Stärker, schneller, besser – Der Motorradmarkt rüstet sich und startet fatal ins Jahr 2009

Motorradfahren
ist seit jeher ein Hobby ohne Nutzwert. Zugegeben, darauf verzichten
möchte ich auch nicht mehr, aber letzten Endes ist das Kurven ziehen
auf Landstraßen oder das Jagen nach Bestzeiten auf Rennstrecken purer
Luxus. Dennoch kommen jedes Jahr dutzende neue oder weiterentwickelte
Maschinen auf den Markt, die nach ihren Abnehmer finden – der
Motorradmarkt entwickelt sich jedes Jahr weiter. Aber bislang sind 2009
im Vergleich zum Vorjahr nur knapp die Hälfte an Motorrädern verkauft
worden. Mir stellt sich deshalb die Frage, ob der Markt die richtige
Richtung einschlägt?!

Hauptsache einen draufsetzen

Stärker,
schneller und vor allem besser sollen die Bikes von Jahr zu Jahr
werden. Aber was heißt besser? Dass die aktuelle Kawasaki ZX-10R statt
von 188 PS im Jahr 2008 jetzt von bis zu 200 Pferden angetrieben wird?
Klar, für Rennstreckenfanatiker ist das sicherlich von Bedeutung – aber
der Otto-Normal-Biker wird die 12 PS auf der Autobahn kaum vermissen –
und auf der Landstraße erst recht nicht. Auch Triumph bringt in dieser
Saison eine weiterentwickelte Version der erfolgreichen Street Triple
auf den Markt. Die R hat im Gegensatz zum besten
Mittelklasse-Streetfighter (so gut hat sich die Standartversion schon
etabliert) eine komplett verstellbare Upside-Down-Gabel und ein voll
einstellbares Zentralfederbein für noch (!) bessere Straßenlage.
[foto id=“64368″ size=“small“ position=“right“] Natürlich sind das Features, die 800 Euro Aufpreis durchaus
rechtfertigen – aber auch hier geht es darum noch schneller durch die
Kurven zu kommen. Allerdings sollte man sich mit seinem Moped und vor
allem dem Fahrverhalten gut auskennen, um die Neuerungen wirklich gut
nutzen zu können. Und ein letztes Beispiel: Die neue Ducati 1198 wurde
mit einem Haufen Renntechnik aus der Superbike-WM nochmals verbessert.
Nicht, dass wir uns missverstehen: Die Ducati 1198 ist ein
Wahnsinns-Bike, auf dem jeder Turn zu einem Genuss wird – zumindest,
wenn man das Geschoss wirklich unter Kontrolle hat. Auch die 848 hat 20
Kilo abgespeckt, aber 30% an Leistung zugelegt.

Image oder Performance?

Die
Konstrukteure haben jedenfalls bei (fast) allen Maschinen hervorragende
Arbeit geleistet – zumindest was die Performance angeht. Aber mal Hand
aufs Herz: Warum kaufe ich lieber eine Ducati 1198S für 22000 Euro,
statt eine Yamaha R1, die ebenfalls weiterentwickelt wurde, seit Jahren
eine fantastische Performance in den Asphalt brennt und dazu noch gute
6000 Euro billiger ist (dafür bekommt man fast schon die Street Triple
von Triumph!!). Die vermeintliche Sekunde schneller auf der Rennstrecke
zu sein, dürfte kaum jemandem 6000 Euro wert sein. Meiner Meinung nach,
ist der Kauf auch oft abhängig vom Image, das ein Motorrad begleitet
und mit dem sich der Käufer identifizieren kann. Das ist kein Problem,
danach richten sich (abgesehen von der Leistungs- und
Perfomancesteigerung) nach wie vor auch alle Neuheiten. Vor allem
Ducati versteht sich darauf, die Image-Karte gekonnt auszuspielen.
[foto id=“64369″ size=“full“]
Über den Tellerrand schauen, würde sicher nicht schaden

Um
erschreckende 44,5% ist der Motorrad-Verkauf dieses Jahr zurück
gegangen. Auch in dem bislang boomenden Rollersegment sind Einbußen von
mehr als 54% zu verzeichnen. Wegen der Finanzkrise? Weil noch kein
Wetter herrscht, um von vier auf zwei Räder umzusteigen? Ich möchte und
kann diese Frage nicht 100%-ig beantworten, aber eins steht fest: die
Zweiradwelt hält– anderes als die Autoindustrie – nach wie vor an ihren
Traditionen fest. Und bringt sich damit selbst in Gefahr! Überall wird
von erneuerbaren Energien, Gastanks und Umweltfreundlichkeit geredet –
das setzt sich irgendwann in den Köpfen fest. Aber wenn ein Auto 200 PS
weniger Sprit verbraucht, als ein Mittelklasse Sportler, der richtig
getreten wird (wozu er ja da ist – wo wir wieder bei der ständigen
Steigerung der Performance wären), hat der Motorradmarkt meiner Meinung
nach zumindest teilweise die falsche Richtung eingeschlagen. Außerdem
hat man den Bikern über Jahre hinweg eingebleut, dass Motorradfahren
ein emotionales aber überflüssiges Hobby sei. Wie will man da
Verkaufsrekorde sprengen? Ein Großteil der Motorradfahrer achtet
mittlerweile einfach auf ganz andere Dinge als früher – das hat der
Markt bislang nur unzureichend begriffen! Nach wie vor geht es eher
darum mit der Konkurrenz Schritt zu halten, als sich vielmehr
schrittweise an die veränderten Ansprüche und klimatischen Forderungen
anzupassen. Es gibt jetzt keinen Grund schwarz zu malen oder Panik zu
schieben. Aber allmählich sollten sich auch die Motorrad-Hersteller
Gedanken machen, welchen Stellenwert das Motorrad in Zukunft haben
sollte bzw. wird. Andernfalls könnten sonst in ein paar Jahren deutlich
weniger Motorräder auf den Straßen zu sehen sein.

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