Porsche

Lernen fürs Leben. Oder: Wie man einen Porsche richtig bewegt.

Das in der Schule fürs Leben gelernt wird, ist hinreichend bekannt. Das aber auch richtiges Fahren ein nicht enden wollender Lernprozess ist, gestehen sich nur die Wenigsten ein. Wer es jedoch für sich erkennt, kann so manche heikle Situation leichter bereinigen. Dennoch macht auch hier Übung den Meister. Und geübt werden kann in der Porsche Sport Driving School in Leipzig während eines zweitägigen Einsteigerkurses. Hier lernen Porschefahrer ihre eigenen Grenzen kennen, die der Fahrzeuge bleiben jedoch in der Regel noch ein ganzes Stück weit entfernt.

Aufsatteln! Das Eis ist gebrochen. Den Teilnehmern der Gruppe entgleitet erstmals ein Schmunzeln, als die Fahrlehrer sie auffordern, in ihre Sportwagen einzusteigen. Goldringe, Armani-Sonnenbrillen und Lacoste-Polohemden mit hochgeklappten Kragen bewegen sich Richtung Fahrzeug. Die meisten Autos kosten an die 100.000 Euro, viele noch mehr.

Die Sonne brennt an diesem Samstag im Juni schon morgens auf den Asphalt. Am Ende der Willkommenspräsentation im Kundenzentrum, dem sogenannten Diamanten, gibt Thomas Wetzel, Projektleiter der dortigen Porsche Sport Driving School, den Teilnehmern mit auf den Weg: „Keep on smilin‘!Immer schön [foto id=“304884″ size=“small“ position=“right“]lächeln.“

Die Krabbelgruppe

„Precision“ nennt sich das Trainingsprogramm. Dort lernen die Teilnehmer die Grundlagen, um ein sportliches Auto auf einer Piste zu bewegen. Rennstrecken-Profis tun dieses Niveau spöttisch als „Krabbelgruppe“ ab. Die Teilnehmer indes sind aufgeregt wie kleine Kinder – oder besser, wie kleine Jungs im Spielzeugladen. Denn Frauen sind hier in der Minderheit: „Knapp fünf Prozent sind weiblichen Geschlechts“, bestätigt Thomas Wetzel. Sie alle dürfen sich zwei Tage lang fühlen wie Michael Schumacher.

„Scharf anbremsen, sanft einlenken, am Kurvenausgang ans Gas!“ Die Anweisungen der Fahrlehrer sind knapp und präzise. Jede Fahrergruppe hat zwei Übungsleiter. Lars und Manuel sind für die Gruppe fünf zuständig. Sie sind jung, dynamisch, athletisch. Ihre Haare sind kurz, Helmfrisuren eben. Beide sind Rennfahrer. Sie jagen die Teilnehmer durch den Slalom in der Suzuka S-Kurve. In der sogenannten Korkenzieher-Kurve Laguna Seca bringen sie den Renn-Laien die Ideallinie näher.

Auf Testosteron-Safari

Es ist noch nicht einmal Samstagmittag und die ersten Fahrer geraten bereits mächtig ins Schwitzen. Doch Jammern kommt keinem in den Sinn. Die meisten sind hier, weil sie es wollen. Kaum einer aus der Gruppe hat [foto id=“304885″ size=“small“ position=“left“]das Wochenende geschenkt bekommen – Christian aus Cuxhaven schon. Allerdings nur, weil sein Chef ein großer Porsche-Fan ist und bei der Weihnachtstombola unter seinen Mitarbeitern ein solches Training verlost hat, inklusive Leihwagen natürlich. Seinem Chef scheinen die Mitarbeiter am Herzen zu liegen: Denn schließlich lässt sich Porsche so ein Jungs-Wochenende – Ausflug in die Kindheit inklusive – mit 1190 Euro bezahlen. Das Leihfahrzeug kostet freilich extra.

