einem belebten Platz wieder. Ein
Puppenspieler amüsiert nicht nur Kinder und scharrt eine
Menschenmasse um sich. Hier sind wir bei Leibe nicht die einzigen
Touristen: Digitalkameras wohin das Auge blickt, hier ein Brocken
französisch, da ein paar Worte englisch und – wer hätte es
gedacht – natürlich sind auch Deutsche im sonnigen Süden
unterwegs. Direkt vor dem Puppenspieler thront eine für das
mittelalterliche Städtchen untypische Leuchtreklame – eine
Eisdiele, aber keine gewöhnliche! Weltmeistereis gibt es hier –
ich habe zwar null Hunger, aber das kann ich mir nicht entgehen
lassen! Schnell zwei Kugeln Schoko/Waldfrucht in die Waffel (Wobei
zwei italienische Kugeln so groß sind wie vier deutsche, hätte ich
das mal vorher gewusst!) ab in die Sonne und die Seele baumeln
lassen. Ich halte mich nicht für einen Eiskenner, deshalb mag ich
nicht beurteilen, ob das Eis zurecht den Weltmeistertitel erhielt.
[foto id=“69833″ size=“full“]Aber ein wahrer Gaumenschmaus war es schon – nicht zu vergleichen
mit dem (sonst auch leckeren) Eis aus deutschen Landen. Nachdem ich
mir die Spuren meines Eisgenusses auf einer öffentlichen Toilette
(wenn möglich vermeiden!) aus dem Gesicht gewischt habe, schlendern
wir ein wenig durch San Gimignano und erfreuen uns an der
mittelalterlichen Baukunst, dem italienischen Flair und der Tatsache,
dass alle (!!) Italiener zu jeder Tageszeit ihre Sonnenbrillen
spazieren tragen.

 

Ab ans Mittelmeer

 

Nach guten 90 Minuten satteln wir
wieder unsere „Pferdchen“ und reiten los. Von San Gimignano geht
es wieder Richtung Heimat, aber mit einem Abstecher der Extraklasse! [foto id=“69834″ size=“small“ position=“right“]Über eine Felsstraße , die sehr an korsische Straßen erinnert,
fahren wir am Mittelmeer entlang Richtung Orbettello! Wieder ist es
nicht ratsam auf die traumhafte Landschaft zu achten, denn die
Straßenverhältnisse variieren von Kurve zu Kurve.  Wenigstens ein
kurzes Zigaretten-Päuschen lässt uns paradiesische Blicke auf die
ins Meer mündenden Berge werfen. Orbetello liegt auf einer
Landzunge, die das Festland mit dem Monte Argentario verbindet. Als
wir über den vier Kilometer langen aufgeschütteten Damm in die
Stadt fahren, drosselt jeder von selbst das Tempo: vor uns liegt ein
Yachthafen, mit typisch italienischen Bauten im Hintergrund,
eingeschloßen von saftigem Grün der Vegetation und dem tiefen Blau
des Mittelmeers – was für ein Anblick! [foto id=“69835″ size=“small“ position=“left“]Angekommen und total vom
Flair der Stadt ergriffen nehmen wir in einem Eiscafé Platz, um die
Stimmung mit dem nächsten Leckerbissen abzurunden. Doch die Zeit
drängt langsam! Wer will schon Kurven im Dunkeln ziehen?! Außerdem
macht sich über dem Meer sich eine schwarze Wand breit und steuert
direkt auf uns zu.

 

Regenkombi: Fehlanzeige!

 

Blöd, denn kaum fahren wir los,
beginnt es wie aus Eimern zu schütten! Der aufgeheizte Asphalt
verwandelt sich im Handumdrehen in einen schmierigen Untergund! Doch
nach einer Viertelstunde zeigt sich Petrus barmherzig und löst die
Regenwolken auf, zehn weitere Minuten vergehen, bis die Straßen
wieder gut befahrbare Bedingungen bieten. [foto id=“69836″ size=“small“ position=“right“] Da allerdings niemand von
uns beim Losfahren im strahlenden Sonnenschein an eine Regenkombi
gedacht hat, sind wir alle gut durchnässt! Wir nehmen eine größere
Bundesstraße gen Giuncarico und sind eine Stunde später wieder in
unsere wohlbehüteten Unterkunft. Die Kombis fix zum trocknen
aufgehängt, ein kaltes Bier aufgemacht und schnell raus auf die
Dachterrasse, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen. Ich
bewundere aus meinem Liegestuhl den Sonnenuntergang und wie er die
weite Landschaft in ein tiefes rot taucht! Ich nehme einen großen
Schluck Bier und lasse dabei in meinem Kopf die 400 kurvenreichen
Kilometer zufrieden nochmal revue passieren.

 

Im nächsten Teil erfahren Sie mehr
über die Region Grosetto, wie kalt das Mittelmeer im April ist und
wie aufwendig es sein kann, ein Motorrad aus dem Graben zu ziehen.

 

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