KPMG-Studie: Wirtschaftskriminalität nimmt zu

Eine Umfrage unter 300 Unternehmen (davon knapp die Hälfte aus dem Mittelstand), die das Emnid-Institut im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG durchführte, ergab: 37 Prozent der Unternehmen in Deutschland waren in den letzten drei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität.

Mehr als zwei Drittel der Befragten (67 %) gehen davon aus, dass das Ausmaß wirtschaftskrimineller Handlungen weiter zunehmen wird: „Trotz dieser alarmierenden Ergebnisse“, urteilt Frank M. Hülsberg, Leiter des Bereichs Forensic bei KPMG, „unterschätzen vor allem mittelständische Unternehmen noch immer die Gefahr, Opfer von Wirtschaftskriminalität zu werden.“

Gelegenheit zum Vertrauensmissbrauch sei die wichtigste Ursache für wirtschaftskriminelle Taten. Die Studie zeigt, dass sich in mittelständischen Unternehmen Mitarbeiter überwiegend mit externen Dritten zusammentun, um dem Betrieb Schaden zuzufügen. Gerade in Krisenzeiten blühe das Geschäft mit dem Verkauf sensibler Informationen an Wettbewerber oder Kriminelle. Heutzutage passten selbst die komplexesten Konstruktionspläne auf einen USB-Stick und damit in jede Westentasche. Datendiebstahl und Industriespionage könnten so zum Kinderspiel werden, wenn die Kontrolle versagt. Der Verlust sensibler Entwürfe oder Formeln aber könne für ein innovationsgetriebenes mittelständisches Unternehmen existenzbedrohend sein, wird gewarnt. Die Aufdeckung wirtschaftskrimineller Vorgänge ist der Studie zufolge im Mittelstand in beinahe jedem zweiten Fall (48 %) lediglich „Kommissar Zufall“ zu verdanken.

Die Untersuchung macht deutlich: Wirtschaftskriminelle Handlungen wandern in der Unternehmenshierarchie weiter nach oben, weil meist eine gehobene Stellung und ein gutes Fachwissen notwendig sind, um die Kontrollen in diesen Bereichen zu umgehen. Wirtschaftskriminelle Handlungen etwa im Finanz- und Rechnungswesens werden allerdings durch systematisierte, interne Kontrollsysteme inzwischen häufiger aufgedeckt.

Nach wie vor sind die klassischen Vermögensschädigungen wie Betrug (bei 61 % der Befragten), Diebstahl oder Unterschlagung (bei 57 %) und Untreue (bei 45 %) die am häufigsten auftretenden Delikte. Aber auch die Geldwäsche (Anstieg um 16 auf 21 %) und die Fälschung von Jahresabschlüssen bzw. Finanzinformationen (Anstieg um 7 auf 13 %) haben zugenommen. Den jährlichen Schaden, der der Volkswirtschaft insgesamt durch entdeckte Wirtschaftskriminalität entsteht, bezifferte das Bundeskriminalamt zuletzt auf 3,4 Milliarden Euro.

Sprunghaft angestiegen ist nach Angabe der befragten Unternehmen die Internetkriminalität auf inzwischen 53 Prozent (+30 %). Zu den Delikten im Internet zählen u.a. Identitätsdiebstahl, betrügerisches Anbieten von Waren und Dienstleistungen oder Kreditkartenbetrug. Durch die zunehmende Verlagerung vieler Geschäfts- und Abwicklungsprozesse ins Internet wächst die potenzielle Angriffsfläche der Unternehmen. Das Bundeskriminalamt schätzt, dass schon heute bei jedem fünften Fall von Wirtschaftskriminalität das Internet genutzt wird.

Logging- und Monitoringmaßnahmen können helfen, Angriffe auf die eigene Infrastruktur frühzeitig zu erkennen. Mit der Gestaltung sicherer IT-Systeme und Geschäftsprozesse sei präventiv dafür zu sorgen, dass Schaden möglichst gar nicht entstehen kann.

Fazit der Erhebung: Einen hundertprozentigen Schutz gegen Wirtschaftskriminalität kann es nicht geben. Um das Risiko besser in den Griff zu bekommen, sind in erster Linie Mitarbeiter systematisch und nachhaltig für die Gefahr etwa durch gezielte Schulungen zu sensibilisieren.

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