Reisetipp: Polen

Mit dem Hausboot durch Polen: Wo selbst scheue Kraniche oder Graureiher noch bleiben

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Posen - Wer im Alltag oft unter Zeitdruck steht, immer und überall erreichbar sein will oder muss, dem sei ein Freizeiterlebnis empfohlen, das einen, wenn alles gut läuft, durchaus entspannen lässt: Wie wäre es denn mit einer Hausboot-Tour auf dem „Großpolenring“, kombiniert etwa mit Aktivitäten auf der Warthe und mit Sightseeing in Posen?

Über Frankfurt/Oder

Anreise per Bahn. 700 Kilometer eine Strecke, aber: „Der Zug nach Warschau steht schon ganz oben“, ruft der Schaffner im großen, beim ersten Mal etwas unübersichtlich wirkenden Berliner Hauptbahnhof ins Abteil. „Prima“, denke ich. Kein Stress, einfach nach oben laufen, rein in den Zug – und los geht’s. Noch kurz am „Alex“ vorbei und weiter über Frankfurt/Oder. Bis Posen sind es noch zweieinhalb Stunden.

Bis nach Posen

Bummel am Ausstellungsgelände entlang. Posen gilt als wichtigste Messestadt im Land. Bis zu 250 Veranstaltungen finden hier pro Jahr unweit im „Aquarium“, wie der riesengroße Glasfassaden-Komplex in der Nähe des Hauptbahnhofs genannt wird, statt. Zudem kommen Liebhaber alter Straßenbahnen in Posen auf ihre Kosten. Einige der Trams fahren sogar, sonst eher unüblich, ganz ohne Reklame durch die Stadt.

Lebendiges Altstadtviertel

Wer ins Zentrum will, passiert das ehemalige Residenzschloss, errichtet im Auftrag des deutschen Kaisers Wilhelm II. von 1905 bis 1910. Ein Bau, der – entsprechend angeleuchtet – besonders in den Abendstunden prächtig erstrahlt. Posens Altstadt lässt auch kulinarisch kaum Wünsche offen. Rund um Rathaus und Altmarkt hat man die Qual der Wahl, kann unter etwa 100 Kneipen und Restaurants wählen. Es ist dies ein sehr lebendiges Stadtviertel mit vielen jungen Leuten, was nicht verwundert, schließlich wartet Posen mit 18 Universitäten und unterschiedlichsten Studiengängen bis hin sogar zum Geigenbau auf. Wer stilvoll einkaufen möchte, kann dies im Stary Browar, einem Kultur- und Geschäftszentrum im Gebäude einer ehemaligen Brauerei, tun.

Auf dem Ślesiński-Kanal

Etwa 100 Kilometer östlich von Posen nahe Mielnica Duza starten wir unsere Tour mit dem Hausboot auf dem Ślesiński-Kanal Richtung Süden über Mikorzin bis Konin. Hausboot-Touristen finden in der einem Verwaltungsbezirk entsprechenden Woiwodschaft Großpolen eine insgesamt 700 Kilometer lange Rundstrecke vor. Sie führt über Warthe, Notecia, die Kanäle Bydgoszcz und Górnonotecki, den Fluss Noteć Górna, den Gopło-See und eben den Ślesiński-Kanal. Alle sind mit Schleusen verbunden, deren Befahren relativ einfach, beim ersten Mal sogar richtig spannend ist. Einmal Bootskapitän sein, selber entscheiden, wohin man lenkt, das Tempo bestimmen – das alles soll hier, zumindest laut Bootsbetreiber, selbst ohne Führerschein möglich sein.

„Einfach halbrechts bis mittig“

Doch mit der Geschwindigkeit ist das so eine Sache. Nur etwa 30 PS starke Motoren treiben die mit dem Notwendigsten ausgestatteten Hausboote an, machen sie maximal 15 Stundenkilometer schnell, genug jedenfalls, um trotzdem erst langsam und dann immer mehr zu entspannen. Einweisung in die Instrumente, ins Steuern eines Bootes. Danach gilt: Selbst ist der Kapitän! „Fahren Sie einfach halbrechts bis mittig, dann kann nichts passieren“, ruft Bootsführer Roman Latanowicz.

Nur Wasser, Bäume, Vogelgezwitscher

Anfangs ist man meist noch leicht nervös, lenkt immerhin ein Boot mit etwa zehn Metern Länge. Doch die Unsicherheit legt sich rasch, was auch an dem nicht oder kaum vorhandenen Gegenverkehr liegen mag. Es ist jedenfalls ruhig auf dem Kanal. Keine Autobahn in Sicht. Kein Fluglärm. Nur Wasser, Bäume, Vogelgezwitscher. Selbst die sonst so scheuen Kraniche oder Graureiher fliegen nicht davon, vielleicht auch deshalb, weil der kleine Motor am Boot nur leise vor sich hin knattert.

Vielfältige Freizeitaktivitäten

Wer mehrere Stunden auf Polens Gewässern unterwegs ist, ahnt, welche vielfältigen Freizeitaktivitäten auf dem Wasser, an den Ufern und darüber hinaus möglich sind, angefangen von Kajaktouren über Segeln, Jet-Ski-Fahren und Reiten bis zum Wandern. Für alles gibt es Anbieter. Leider sind noch viele ihrer Internetseiten nur auf Polnisch online.

