Stimmen zum dritten Tag in Jerez: Es gibt noch viel Arbeit

(adrivo.com) Die letzten MotoGP-Testfahrten des Jahres sind vorbei und bei den Fahrern dominierte eine Erkenntnis: es ist noch viel zu tun.

Es wird still auf den Strecken dieser Welt, denn die MotoGP macht Winterpause. Die Formel 1 mag kommende Woche zwar auch noch in Jerez unterwegs sein, aber alle Motorrad-WM-Freunde werden bis 22. Januar warten müssen, wenn in Sepang wieder gefahren wird. Bevor die Motoren ausgingen, ließen es aber vor allem die Honda-Werksfahrer noch einmal ordentlich krachen, indem sie mit ihren schnellsten Zeiten der Konkurrenz auf und davon fuhren – auf Qualifyiern natürlich. Die recht weit zurückliegende Gegnerschaft war aber auch auf Qualifying-Reifen unterwegs, weswegen der Vorsprung mehr oder weniger ein echter war.

Aber auch wenn die Zeiten richtig gut waren, für Dani Pedrosa war es ein weiterer Arbeitstag, den er auf seine ganz normale Art und Weise analysierte. So stellte er fest, dass bei den Reifen viel für den Winter gelernt wurde und auch die Honda-Ingenieure nun viele Daten für die Vorbereitung auf den nächsten Test hätten. „Ich denke, wir haben noch viel Arbeit, denn wir sind noch weit von dort weg, wo wir sein wollen. Die Zeichen sind aber ermutigend. Wir haben noch Zeit, bevor die Saison 2008 beginnt und es gibt noch eine große Bandbreite für Verbesserungen. Ich hoffe, wir nutzen die Zeit gut“, meinte der Spanier. Deswegen hat er die Ingenieure auch um einige Verbesserungen gebeten, an denen noch gearbeitet werden soll. Wie Pedrosa erklärte, war er am letzten Testtag übrigens nur mit der 2007er-Maschine unterwegs, auf der er Reifen testete, da es dort die meisten Referenzdaten gibt.

Im Gegensatz dazu war Nicky Hayden lange Zeit auf der neuen RC212V unterwegs und probierte dabei zum ersten Mal die Qualifyier auf dem neuen Motorrad. Dabei erwartete er gar nicht, so schnell zu sein, was ihn noch etwas zufriedener machte. „Ich bin auch einen Longrun gefahren und auch wenn der nicht auf meinem Lieblingsreifen war, bekam Michelin einige nützliche Informationen daraus. Wir haben auch einige gute Reifen während der drei Testtage gefunden, in dieser Hinsicht war es also erfolgreich“, erklärte Hayden. Was ihn etwas ärgerte, war, dass er kurz vor Ende des Tages noch auf die alte Maschine umstieg und damit auf Rennreifen schneller war als mit der neuen. Deswegen sieht er doch noch etwas an Arbeit. „Honda weiß aber, wie man Motoren baut, also bin ich zuversichtlich. Außerdem ist das Chassis auf der neuen Maschine wirklich gut und eine gute Verbesserung.“ Nun kann es Hayden nicht erwarten, das schlechte Jahr hinter sich zu lassen und 2008 wieder anzugreifen.

Jorge Lorenzo steht noch der erste Angriff in der MotoGP bevor, aber immerhin griff er wie die meisten am Donnerstag mit Qualifyiern an, was ihn immerhin bis auf Platz drei nach vorne brachte. Wie an den Tagen zuvor fühlte sich der Spanier wieder ein wenig wohler auf der Yamaha. Das lag diesmal aber auch daran, dass er keine Schmerzen hatte wie am Mittwoch – die hatte er, weil er am Dienstag so viel gefahren war. „Ich habe mich auf der M1 gut gefühlt und während der zweiten Rennsimulation hatte ich sehr positive Eindrücke. Die Rundenzeiten werden schneller und schneller, was bedeutet, dass wir in die richtige Richtung gehen“, berichtete Lorenzo. Auch das neue Material von Michelin sagte ihm zu, da er mehr Traktion am Heck hatte und laut eigener Aussage überraschte ihn seine Pace während der Rennsimulation. „Am Ende des dritten Tages können wir sagen, dass es eine gute Test-Session war und mein Gefühl ist besser als nach dem Test in Sepang.“ Wie seine Kollegen von Honda ortete er aber auch noch viel Arbeit; die Atmosphäre in der Garage gefiel ihm aber.

Der zweitbeste Rookie des Abschlusstages meinte, es sei perfekt bei ihm gelaufen. Denn Andrea Dovizioso hatte sich auf Rennreifen um rund eine Sekunde verbessert und nach ein paar Änderungen an der Abstimmung fühlte er sich auf der Maschine auch viel besser. „Mit meiner Zeit von 1:40.3 auf Rennreifen bin ich sehr glücklich – eigentlich bin ich mit dem ganzen Test glücklich. Der Hauptgrund ist, dass ich diese Strecke nicht allzu sehr mag – vor allem beim Testen. Das [der Test] ist also ein gutes Zeichen“, erzählte Dovizioso. Am letzten Tag konnte er besonders beim Bremsen einen Durchbruch erzielen, da er mehr Stabilität fand. „Es geht aber noch besser. Die Front-Stabilität in den schnellen Kurven wurde heute besser und besser durch unsere Änderungen“, war er zufrieden.

