Chevrolet

Neuvorstellung: Zweite Generation des Chevrolet Matiz ist erwachsen geworden

In 2004 entfielen mit 5056 Einheiten knapp ein Drittel der Zulassungen auf den kompakten Mini, obwohl dieses Segment im Gegensatz zu Gesamteuropa mit einem Marktanteil von 3,7 Prozent in Deutschland gewiss nicht zu den größten zählt. Doch die A-Klasse dürfte nicht nur durch das Erscheinen von Toyota Aygo, Peugeot 107 und Citroen 1, sondern durch wirtschaftliche Zwänge auch bei uns wieder mehr Käufer finden.
Das Modell Matiz. Foto: Chevrolet
Und da macht es sich für Chevrolet Deutschland ausgesprochen gut, dass der Matiz jetzt in seiner zweiten Generation vorgestellt und ab Ende Mai / Anfang Juni auf Kundenfang gehen wird. Höchstwahrscheinlich erfolgreich: Denn zum einen ist der Matiz nicht größer geworden, sondern knuffig geblieben. Zum anderen erweist er sich erheblich ausgereifter als sein Vorgänger.
Für ein komplett neues Modell sieht der Matiz auf den ersten Blick dem Erstling zwar verblüffend ähnlich. Beim zweiten Hinschauen wirkt er durch eine markantere Frontpartie mit massiv gestaltetem Stoßfänger plus großem Lufteinlass, den großen runden Scheinwerfer-Einheiten, in die jetzt die Blinker integriert sind und die Profilierung der Motorhaube aber fast keilförmig und auf jeden Fall dynamischer. Die von den koreanischen Designern gewollte "Evolution statt Revolution" ist auch bei der Seitenlinie mit einer leicht nach vorn abfallenden bis weit in die vorderen Kotflügel durchgezogenen Schulterlinie ebenso bemerkbar wie beim Heck, dessen Optik jetzt aber durch fast überdimensionale Leuchteinheiten bestimmt wird.
Deutlich mehr hat sich im Innenraum verändert, wo trotz gebliebener Karosseriemaße (Länge: 3,495 Meter, Breite: 1,495 Meter, Höhe: 1,500 Meter) dank eines leicht vergrößerten Radstandes (2,345 Meter), aber vor allem durch eine bessere Raumausnutzung ein etwas großzügigeres Wohlgefühl entsteht. Das betrifft vor allem die Kopffreiheit auch auf den hinteren Sitzen und bei vier Erwachsenen die Ellenbogen-Freiheit. Nimmt man den von Chevrolet offiziell ausgewiesenen Fünf-Personen-Maßstab, stellt man allerdings schnell fest, dass auch Koreaner keine sich beliebig weitenden Gummi-Autos bauen können.
Völlig neu ist auch der Instrumententräger, der praktisch in zwei geteilte Informations-Abschnitte unterteilt ist. Im Blickfeld des Fahrers liegt ein Anzeigenfeld, das sämtliche Warn- und Kontrollleuchten beinhaltet, mittig und etwas erhöht ist das Zentralinstrument angeordnet, so dass auch der im Fond sitzende Mitfahrer jederzeit erkennen kann, ob es Zeit zum Tanken oder bei entsprechender Polizei-Kontrolle Zeit für ein Knöllchen wegen überhöhter Geschwindigkeit ist. Daran muss man sich die ersten Minuten gewöhnen, das ganze auch schön finden – funktionell ist es aber auf jeden Fall. Genauso wie die Fülle von guten und vor allem praktischen Ideen für Ablagen, Verstaumöglichkeiten und vielem mehr. Gut ebenfalls die 60:40 klappbare Rücksitzbank, so dass in dem Mini auch längere Gegenstände transportiert werden können. Klappt man sie komplett um, vergrößert sich der 170 Liter Kofferraum (ein Plus von 25 Litern gegenüber Matiz 1) auf ein Fassungsvermögen von 845.
Wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Vorne ist für Großgewachsene die Beinfreiheit nach wie vor nicht gerade üppig, die Sitzfläche des ansonsten manierlichen Halt bietenden Gestühls ist selbst für Europäer mit Koreaner-Größe unterdimensioniert. Und ein höher verstellbarer Fahrersitz (serienmäßig nur in der Top-Version) ersetzt nicht die fehlende und auch nicht optional erhältliche Lenkrad-Verstellung. Eigentlich überflüssige Mängel, von denen man derzeit nicht weiß, ob man sie verzeihen soll oder nicht. Denn da der in drei Ausstattungs-Versionen angebotene Matiz erst in rund zweieinhalb Monaten angeboten wird, will Chevrolet Deutschland-Chef Günther Sommerlad bis zur Automobil-Ausstellung Anfang April in Leipzig mit der Preisverkündung warten, um den Matiz "sehr preiswert, aber nicht billig" zu positionieren. Eine Strategie, die aus Chevrolet-Sicht verständlich ist, nicht aber für den potentiellen Käufer, der sich gerade überlegt, ob er ein rumänisches Billig-Auto auf seine berühmte Hinterkopf-Einkaufsliste nehmen soll. Tut er das, ist unter Umständen kein Platz mehr für den Matiz, da bekanntere Marken wie eben Peugeot oder Toyota die Shopping-Liste mit maximal vier, fünf Autotypen blockieren.
Das wäre schade, denn auch im Fahrkapitel macht der Matiz nach ersten Probekilometern eine erheblich bessere Figur als sein Vorgänger. Angetrieben von den bewährten, aber optimierten Dreizylinder- (38 kW/52 PS) und Vierzylinder- (49kW/66 PS) Triebwerken mit 0,8 beziehungsweise 1 Liter Hubraum lässt sich der Matiz dank neuer Torsionslenker-Hinterachse und einer verbesserten Vorderachse erheblich agiler bewegen und auch die Servolenkung bietet jetzt mehr Kontakt zur Straße. Die Fahrleistungen (Höchstgeschwindigkeit 152 bzw. 156 km/h, 0-100km/h: 18,2 bzw. 14,1 Sekunden) hauen naturgemäß niemanden vom Hocker, doch reichen sie nicht nur für die Stadt, sondern auch auf Bundesstraßen und Autobahnen aus, um flott von A nach B zu kommen. Dass man bei längeren Strecken eventuell zehn Minuten länger benötigt, wird an der Tankstelle belohnt: Das 0,8-Liter-Aggregat begnügt sich im Mix mit 5,2, die Vierzylinder-Version mit fast realistischen 5,6 Litern Normalbenzin.
ABS mit EBD, Fahrer- und Beifahrer-Airbags sowie Knieschutz gibt es als Sicherheits-Ausstattung in allen Versionen, in den SX-Modellen sind dann auch die Seiten-Airbags serienmäßig. Nicht üppig, aber unter dem Aspekt der Grundsicherheit und des zu erwartenden Preis-Leistungs-Verhältnisses mehr als befriedigend. Ohne den Preis, der wahrscheinlich für die Einstiegsversion bei unter 8000 Euro und damit trotz erheblicher Verbesserungen auf Vorgänger-Niveau liegen wird, zu kennen, eine Spekulation. Doch darf man davon ausgehen, dass Chevrolet gerade zu seinem Einstieg in Europa eines seiner wichtigsten Modelle nicht "totpreisen" wird. Hielt der Vorgänger doch auf dem alten Kontinent mit einem Gesamtmarktanteil von rund zehn Prozent Platz zwei im Segment. Da sollte man eine etwas geringere Gewinnmarge durchaus verkraften können und wollen.
Von Hans H. Grassmann
7. März 2005. Quelle: Auto-Reporter

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