ZF will in der Krise Stärke gewinnen

Bei der Prognose fürs kommende Jahr hält sich auch Hans-Georg Härter, Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG heute bei der Jahresabschluss-Pressekonferenz des Jahres in Stuttgart zurück: „Wir haben eine Vorstellung vom ersten Quartal und eine Ahnung vom zweiten – danach beginnt der Bereich der Spekulation.“

Eine Erholung der Automobilkonjunktur erwartet Härter frühestens für Ende 2009. Für sein Unternehmen sieht er aber große Chancen, in der Krise Marktanteile zu gewinnen.

2007 hatte ZF einen Gewinn nach Steuern von 518 Mio Euro ausgewiesen. „Diese Dimensionen werden wir nicht ganz erreichen“, schränkte Härter ein. In diesem Jahr wird der Automobilzulieferer noch mit einem Umsatz auf Vorjahreshöhe abschließen, mit geschätzt 12,6 Mrd Euro nach 12,649 Mrd Euro.

ZF erlebte drei gute Quartale mit Wachstum um rund acht Prozent und ein schlechtes viertes Quartal. Dabei entwickelten sich die Zulieferungen an die Pkw-Hersteller besonders bei der Fahrwerkstechnik und bei Gummi-Metall negativ, während es bei den Nutzfahrzeug-Herstellern noch eine positive Geschäftsentwicklung gab. Hilfreich für das Unternehmen wirkte sich die Entwicklung in den nicht ans Automobil gebundenen Aktivitäten aus, zum Beispiel bei Landmaschinen, Produkten für die Marine und die Luftfahrt. Die aktuelle Situation beschreibt Härter mit: „Lediglich die Luftfahrt bringt uns heute noch relative Stabilität.“

Die Krise der Weltwirtschaft werde auch ZF treffen, stellte Härter fest. Für das kommende Jahr erwartet der ZF-Chef daher rückläufige Geschäfte in allen Märkten und Segmenten. „Dank stabiler Finanzierung, guter Liquidität (Härter: mehr als eine Mrd Euro) und dem richtigen Produktportfolio sehen wir uns aber gut gerüstet.“ Man werde Kurs halten und die Krise unabhängig und stabil überstehen. Die Eigenkapitalquote lag 2007 bei 38 Prozent und soll dieses Jahr sogar die 40 Prozent erreichen.

ZF sieht sich von seinen strategischen und langjährigen Zulieferern zunehmend mit Anfragen um Unterstützung konfrontiert. „Wir wollen uns an den Lösungen beteiligen, um diese Partner nicht untergehen zu lassen.“ Das geschehe auch in Kooperation mit anderen Kunden dieser Zulieferer und mit den Automobilherstellern. Härter appellierte in diesem Zusammenhang an die Banken, wieder ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen und das Geschäft der realen Wirtschaft zu finanzieren.

Für ZF kündigte Härter an, das Unternehmen bereite sich darauf vor, im kommenden Jahr das komplette Instrumentarium zu nutzen, um Arbeitskosten zu sparen: Abbau von Mehrarbeit, gemeinsamer Werksurlaub, Arbeitszeitkonten auf null fahren, Verlängerung der Betriebsruhen, Auslauf von Zeitverträgen, Zeitkonten ins Minus fahren, Vollzeit-Fortbildung und eine Reduzierung von 40-Stunden-Verträgen auf 35 Stunden bis hin zur Kurzarbeit. „Wir sehen heute, dass wir unter Ausschöpfung dieser Maßnahmen in Deutschland nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen.“ In Deutschland beschäftigt ZF zur Zeit rund 36 300 Mitarbeiter. Die Gesamtzahl von 61 300 in 2007 wird – so Härter – im kommenden Jahr sinken. Besonders in den USA gelte es, „kranke Bäume auszureißen und neue zu pflanzen“. „Wir haben dort zu viele Standorte.

Härter stellte klar: „Wir werden im kommenden Jahr an vielem sparen, aber sicher nicht an unserer Zukunft.“ Die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sollen daher nicht angetastet werden. Als Volumen der Investitionen in die Sachanlagen für 2008 nannte er einen Betrag von rund 900 Mio Euro, was der Größenordnung von 2007 entspricht.

Viel verspricht sich ZF von den Entwicklungen, die zur Einsparung von Kraftstoff und damit von Kohlendioxidemissionen beitragen. Im Vergleich mit herkömmlichen Antrieben nannte Härter ein Einsparpotenzial von 30 Prozent, wenn alle ZF-Komponenten dafür eingesetzt würden. Besonders viel, nämlich sechs Prozent, kann der Einsatz des Acht-Gang-Automatikgetriebes bringen, das ab 2009 produziert wird. Außerdem stellt ZF jetzt auch eine Start-Stopp-Funktion für Automatikgetriebe zur Verfügung (minus fünf Prozent) sowie Elektrolenkungen, verbrauchsoptimierte Getriebe für Achsen, elektromechanische Wankstabilisierung und Module sowie komplette Systeme für den Hybridantrieb, die den Verbrauch um drei bis 25 Prozent senken können.

Unzufrieden äußert sich Härter über die Marketingkommunikation der Automobilhersteller zum Elektroauto. Sie sei kontraproduktiv, weil beim Käufer der Eindruck erweckt werde, er müsse seinen Autokauf nur um zwei Jahre schieben, um direkt auf ein Elektroauto umsteigen zu können. „Wir werden noch ein Jahrzehnt brauchen.“

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