Zielrampe bleibt oft nur ein Traum

Um es vorweg zunehmen: Auch die 29. Auflage der Rallye Dakar, die am kommenden Wochenende in Lissabon beginnt, bleibt wie sie immer schon war – hart und wenig herzlich. Und während die Favoriten von Mitsubishi und Volkswagen den Sieg wohl erneut unter sich ausmachen (siehe Story von gestern), ist das Groß der 525 Teilnehmern (187 Autos, 250 Motorräder und Quads sowie 88 Trucks) schon froh, nach der zweiwöchigen Wüstenhatz überhaupt am Ziel n der senegalesischen Hauptstadt Dakar anzukommen.

Ellen Lohr als einzige Frau am Start

Die Lust am Untergang scheint groß, fast die Hälfte bleibt auf der Strecke, die 7915 Kilometer entfernte Zielrampe meist nur ein Traum. Auch Ellen Lohr, nach missglücktem Kurzauftritt im Buggy 2005, im Vorjahr erstmals mit einem Prototyp auf Basis der Mercedes M-Klasse am Start will es diesmal packen. „Man muss realistisch sein“, sagt die Topallrounderin, die als bisher einzige Frau einen DTM-Lauf gewann, und erklärt: „Unser gesamtes Budget würde VW gerade einmal für zwei Beifahrer reichen. Da kann man keine Attacke reiten, Durchkommen ist erstes Ziel.“ Ein Rollout auf der Stuttgarter Einfahrstrecke von Mercedes-Benz und ein kurzer Test vor dem Start müssen „Miss Ellie“ reichen, um die Änderungen (z.B. sperrbares Mitteldifferential) am nahezu unveränderten ML 350 Evo (3,5l-V6-Saugmotor, ca. 280 PS) zu erfahren.

Dakar-Debütant Sandro Wallenwein kann dagegen auf ein bewährtes Paket bauen. Einerseits spulte der nationale Rallyecrack (DRS im Skoda Oktavia WRC) wertvolle Schotterkilometer bei der Baja Portugal und in den arabischen Dünen ab, andererseits gelten sein Buggy (4l-V6, ca. 290 PS) und das holländische Fast&Speed-Team (Ex-Magnaldi, Ex-Kahle) als feste Größe. „Dennoch, zuerst gilt es, Dakar in Wertung zu erreichen“, relativiert Copilot Dr. Thomas Schünemann die Ansprüche. Er muss es wissen. Im Vorjahr strandete er nach tollem Beginn (mit Fahrer Matthias Kahle) ebenso vorzeitig wie Lohr und der Abenteurer Gerhard Walcher. Nach sechs vergeblichen Versuchen mit einem Motorrad-Seitenwagen oder auch im skurrilen Fiat-Pritschenlaster, will es der Schwabe nun endlich packen. Für den erneuten Alleingang wurde der Rallye-Unimog (6,5l-V6 Turbodiesel, ca. 400 PS) nochmals überholt: „Wir sind optimistisch, es diesmal zu schaffen.“

Wüsten- Hatz auch international als Herausforderung bekannt

Auch internationale Teams mit weitaus größerem Aufwand, wissen um die Herausforderung der ultimativen Wüsten-Hatz. Als Publikumslieblinge könnten die beiden Panda Cross (1,3l-Turbodiesel, ca. 105 PS) des Fiat-Werksteams durchgehen. Neben dem zweifachen Rallye-Weltmeister Miki Biasion verpflichteten die Italiener kurzerhand noch Ex-Dakar-Sieger und Weltcup-Gewinner Bruno Saby. Am anderen Ende der Fahnenstange agiert der frischgebackene Baja-1000-Champion Robby Gordon. Sein Buggy im Hummer H3-Kleid – und dem passenden Sponsor „Monster“, einem amerikanischen Energydrink – wird von einem GT1-Triebwerk von GM (6l-V8, ohne Restriktor über 700 PS) befeuert und dürfte noch immer über 400 PS bringen. Dazwischen tobt die Masse, mal mit, mal ohne Allradantrieb.

Rallye Dakar feiert 25. Jubiläum

Die Lust am Abenteuer ist groß. Zum 25. Dakar-Jubiläum schickt das Dessoude Team sieben Autos ins Feld, darunter WTCC-Pilot und Eiskönig Yvan Muller, Kurzzeit-F1-Pilot und Schauspieler-Sohn Paul Belmondo, Ex-Motorrad-Langstreckenweltmeister Christian Lavielle und Dakar-Experte Jean-Pierre Strugo. Ebenfalls dabei: Ex-F1-Pilot Ukyo Katayama (Toyota) und Markku Alen, der neben dem querschnittsgelähmten Rallye-Ass Albert Lovera und Edi Orioli für Isuzu an den Start geht. Sein Debüt gibt unter anderem der belgische Tourenwagen-Fahrer Tim Coronel (Bowler). Neben den zahlreichen Land Rover-Ableger bereichern rund 20 Buggys das Feld. Stèphane Henrard und Jean-Francois Guniot stehen wieder im VW Tarek (2,1l-TDI, 240 PS) am Start. Sergey Schmakow kommt im Weltcup-Siegerwagen (BMW 4l-V8, ca. 290 PS) und bei Fast & Speed (Honda 4l-V6, 290 PS) greifen neben Sandro Wallenwein die Rallye-Cracks Freddy Loix und Simon Jean-Joseph ins Lenkrad. Zudem schickt SMG mehrere Einsitzer (Porsche 3,2l-V6, ca. 250 PS) unter anderem mit Allrounder Philippe Gache sowie dem Weltumsegler und zweimaligem Dakar-Sieger (als Co) Phillipe Monnet ins Rennen.

ar/rk

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