Klimawandel macht Straßen schwer zu schaffen

Nicht nur Mensch und Tier wird der Klimawandel kräftig zusetzen. Auch unsere Straßen werden aller Voraussicht nach künftig zunehmend Schaden nehmen. Diesen für die Autofahrer nicht gerade erbaulichen Ausblick gibt Dr. Carsten Karcher, Leiter der Abteilung Straßenbautechnik am Karlsruher Institute of Technology (KIT). Der Wissenschaftler ist jetzt im Rahmen des KIT-Kolloquiums „Straße und Klimawandel“ der Frage nachgegangen: „Wie verletzbar sind unsere Straßenkonstruktionen aufgrund von geänderten Randbedingungen, die aus dem Klimawandel resultieren?“

„Sehr verletzbar“, so die fast einhellige Antwort der beim Kolloquium anwesenden Wissenschaftler. Denn entgegen der landläufigen Meinung geht der Klimawandel nicht nur mit einem Ansteigen der Durchschnittstemperaturen um 1 bis 5,5 Grad Celsius einher. Es wird in Zukunft auch deutlich mehr Frost-Tau-Wechsel und Starkregenfälle geben, was wiederum Asphalt und Beton kräftig zusetzt.

Den Fachleuten zufolge erwarten die Autofahrer daher auch in Mitteleuropa mehr Überschwemmungen, Unterspülungen und vermehrte Rutschgefahr durch Aquaplaning. Dafür verantwortlich ist ein äußerst komplexes Gebilde von äußeren und inneren Einflussfaktoren wie beispielsweise Bindemittelgehalt oder Schichtdicke des Belags. Für den Autofahrer – buchstäblich – spürbar ist dies etwa anhand von mehr Spurrinnen und Schlaglochbildung.

Die gute Nachricht: Um die gefahrlose Befahrbarkeit der rund 230 000 Straßenkilometer in Deutschland aufrechtzuerhalten, gibt es laut Straßenbauforscher Dr. Karcher schon jetzt eine Reihe von Reaktionsmöglichkeiten, allen voran die rechtzeitige Erhaltung und Instandsetzung der Fahrbahnen. Die Praxis aber sieht oft anders aus. Besonders in Zeiten chronisch knapper Kassen bei Bund, Ländern und Kommunen wird immer häufiger nur notdürftige „Flickschusterei“ betrieben, statt systematisch in Erhalt und Pflege der Fahrbahnbeläge zu investieren, was auch Automobilclubs wie der ADAC immer wieder kritisieren. In den vergangenen Jahren haben sich zudem die Beschwerden von Autofahrern über Schlaglöcher und die durch sie verursachten Schäden vervielfacht. Zudem müsse die Materialqualität dringend an die geänderten Bedingungen angepasst werden.

Schwierig, die neuen Anforderungen ans Baumaterial in die Praxis umzusetzen, wird es auch, weil die Straßen nicht für einen „Modellzyklus“ von einigen Jahren, sondern auf mehrere Jahrzehnte ausgelegt sind. Daher sei es notwendig, bei neuen Bauprojekten bereits jetzt auf die Herausforderungen der Zukunft etwa durch verbesserte Entwässerungseinrichtungen und Fugenpflege zu reagieren. Denn ist der Fahrbahnbelag einmal aufgebracht, seien materialimmanente „Fehler“ schwer bis gar nicht zu korrigieren, zumal die reinen Baukosten bei einfachen Strecken mit mindestens vier bis sechs Millionen Euro pro Autobahnkilometer zu Buche schlagen. Rechnet man Begrünung, Sicherheits-, Lärmschutz- und Instandhaltungsmaßnahmen hinzu, kommt man schon heute schnell auf Durchschnittskosten von schätzungsweise fast 27 Millionen Euro pro Kilometer.

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