Fahrbericht: KTM Freeride 350

Sie ist kein Motocross-Gerät, keine Enduro und keine Trial-Wettbewerbsmaschine: Freeride 350 heißt das kompakte und leer nur 101 Kilogramm schwere Geländemotorrad von KTM. Der Offroader zeigt Eigenschaften, die zwischen Trial- und Enduromotorrad liegen. Für ausgiebige Testfahrten im Rahmen der Enduromania scheint das ideal zu sein: Das anspruchsvolle Gelände rund um Brebu Nou (Weidenthal) im Südwesten von Rumänien bot auf rund 1 000 Kilometern reichlich Gelegenheit zur Überprüfung.

Schon die erste Sitzprobe zeigt: KTM weiß genau, worauf es ankommt. Für ein Geländemotorrad ist die Sitzhöhe recht niedrig. Also können auch weniger große Personen leicht aufsteigen und mit den Füßen auf den Boden kommen. Außerdem stimmt die Ergonomie: Wie von selbst fallen die Hände auf die Lenkerenden und finden alle wichtigen Bedienelemente auf Anhieb. Nur der Aus-Schalter dürfte etwas größer dimensioniert sein und weniger fummelig.Nach einem kurzen Druck auf den Anlasserknopf erwacht der flüssigkeitsgekühlte Einzylinder-Viertaktmotor zum Leben. Bei knapp unter 2 000 U/min pendelt sich ein stabiler Leerlauf des kurzhubigen Triebwerks ein. Die hydraulisch betätigte Kupplung lässt sich leicht ziehen, die Fußspitze drückt den Schalthebel nach unten und der erste Gang rastet sanft ein. Mit wenig Gas rollt die Freeride los.

Sie ist kurz übersetzt, und so können in kurzer Folge die nächsten Fahrstufen eingelegt werden. Schon aus unter 30 km/h beschleunigt das Motorrad im sechsten und höchsten Gang ruckfrei. Die gute Gasannahme [foto id=“438807″ size=“small“ position=“right“]bei niedrigen Drehzahlen ist besonders bei kniffeligen Geländepassagen ein Vorteil, weil sich der Fahrer auf seine Spur konzentrieren kann.Geradezu spielerisch lässt sich die Freeride über Geröll, Wurzeln oder Schotter und Sand bewegen. Das niedrige Gewicht, der kleine Wendekreis und die griffige Dunlop-Bereifung vom Typ D 803 vorne im Format 2.75 x 21 und hinten in der Größe 4.00 R 18 – ergänzen sich hier perfekt.

Nicht zuletzt überzeugt auch die große Bodenfreiheit. Die Vorderradgabel von WP spricht fein an, ebenso das WP-Federbein hinten, es gibt jeweils 250 Millimeter Federweg und umfangreiche Anpassungsmöglichkeiten der Druck- und Zugstufendämpfung. Ebenso lassen sich die Bremsen ausgezeichnet dosieren: Die vordere Scheibe ist mit 260 mm Durchmesser großzügig dimensioniert, und auch die 210 mm hinten sorgen für wirkungsvolle Verzögerung. Im Gelände reicht beim Endurofahren jedoch meist die Bremswirkung des Motors. Da kann der kleine Kletterer die steilsten Passagen einfach im ersten Gang abwärts kriechen.

Auf schnelleren Passagen lässt sich die Maschine mit kleinen Gewichtsverlagerungen oder minimalen Lenkerbewegungen spielerisch zu Richtungswechseln animieren. So wird der Slalom über die Buckelpiste oder zwischen den Bäumen zum Kinderspiel. Anständig benimmt sich das Gefährt dann selbst auf der [foto id=“438808″ size=“small“ position=“left“]befestigten Straße. Aufgrund der kurzen Übersetzung geht zwar bei etwa 100 km/h so langsam die Puste aus und 80 km/h fühlen sich angenehmer an. Verbindungsetappen lassen sich aber locker meistern.

Ein gewisses Manko ist dabei die schmale und wenig komfortabel gepolsterte Sitzbank – da sind die schweren Reiseenduros klar im Vorteil. Im Gelände spielt das indes keine Rolle, weil doch zumeist auf den Fußrasten stehend gefahren wird.

Skepsis weckt der knapp fünf Liter fassende Tank. Reicht das, um die teilweise langen Etappen im rumänischen Gelände zu absolvieren? Rund 100 Kilometer lassen sich durchaus schaffen. Der Ersatzkanister im Rucksack sorgt für Sicherheit und wird auch benötigt. Bei etwa 1,5 Litern verbleibendem Tankinhalt warnt die Leuchte im kleinen Cockpit, dass der Vorrat zur Neige geht. So bleibt das Tanken aufgrund der geringen Füllmengen zwar günstig, doch zuvor gilt es, eine andere Hürde zu überwinden: Die Anschaffung des sportlichen Spaßgerätes belastet die Kasse mit 6 995 Euro zuzüglich Nebenkosten.

Stärken: niedriges Gewicht, Motoreigenschaften, gute Ergonomie, Fahrleistungen im Gelände

Schwächen: geringe Tankreichweite, fummeliger Ausschalter

Technische Daten: KTM Freeride 350
Geländemotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Einzylinder-Motor, vier Ventile, Hubraum 349,7 ccm, Verdichtung 12,3:1
Leistungsangaben nicht verfügbar, zwei obenliegende Nockenwellen mit Kettenantrieb, Kraftstoffeinspritzung, Sechsganggetriebe
Perimeter Stahl-Aluminium-Verbundrahmen, WP-Telegabel, WP-Federbein
Bremsscheibe vorn und hinten, Reifen vorn 2,75 x 21, hinten 4.00 R 18
Sitzhöhe unbelastet 895 mm, Bodenfreiheit 325 mm
Tankinhalt 4,8 Liter, davon 1,5 Liter Reserve
Leergewicht 101 kg, zulässiges Gesamtgewicht 280 kg
Preis: ab 6 995 Euro zuzüglich Nebenkosten

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