Samstagnachmittag geht die Testosteron-Safari nahtlos weiter. Der Ausflug in den Offroad-Parcours ist der Sandkasten, die Drift-Fläche die Reminiszenz an eine Regenausfahrt mit dem Kettcar. Untersteuern, übersteuern – im Kreis zu driften ist nicht so leicht, wie es aussieht. Die Sonne brennt nach wie vor. Alle schwitzen, alle grinsen. Die Teilnehmer haben nicht vergessen, womit sie ins Wochenende entlassen wurden: „Keep on smilin‘!“. Ein Pärchen reist mit zwei zusätzlich veredelten 911ern der Modellreihe GT3 an. Das Stück ab Listenpreis 120.643 Euro. Wanne-Eickel und St.Moritz sind näher beisammen, als man denkt.

Weiter auf Seite 2: Der zweite Tag; Der Grenzbereich…

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Der zweite Tag

Die Stimme des Radiomoderators überschlägt sich förmlich, als er in den Morgennachrichten den bisher heißesten Tag des Jahres ankündigt. Aber es wird noch heißer werden. Denn heute wird nur gefahren. Vorbei die dutzenden Vollbremsungen und Slalomfahrten. Heute wird gebolzt. Die Gruppe ist hoch motiviert. Brav fahren alle Instrukteur Lars hinterher.

Er bewegt das Fahrzeug lässig über den Rundkurs. In der linken Hand das Lenkrad, in der rechten das Funkgerät, mit dem er Anweisungen gibt. Seinem geschulten Blick entgeht kein Fahrfehler der Schüler im Rückspiegel. In den Pausen wartet ein weißer Catering-Cayenne mit kühlen Getränken und frischem Obst. Immer [foto id=“304887″ size=“small“ position=“right“]höher wird die Frequenz, in der er frisch bestückt werden muss. Wieder 20 Minuten fahren. Wieder Pause.

Nach dem Mittagessen herrscht Helmpflicht. Das freie Fahren wartet. Die Ambitionierten haben ihre eigenen Kopfschalen im Gepäck. Die Helme von Porsche gehen zur Neige, die zweite Garnitur wird ausgehändigt. Sie kosten 40 Euro das Stück beim Motorrad-Discounter. Viele entscheiden sich nun für die alternativ angebotene Werksführung.

Aber nicht wegen des Helms. Sie sind am Ende ihrer Kräfte oder haben Angst, ihren teuren Wagen zu ramponieren. „Zwei Jahre habe ich nach einem solchen Exemplar gesucht“, merkt ein ein Dentallaborant aus Gießen an. Man kann ihm seine Vorsicht nachsehen. Seine Erschöpfung auch. Während die anderen um die goldene Ananas bolzen, werden auf der Tribüne die ersten Zigarillos angezündet. „Die habe ich mir für den Abschluss aufgehoben“, sagt einer erschöpft. Seine Haare sind verwuschelt vom Helm, sein Kopf ist noch rot. Er wirkt glücklich.[foto id=“304888″ size=“small“ position=“left“]

Der Grenzbereich liegt noch weit weg

Zum Abschluss bietet Porsche Taxi-Fahrten an. Die Instruktere zeigen den Teilnehmern auf dem Beifahrersitz, wo der wirkliche Grenzbereich der Fahrzeuge liegt. Eben wollte noch jeder ins Bett, jetzt sind selbst die mattesten Teilnehmer wieder hellwach. Nach anderthalb Runden im Speed-Nirwana zwischen Drift-Orgie und rotem Drehzahlbereich steigen sie aus mit einem ungläubigen Kopfschüttlen und einem dicken Grinsen.

Kleine Kinder sind sie nun wieder alle. Kleine Jungs. Keep on smilin‘! Porsche ist clever. „Ist ja schließlich nicht das erste Event, dass wir organisieren“, sagt Thomas Wetzel grinsend. Er weiß, dass er viele Teilnehmer wiedersehen wird.

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