Nicht Auto fahren, nicht duschen, keine Burger essen – Wie ein „Spiegel“ für Kinder seine jungen Leser verdummt

Mit den Enkeln im Auto zu McDonalds und dort einen Burger essen – das war bislang ein besonderes Sonntagsvergnügen mit den Großeltern. Doch plötzlich stellen sich die Kinder quer. „Ich steige in dein Auto nicht mehr ein“, erklärte die elfjährige Enkeltochter „denn du machst damit das Klima kaputt.

Aus deinem Auspuff kommt nämlich CO2, und das ist schädlich für das Klima“, erklärte sie mit ernstem Blick. „Und den Burger kannst Du künftig allein essen“, schloss sich der knapp zehnjährige Bruder an. „Ich verzichte darauf. Denn das Rindfleisch im Burger ist schlecht für das Klima. Wenn wir nur einmal in der Woche Fleisch essen, sparen wir so viel Kohlendioxid ein, wie ein Auto in einem halben Jahr ausstößt.“

Auf die überraschte Frage, wer ihnen denn so etwas gesagt habe, kam die verblüffende Antwort: „Das steht im ‚Spiegel’!“ „Ihr habt meinen ‚Spiegel’ gelesen, das überrascht mich aber sehr.“ Doch der Satz war noch richtig beendet, da tönte es unisono: „Nicht in deinem ‚Spiegel’, sondern in unserem.“ Der Enkel rannte in sein Zimmer und kam mit einem Magazin im unverkennbaren „Spiegel“-Look zurück. „Dein Spiegel – einfach mehr wissen“, verspricht der Titel. „Mein Freund Lars hat den zu Weihnachten bekommen – als Abo für ein ganzes Jahr. Und den mit den armen Eisbären mit dem Rettungsring hat er uns jetzt geborgt. Wir haben gestern den ganzen Nachmittag darin gelesen. Das war richtig spannend. Du Opa, bestellst du uns auch „Dein Spiegel“ – bitte!“

Die plötzliche Lesewut der sonst eher am Fernsehschirm oder Nintendo-Display hängenden Enkel überraschte und erfreute. Und wenn es das persönliche Lieblingsmagazin nun auch in einer Kindervariante gibt, dann kann das wohl kaum schaden, so der erste Gedanke. So begann ich, in der schon ein wenig abgegriffenen Ausgabe 1/2010 zu blättern, die aber offensichtlich schon im November 2009 Redaktionsschluss hatte. Denn Klima und Kopenhagen sind das Titelthema: „S.O.S. im Eismeer – Die Klima-Krise: Warum es so schwer ist, die Welt zu retten.“

Und dann lesen ich: „Seit Jahren schon sagen Wissenschaftler, dass die Erde sich immer weiter erwärmt, und sie warnen vor den Folgen. Doch bis heute passiert ziemlich wenig, um den Klimawandel zu stoppen“. Und zu einem Foto mit rauchenden Fabrikschloten, das aus dem Ruhrgebiet des vergangenen Jahrhunderts stammen dürfte, und einem daneben gestellten verzweifelten Eisbären wird plakativ schwarz-weiß gemalt. Dreck von heute: Fabriken verpesten die Luft und daneben, Problem für alle: Der Klimawandel zerstört die Umwelt. „Am Nordpol, da schmilzt das Eis, das doch schon seit Jahrmillionen dort auf dem Wasser treibt“, erfahre ich, und „das alles, weil der Mensch so viel CO2 in die Luft bläst. Schädlich ist, was aus dem Auspuff unserer Autos quillt, aus den Schornsteinen der Stromkraftwerke, aus Fabriken und Ölanlagen.“

Und dann wird erklärt, warum CO2 so schlecht ist für die Temperaturen auf unserem Planeten. Denn „das verstehen selbst viele Erwachsene nicht. Manche wollen es gar nicht verstehen. Aber Wissenschaftler haben eine ganz gute Vorstellung davon, was das CO2 anrichtet, das der Mensch beim Verbrennen von Kohle, Öl und Gas in die Luft pustet. Es legt sich wie ein dünner Mantel um die Erde. Unter dem Mantel wird es immer wärmer, weil die Wärme von der Erde schlecht entweichen kann – wie im Treibhaus. Die Folge: das Eis schmilzt, die Pflanzen verdorren, die Wüsten werden größer. Dagegen muss man etwas tun.“

Und „Dein Spiegel“ hat viele Tipps parat neben den bereits oben zitierten: wie „schneller duschen. Eine warme Dusche ist herrlich – aber nicht fürs Klima. Das Wasser wird mit Strom und Gas erwärmt, und dabei entsteht Kohlendioxid.“ Oder es machen wie der Bauer Jörgen Tranberg auf der dänischen „Zauber-Insel“ Samsö in der Ostsee, wo die Menschen „heizen, Auto fahren und Strom erzeugen, ohne das Klima auf der Erde zu verändern“. Denn Tranberg „hat eine Anlage aufgebaut, die die Wärme aus der Milch der Kühe rausholt und über Rohre in sein Haus leitet. Er braucht also nicht zu heizen, die Milch wärmt sein Haus.“ Und in einem Interview mit Umweltminister Röttgen erfahren wir auf die Frage: „Kann der Klimawandel wirklich so schlimm werden, wie wir so oft lesen?“, aus Ministermund: „ Absolut, da gibt es nichts zu verharmlosen“ – und dazu wabern auf einem dramatisch verfälschten Foto dicke schwarze Wolken aus den Kühltürmen des Atomkraftwerks Gundremmingen.

