Peugeot

Peugeot 407 HDi 135: Große Schnauze, sanftes Wesen

Luxus in der Mittelklasse. Peugeot protzt beim 407 HDi Platinum nicht mit PS sondern verwöhnt mit einer nahezu kompletten Ausstattung. Gegeizt wird nur beim Verbrauch. Und zwar ordentlich.
Augenblick mal!
Der Testwagen entpuppte sich als begehrtes Topmodel, dem sehnsüchtige Blicke zufliegen. Bei einem nächtlichen Tankstopp an der Autobahn wurde der Franzose sogar Opfer eines Photohandy-Paparazzi. Das ist mir mit einer Mittelklasselimousine, die bereits seit zwei Jahren zum Straßenbild gehört, noch nie passiert. Offenbar überträgt sich die Gier des 407-Haifischmauls auf den Betrachter.
Vielfalt in Blech
Nüchtern betrachtet, hat der 407 eine durchaus multiple Persönlichkeit. Im Rückspiegel mimt er den gierigen Autobahnschreck. Dann zieht er mit maximal 208 Stundenkilometern vorbei. Dabei zeigt er ein sachlich nüchternes Heck mit Ecken und Kanten. Seine Passagiere erfahren dabei, dass der Viertürer eine höchst komfortable Reiselimousine ist. Unterwegs nuschelt der 2,0-Liter-Vierzylinder kaum hörbar. Er verliert sich schnell im rauschenden Fahrtwind und dem Abrollgeräusch der Winterreifen.
Mehr geht kaum
Für 28.650 Euro schüttet der HDi 135 Platinum ein wahres Ausstattungs-Füllhorn aus. Xenon-Licht, 17-Zoll-Alus, Tempomat, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, CD-Radio, Licht- und Regensensor und Ledersitze – für 350 Euro extra sogar mit Memory-Funktion – sind an Bord. Edel, edel. Und das zu einem Preis, wo die deutsche Premium-Liga noch schmerzhaft mit Ausstattung geizt. Zudem verwöhnt der Vierzylinder Turbodiesel mit dem kräftigen Antritt von 320 Newtonmetern Drehmoment und 136 PS (100 kW). Durchschnittsverbrauch: gerade einmal 5,9 Liter. Schadstoffnorm Euro 4 und Rußpartikelfilter gehören bei Peugeot sowieso zum guten Ton.
Raum zum Entspannen
Vorne sinke ich buchstäblich in die Ledersteppnähte der Sitze. Knöpfchen drücken, Knöpfchen ziehen – Elektromotoren bringen mich in Stellung. Nur bei der Lenksäule ist Handarbeit angesagt. Behaglichkeit stellt sich augenblicklich ein. Der Innnenraum wirkt gediegen und elegant. Nachdem auch Radio und Klimaautomatik eingestellt sind, beschließe ich die Armada kleiner Schalter in der Mittelkonsole möglichst zu ignorieren. Tempomat und CD-Radio lassen sich auch über Satelliten bedienen. Allerdings verstecken die sich hinter dem Lenkradkranz. Zunächst ist also das Prinzip "Versuch und Irrtum" angesagt. Nach einigen hundert Trainingskolometern finden die Fingerspitzen dann auf Anhieb die richtigen Tasten.
Schwächen im Detail
Problematisch wird erst der Versuch, in Berlin dem Navigationssystem die Führung zu übertragen. Das Teil (2.400 Euro) verfügt zwar über eine Notruffunktion, Sprachsteuerung, Infrarot-Schnittstelle, CD-Wechsler und ein Farbdisplay – doch wenn die falsche CD eingelegt ist, nützt das alles nichts. Die Straßen-Übersichtskarte für Europa kennt in der Bundeshauptstadt nämlich nur die wichtigsten Wege. Nach dem Austausch der CD klappt die Routenführung dann wie erwartet. Allerdings braucht das Navi für die Berechnung recht lange. Und die Radio-Empfangsleistung ist teils recht dürftig. Stirnrunzeln verursachte auch ein leise zirpendes Kabel hinter dem Armaturenbrett. Und die Scheinwerfer-Waschdüsen verdrehen sich, wenn sie bei hohem Tempo ausgefahren und benutzt werden. Nach erledigter Arbeit finden sie nicht mehr in ihre Ausgangsposition zurück.
Platz für vier
Dafür reisen die Passagiere sehr bequem, auch auf der Rückbank. Die Beinfreiheit ist im Fond zwar nicht rekordverdächtig, doch normal gewachsene Europäer haben damit keine Probleme. Kinder sowieso nicht. Familien könnten sich schon eher am sparsam dimensionierten Kofferraum stören: 407 Liter reichen für das Urlaubsgepäck gerade mal eben so. Immerhin, es gibt eine geteilte Rückbank. Derartige Kritik kontert Peugeot mit dem sonnendurchfluteten Kombi 407 SW. Er ist die Alternative für anspruchsvolle Transportaufgaben. Bei der getesteten Limousine überzeugen dagegen Details wie die zahlreichen Ablagen oder die Fenster-Rollos in den hinteren Türen. Für den Notfall sind neun Airbags an Bord. Inklusive Luftretter an der Lenksäule, der die Beine des Fahrers schützt.
Fern, schnell, gut
Das Fahrverhalten ist dank ESP auch in kritischen Situationen sicher. Die Vorzüge des Testwagens erschließen sich am besten auf langen Autobahnetappen. Kasseler Berge rauf und runter – der sechste Gang ist immer richtig. An Durchzugskraft herrscht kein Mangel. Auch mit vier Personen samt Gepäck an Bord ist der Antritt richtig lässig. Wenn es der Verkehr zulässt, bleibt der Tempomat auf 160 km/h programmiert. Dann säuselt der Antrieb verhalten, während der 407 nach Kräften spart. Bei gerade einmal 6,7 Litern pendelte sich der Verbrauch während des zweiwöchigen Testbetriebs ein – Sprintetappen mit über 200 Stundenkilometern und reichlich Stadtverkehr inklusive. Die Sprit sparende Landstraße sahen wir dagegen selten.
Fazit: Gut gebrüllt, Löwe. Extravagantes Design, reichlich Ausstattung, sparsam und sehr komfortabel. Käuferherz, was willst du mehr? Vielleicht eine noch solidere Qualität.
mototype.de, Holger Schilp

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