Kommentar: Schadenfreude schadet

Es gab Zeiten, in denen das Scheitern der drei großen US-amerikanischen Autohersteller Chrysler, Ford und General Motors (GM) jetzt auch in den Kreditverhandlungen helle Freude ausgelöst hätte. Sie sind gescheitert mit ihren automobilen Dinosauriern, ihrer Überproduktion und dem Glauben an riesige Rabatte.

Doch angesichts der weltweiten Verflechtungen ist Schadenfreude nicht angebracht. Es sei denn, man gehört zu den ewig Gestrigen, die jede Niederlage der Automobilindustrie als Sieg einer politischen oder ökologischen Ideologie feiern.

Stürzen die Drei, reißen sie nicht nur in den USA viele Firmen mit in den Abgrund. Alle unsere großen deutschen Zulieferer haben Werke in den USA und wickeln dort einen Großteil ihres Geschäfts ab. Von der Continental AG konnte man dieser Tage in der Berichterstattung über die erneute Gewinnwarnung lesen, dass 25 000 bei Conti in den USA beschäftigt werden – noch. Bei den anderen sieht das nicht weniger dramatisch aus: Bosch, Schaeffler, ZF und viele mehr.

Auch die deutschen Automobilhersteller haben nichts zu lachen, wenn die US-Kollegen einpacken müssen. Die Zahl der Kooperations- und Lieferverträge zwischen ihnen ist beachtlich hoch. Aber das Wegbrechen dieses Geschäfts ist nichts im Vergleich zu dem Effekt sterbender strategischer Zulieferer. Die stehen für einen gehörigen Teil des Know hows der Automobilhersteller. Ihren kompletten Ausstieg kann niemand überleben.

Dagegen sind selbst die 20 Prozent, mit denen die Daimler AG bei Chrysler drinhängt, ein Pappenstiel. Das ist wohl einer der Gründe, weswegen die deutsche Automobilindustrie vergleichsweise sanft auf die Wettbewerbsverzerrung durch die Kredite zugunsten der Amerikaner reagiert. Niemand kann es sich leisten, den Sturz der Großen Drei zu bejubeln. In dieser Situation ist Schadenfreude nur für die eine angemessene Reaktion, die den Zusammenbruch der Weltwirtschaft als ideologisch hilfreich ansehen.

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