Tagfahrlicht sorgt für mehr Kosten und CO2-Ausstoß

Sehen und gesehen werden ist das Wichtigste im Straßenverkehr. Wer auch am Tag mit Licht fährt, ist also auf der sicheren Seite. Das Verkehrsministerium kündigt seit längerem an, ein Taglicht-Gebot zum Gesetz machen zu wollen; zurzeit wird das beleuchtete Fahren bereits empfohlen. Doch das Tagfahrlicht hat auch Nachteile: Wenn ganz Deutschland durchgehend mit dem spritfressenden Abblendlicht fährt, steigt der jährliche CO2-Ausstoß um annähernd drei Millionen Tonnen. Energie sparen könnte man mit speziellen Tagfahrleuchten, doch die Umrüstung lohnt sich für den Einzelnen nicht. Eine preisgünstige Alternative für besseres Gesehenwerden wären zum Beispiel farbenfrohere Autos.
Knapp 30 Euro an Sprit und Glühbirnenverschleiß kostet der durchgehende Einsatz der Abblendscheinwerfer den einzelnen Pkw-Fahrer im Jahr. Der Mehrverbrauch an Treibstoff liegt für jeden Wagen bei etwa 0,15 Liter je 100 Kilometer. Bei einer durchschnittlichen Fahrleistung von 13 000 Kilometern bei Tageslicht würde er knapp 20 Liter zusätzliches Benzin im Jahr verbrauchen, dazu kommen fünf Euro für Ersatzglühbirnen. Das ist nicht viel.
Doch insgesamt erhöht ein flächendeckendes Fahren mit Tagfahrlicht den Benzinverbrauch von Lkw und Pkw um 1100 Millionen Liter im Jahr. Das führt zu einem Mehrausstoß von 2,9 Millionen Tonnen CO2. Bei 205 Euro Umweltkosten pro Tonne CO2 würden sich also gesellschaftliche Mehrkosten von 594 Millionen Euro im Jahr ergeben. Die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) kommt in einer Berechnung auf Basis der Daten des Jahres 2002 auf Kosten von 411 Millionen Euro.
Benzinverbrauch und CO2-Ausstoß können mit dem Einsatz von speziellen Tagfahrlampen mit geringerer Leistungsaufnahme zwar um bis zu 95 Prozent reduziert werden, doch ein flächendeckender Einsatz in den nächsten Jahren ist unwahrscheinlich. Denn der Spareffekt der Nachrüstsets ist gegenüber dem Einsatz von normalen Abblendlicht zu gering. Konventionelle Tagfahrleuchten brauchen zwar weniger Strom als das Abblendlicht, doch sind sie in der Nachrüstung mit Preisen zwischen 180 und 260 Euro inklusive der zweistündigen Montage relativ teuer. Der Pkw-Fahrer spart nur etwa 17 Euro Spritkosten im Jahr, so dass sich die Investition erst nach zehn Jahren rechnet. Für das nachrüstbare LED-Tagfahrlicht, das im Laufe des Jahres auf den Markt kommt, gilt das gleiche.
Dass sich das Tagfahrlicht im Nachrüstmarkt durchsetzt, ist also unter Kostengesichtspunkten eher unwahrscheinlich. Marktführer Hella konnte im vergangenen Jahr nur knapp 5 000 Nachrüstsets absetzen. In manchen Pkw-Modellen aber ist Tagfahrlicht bereits serienmäßig. Eine Alternative zur auffälligen Beleuchtung sind leuchtende Wagenfarben. Hat doch Pkw-Hersteller Audi noch vor Jahrzehnten damit geworben, mit seiner besonders gut sichtbaren Signal-Wagenfarben-Palette etwas für die Verkehrssicherheit zu tun. Denn rote und gelbe Autos sieht man auch in der Dämmerung besser als das heute moderne Silber und Schwarz.
Den Umwelt- und Treibstoffkosten stehen die Einsparungen bei den Unfallkosten gegenüber. Versicherungen beziffern die mögliche Ersparnis auf ein bis zwei Milliarden Euro im Jahr. Drei Prozent der Unfälle mit Personenschaden sollen laut BASt durch Tagfahrlicht verhindert werden können, bei den Unfällen mit Sachschaden sind es vier Prozent. Insgesamt fallen rund 34 Milliarden Euro Unfallkosten im Jahr an. Die AXA-Versicherung gewährt deshalb Pkw-Fahrern mit Tagfahrlicht einen Rabatt von zehn Prozent auf die Kfz-Versicherung. Holger Holzer/mid

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