Ähnlich ging es auch dem nächsten Honda-Piloten. Shinya Nakano hat zurück auf Bridgestone anscheinend wieder die Freude am Fahren gefunden und konnte am Donnerstag sein Testprogramm an den Hinterreifen und der Kupplung zu Ende bringen. „Ich freue mich, denn wir haben die Rennpace verbessert und ich war der schnellste unter den Bridgestone-Fahrern“, sagte er. Hinter Colin Edwards war Nakanos Teamkollege Alex de Angelis der zweitschnellste Bridgestone-Pilot und konnte berichten, dass er sich wie die meisten seiner Rookie-Kollegen besser fühlte. „Wir haben unterschiedliche Elektronik-Systeme getestet und das Gefühl mit der Maschine stark verbessert. Im Speziellen konnten wir die Vibrationen reduzieren“, sagte er. Er habe einen großen Schritt nach vorne gemacht und seinen Rhythmus verbessert. „Ich bin sehr motiviert und die Beziehung zu meinen Mechanikern hilft viel.“

Hinter James Toseland war Randy de Puniet der sechstschnellste Honda-Fahrer und dem Vernehmen nach auch der unzufriedenste. „Ich bin zwei Mal gestürzt und blieb zum Glück unverletzt. Wir haben noch immer die gleichen Probleme mit der Traktion am Heck und die Maschine ist für mich nicht fahrbar genug“, meinte der Franzose. Auf der Suche nach einer Lösung probierten de Puniet und sein Team Änderungen an den Aufhängungen und auch einige Dinge mit Michelin, aber das Gefühl wurde nicht besser. „Als ich heute raus kam, habe ich auf den Qualifyiern etwas mehr gepusht und bin gestürzt, weil das Heck nicht stabil war. Insgesamt waren diese drei Tage nützlich für mich, um die Maschine zu verstehen und die Atmosphäre in der Garage ist gut. Es gibt aber noch viel Arbeit bei den nächsten Tests.“ Wie bereits gesehen, war er mit dieser Arbeitseinstellung nicht alleine.

Und auch dahinter waren die Fahrer dieser Ansicht, wobei Valentino Rossi die Arbeit zunächst bei sich selbst sieht. Denn seine verletzte Hand hinderte ihn am letzten Testtag daran, voll zu arbeiten. Deswegen beendete er den Tag auch vorzeitig. „Sie [die Hand] begann heute stark zu schmerzen und ich hatte keine Kraft, unter solchen Bedingungen damit zu fahren. Der Bruch tut noch weh und außerdem bin ich beinahe ein Monat nicht gefahren oder habe trainiert. Deswegen musste man erwarten, dass meine Hand müde wird“, meinte der Italiener. Aus diesem Grund war er auch nicht allzu niedergeschlagen. Was ihn außerdem aufbaute, war die Tatsache, dass er sein Programm durchbringen konnte und weitere gute Eindrücke mit Bridgestone sammelte. „Natürlich haben wir noch Arbeit an der Maschine generell und auch dabei, die Reifen an das Motorrad anzupassen“, erzählte er. Einige Ideen habe man aber bereits sammeln können, betonte Rossi.

Ganz alleine an der Ducati-Front war Marco Melandri unterwegs, da Casey Stoner mit der Verletzung vom Mittwoch vorzeitig abgereist war. Mit seinen Zeiten war der Italiener wieder nicht ganz vorne dabei, was er vor allem daran ausmachte, dass er seine ideale Fahrposition noch nicht gefunden hat. Denn dadurch fühlt er sich nicht wohl und kann das Potential der Maschine nicht ausschöpfen. „Wir haben viele Änderungen an den Abstimmungen vorgenommen, aber als wir die Maschine besser für die Kurveneinfahrt machten, wurde sie am Ausgang schlechter – und andersherum. Deswegen machten wir nicht so viele Reifentests, da ich nicht das passende Feedback bringen konnte“, berichtete Melandri. Er glaubte dennoch, seinen Mechanikern ein paar gute Informationen geliefert zu haben, die ihm dabei helfen sollten, im Januar besser zurecht zu kommen.

Ziemlich enttäuscht schien Anthony West nach dem Testabschluss, da seine Rundenzeiten nicht seinen Zielen entsprachen. Der Kawasaki-Pilot stellte sich damit zufrieden, viele Runden abgespult und dabei einige unterschiedliche Abstimmungen ausprobiert zu haben. „Wir gingen von einem Extrem ins andere, damit wir besser verstehen, was für Auswirkungen diese Änderungen bei der Maschine haben. Deshalb werden mein Crewchief Juan Martinez und ich beim nächsten Test in Sepang viel besser verstehen, wie die Maschine funktioniert und welche Kombination an Einstellungen meinem Fahrstil am besten passt“, erklärte West. Für den Australier geht es nun nach München, wo er sich aus dem linken Handgelenk eine Platte und vier Schrauben entfernen lässt. Dann wird er in Australien einerseits Weihnachten feiern, aber auch an seiner Fitness arbeiten. Denn viel Arbeit gibt es immer.

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