„Gashebel nach hinten!“

Wir nähern uns einer Schleuse. Beim Einfahren heißt es: „Gashebel nach hinten!“ Langsam gleitet das Boot hinein, wird auf das Höhenniveau gebracht, auf dem man danach weiterfahren will. Ist einfach, geht schnell und kostet auch nur ein paar Zloty.

Ausstattung an Bord

Das Beispiel einer polnischen Hausboot-Ausstattung neben der üblichen Bestückung etwa mit Hafeninstallationen und Rettungselementen sieht so aus: bis zu acht Schlafplätze, Miniküche samt Gasherd, Kühlschrank, Töpfen, Tellern, Essbesteck und Spüle, dazu Frischwassertank, Heizung, chemische Toilette, CD/MP3-Radio, Sonnenkollektoren und Plattform zum Baden mit Aufbau in diesem Fall für einen 25 PS starken Suzuki-Motor mit Elektrostarter. Ein Navigationsführer (für Deutsche sogar auf Deutsch) gibt auf 80 Seiten zu jedem Kilometerabschnitt nicht nur Sicherheitshinweise, sondern listet auch Sehenswürdigkeiten an der Strecke auf. So kann man beispielsweise vom Ślesiński-Kanal aus bereits Polens größtes Gotteshaus im nahen Stary Lichen sehen.

Authentische Naturerlebnisse

Auf der gesamten Route über Seen, Flüsse und Kanäle sind in der Woiwodschaft Großpolen authentische Naturerlebnisse möglich, auch wenn es mitunter gilt, Abstriche zu machen. Wer es auf dem Weg zum nächsten Hafen oder zur nächsten Anlegestelle dann noch schafft, sein Handy tatsächlich für längere Zeit auszuschalten, dürfte in der Ruhe und Abgeschiedenheit einer Hausboot-Tour in Polen auch dem Ziel näher kommen, vielleicht sogar ein Stückchen näher zu sich selbst zu finden ...

Info Polen I

Polen ist mit fast 312 700 Quadratkilometern das sechsgrößte Land der Europäischen Union, zählt rund 38,5 Millionen Einwohner. Hauptstadt ist Warschau. Klimatisch geht es auch in dem in der Westhälfte gelegenen Großpolen, einem von insgesamt 16 Woiwodschaft-Verwaltungsbezirken, in dem wir diesmal unterwegs waren, eher gemäßigt zu. Die alte Königsstadt Posen mit über 550 000 Einwohnern gilt als historischer Mittelpunkt der Region und als Keimzelle des ganzen Landes. Die Zeitumstellung beträgt aktuell bis zu plus zwei Stunden. Landeswährung ist nach wie vor der Zloty. Zu den kulinarische Spezialitäten der Region gehören unter anderem Barszcz-Suppe aus Roten Beeten, dann saure Zurek-Wielkopolsi-Mehlsuppe, Uszki-Teigöhrchen, Golabki-Kohlrouladen oder Flaki-Kutteln. Warka ist eine der bekannteren Brauereien im Land. Und wer es altpolnisch mag, der sollte neben Wyborowka-Wodka, Grasowka oder Zoladkowka auch einmal Trinkhonig probieren.

Info Polen II

Nach der Weichsel mit 1022 und der Oder mit 840 ist die Warthe, an der Posen liegt, mit 795 Kilometern der drittlängste Fluss im Land. Polens Flüsse sind schon sehr früh zur Schifffahrt genutzt worden, anfangs vor allem, um Landwirtschafts- oder Bergbauprodukte zu transportieren. Auch Bootstourismus hat sich inzwischen stärker entwickelt. Rund 9300 geschlossene Gewässer, die größten davon in Masuren und Pommern, machen das Land immerhin zu einem der seenreichsten der Welt. In der Woiwodschaft Großpolen ist die Netze noch ein weiterer wichtiger Fluss. Zudem finden sich auch hier viele Seen und Kanäle. Wer mit dem Boot auf Tour gehen will, sollte sich vorher über die Notwendigkeit eines Führerscheins und den genauen Streckenverlauf etwa auch mit Blick auf Tankstellen, Ärzte und Apotheken schlau machen. Information: Polnisches Fremdenverkehrsamt, Kurfürstendamm 75, 10709 Berlin, Telefon 030-2100920 (bis Ende August 2014), Hohenzollerndamm 151, 14199 Berlin (ab Anfang September 2014), www.polen.travel/de.

Service Auto

Wer nicht wie wir mit der Bahn, sondern mit dem Auto anreisen will: Von Berlin bis Posen sind es auf der A2/E30 über Frankfurt/Oder sowie an Swiebodzin und Novy Tomysl vorbei rund 270 Kilometer. Wer südlicher aus Richtung Dresden kommt, könnte erst über die A4 über Görlitz oder über Weißwasser und durch die Oberlausitz dann weiter über Zielona Góra fahren. Polens Verkehrsregeln sind etwa identisch mit unseren. In Ortschaften gilt höchstens Tempo 50, außerhalb bis 90, auf ein- und zweispurigen Schnellstraßen bis 100/120, auf Autobahnen bis Tempo 140. Die Promillegrenze liegt bei 0,2. Wer anderweitig anreisen will: Der Flug zum Flughafen Lawica rund sieben Kilometer westlich von Posen dauert etwa ab Frankfurt/Main weniger als anderthalb Stunden.
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