Skoda

Skoda Roomster: Living-Room-Mobil

Kompaktvan, Kastenwagen oder Hochdachkombi? Von allem etwas – aber extravagant verpackt. Das ist der neue Skoda Roomster. Wie es um die praktischen Qualitäten des tschechischen Raumwunders steht, klärt ein erster Praxistest.

Fliegendes Haus mit Bodenhaftung

Der Roomster ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Chefdesigner Jens Manske sieht in der vierten Skoda-Baureihe "die Dynamik eines Flugzeuges mit dem Raumangebot eines Hauses" vereint: Vorne der "Driving Room", dahinter der "Living Room". Die Seitenlinie verdeutlicht das Konzept. Kanzelartig wölbt sich die Windschutzscheibe, zur Fahrzeugmitte schwingt sich die Türsäule kühn empor. Ein wenig erinnert das an einen Saab. Freunde des frischluftgekühlten Ellbogens werden sich vermutlich an der extravaganten Optik stoßen. Die ansteigende untere Fensterlinie behindert nämlich den Freiheitsdrang des Armes. In der zweiten Reihe: Kinoblick. Damit Kinder unterwegs viel von der Welt sehen, sitzen sie deutlich erhöht. Der Blick schweift durch eine große Seitenscheibe, die tief in das Metall der Türtafel schneidet. Für einen extra Schuss Dynamik verstecken sich die hinteren Türgriffe im schwarzen Fensterrahmen. Man könnte Schiebetüren erwarten, doch der Roomster begnügt sich aus Kostengründen mit konventioneller Türtechnik.

Praktischer Hingucker

Bei dieser Optik wundert es nicht, dass der Roomster in Prag auffällt wie ein bunter Hund. Beim Phototermin nutzt ein tschechischer Kurierfahrer die Gunst des Augenblicks. In zweiter Reihe parkend, flitzt er aus seinem Gefährt um einen Blick in das geräumige Heck des Roomster zu erhaschen. Ja, er fährt sich komfortabel und sicher. Auch ohne ESP, das beim Basismodell nicht serienmäßig ist. Über die Preisgestaltung ist bis jetzt nur so viel bekannt: 12.990 Euro kostet der günstigste Roomster in Deutschland. Ein Dreizylinder-Benziner mit 64 PS (47 kW). Ausgestattet mit Zentralverriegelung, sechs Airbags und Isofix-Kindersitzverankerungen im Fond. Und jeder Menge Platz. Mit einem anerkennenden Kopfnicken steigt unsere Zufallsbekanntschaft wieder in ihren betagten Felicia Kombi und rumpelt über das Kopfsteinpflaster davon. Scheint, als hätte der neue Skoda zumindest in seiner Heimat gute Karten.

Flink wie ein Kombi

Auch wir fahren weiter. Hinaus aufs Land. Das Fahrwerk bügelt, wenn auch polternd, den Asphalt-Flickenteppich glatt. Darf er hoch ausdrehen, hat der kleine 1,2-Liter-Motor mit dem 1,60 Meter hohen Großraummobil keine Probleme. Das exakt rastende Fünfganggetriebe ist gut auf das kleine Triebwerk abgestimmt. Mit zwei Personen und nur wenig Gepäck an Bord marschiert der Roomster leichtfüßig aber mit festem Tritt von Kurve zu Kurve. Kein Vergleich mit der eher behäbig rustikalen Gangart eines Renault Kangoo oder Citroen Berlingo. Der Roomster ist Pkw durch und durch. Nur nicht beim Laderaum. Der Fünfsitzer schluckt zwischen 450 und 530 Liter Gepäck. Je nachdem, wie die längs verschiebbaren hinteren Sitze justiert sind. Für entspanntes Reisen, lassen sich die Lehnen in der Neigung verstellen. Werden die VarioFlex-Sitze ausgebaut, verschwinden fast 1,8 Kubikmeter im Heck. Absolut umzugstauglich. Mit speziellen Halterungen lassen sich im Laderaum bis zu drei Fahrräder sicher verstauen. Da können Wettbewerber wie der flinke Opel Meriva nicht mithalten. Der Roomster passt schon eher ins Beuteschema der Zafira-Kunden. Dabei ist er mit 4,20 Metern fast exakt so lang wie ein VW Golf.

Stück für Stück

Technisch ist der Roomster ein mustergültiges Beispiel für die modulare Bauweise der modernen Automobilindustrie. Vorne kommt die Technik des Fabia, hinten die Achse des ersten Octavia zum Einsatz. Unter der Haube ebenfalls gute Bekannte aus dem VW-Konzern: vier Benziner und drei Turbodieselmotoren mit einer Leistung zwischen 64 PS (47 kW) und 105 PS (77 kW). Die Bodengruppe wurde schließlich auf einen Radstand von 2,62 Meter gestreckt, was das Raumwunder erst möglich macht. Der Einsatz hochfester Stahlsorten garantiert maximale Sicherheit bei vergleichsweise geringem Gewicht. Skoda erwartet bei den bevorstehenden Crashtests besonders für die Fußgängersicherheit beste Ergebnisse.

Zwischen den Welten

Auch im "Driving Room" für Fahrer und Beifahrer finden sich Bestandteile bekannter Modelle: modifizierte Sitze aus dem Fabia sowie das Lenkrad des neuen Octavia. Die Bedienung ist wie bei jedem Skoda übersichtlich und frei von Merkwürdigkeiten. Der zweifarbige Instrumententräger, Blenden in Silberoptik und hübsche Instrumente rücken den Roomster optisch in die Mitte zwischen dem einfachen Fabia und dem Octavia, der auch gehobenen Ansprüchen gerecht wird. Bemerkenswert ist allerdings, dass beim Basismodell auf einen höhenverstellbaren Fahrersitz verzichtet wird. Die umfangreicheren Ausstattungsniveaus Style, Sport und Comfort lassen dagegen mit einigem Luxus aufrüsten. Integriertes Navigationssystem, dynamisches Kurven- und Nebellicht oder ein riesiges Glas-Panoramadach – wie tief die Kundschaft dafür in die Tasche greifen muss, mag Skoda noch nicht verraten. Doch schon Ende Juli sollen erste Fahrzeuge für Probefahrten bei den Händlern stehen. Die offizielle Markteinführung ist für den 2. September geplant.

Fazit: Praktisch wie ein Großraumfahrzeug, handlich wie ein Pkw und eine Optik – wie sonst keiner. Der neue Skoda Roomster zielt in eine Nische, die besonders für junge Familien interessant sein dürfte. Falls der Preis stimmt. In diesem Punkt hat Skoda bislang noch nie enttäuscht. Warten wir es ab.

(06/06) mototype.de, Holger Schilp

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