Man kann vereinfachen, versuchen komplizierte Technik und Wissenschaft ebenso wie Politik und Wirtschaft auch für Leser zwischen acht und elf Jahren verständlich zu machen – aber man sollte nicht verfälschen, gezielt verdummen oder gar indoktrinieren. Denn gerade gegenüber Kindern haben Autoren eine besondere Verantwortung, will jedes Wort überlegt sein. Den Autoren in „Dein Spiegel“ scheint das nicht im Geringsten bewusst zu sein.

Schon in den Medien für Erwachsenen kann man zum Thema Klima viel Dummes und Unausgegorenes, Falsches und Oberflächliches lesen. Doch was sich „Dein Spiegel“ leistet, stellt alles in den Schatten. Nicht ein einziger Ansatz, der zumindest darauf hinweist, dass CO2 schließlich eine Schlüsselsubstanz des Lebens auf unserer Erde ist, es die Pflanzen sind, die bei der Photosythese Sonnenenergie einfangen und mit ihr aus CO2 energiereiche Kohlenstoffverbindungen aufbauen. Stattdessen Angst, Horrorszenarios zum Klima der Zukunft, gefälschte Fotos, billige Propaganda und viel dummes und oberflächliches Geschwätz – etwa im Bericht der Klimareporterin aus der Arktis, dessen Aussagewert gegen null tendiert – abgesehen vom beliebten Standardbild, wie schwer es doch die Eisbären haben.

Oberflächlichkeit kennzeichnet nicht nur das Titelthema – sie gilt ausnahmslos für das gesamte Heft. Und eine besondere Rolle spielt versteckte Werbung. So erfährt man zu „Markenklamotten“, dass eine Sechstklässlerin aus Hamburg sogar gefälschte Sachen kauft – wenn sie wie echt aussehen. Zum Beispiel von Ed Hardy. „31 Euro habe ich neulich auf dem Polenmarkt hinter der deutschen Grenze ausgegeben: für ein T-Shirt, eine Jacke und eine Kappe. Im Original hätten die Sachen fast 500 Euro gekostet“. Doch auch wenn der Artikel vorgibt, die Bedeutung von Markenklamotten herunterzuspielen – versteckt wirbt er ganz gezielt dafür. Und wer etwas auf sich hält, erfährt, dass ein Rucksack von Dakine und Markenschuhe wichtig sind. Ja und ganz offen wirbt Philips für seine sonicare-Zahnbürste, denn welches Kind nimmt bei dem redaktionell aufgemachten Text schon wahr, dass über dem Artikel „Anzeige“ steht.

„Dein Spiegel“ – der sich immer wieder auf „die Wissenschaftler“ oder „die Politiker“ beruft –, das ist eine fundamentale Enttäuschung auf ganzer Linie. Viel Geschwätz, kein Artikel bis zum Ende durchdacht, voller Klischees und insgesamt beängstigend oberflächlich. Meine Enkel erhalten kein Abonnement, dieser Entschluss steht fest. Aber vielleicht werde ich diese unglückliche und mit einem Preis von 3,40 Euro pro Ausgabe auch noch recht teure Publikation für mich abonnieren müssen. Nicht, weil ich sie interessant finde, sondern in ihrer unverantwortlichen Machweise für ausgesprochen gefährlich halte und deshalb die Verantwortung übernehmen muss, der sich die Macher nicht bewusst sind – oder zumindest nicht stellen.

Oder irgendjemand erzählt den Kindern einmal, wie viele Bäume für eine einzige Ausgabe von „Dein Spiegel“ sterben müssen, wie viel gefährliche Chemie in den Druckfarben steckt, wie viel Strom die großen Druckmaschinen verbrauchen, wie lange die Drucker duschen, um sich nach der Arbeit frisch zu machen, wie viele Burger sie essen, um satt zu werden, wie weit sie mit dem Auto fahren, um zum Arbeitsplatz zu kommen und wie viele schädliche Autos herumfahren, um „Dein Spiegel“ zu verteilen, und wie schädlich für das Klima gedruckte Magazine sind, insbesondere wenn sie so schlecht sind.

Wenn sie das wissen, dann wollen sie vielleicht nicht mehr „einfach mehr wissen“, was ihnen die Lektüre sowieso nur vorspiegelt.

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Gast auto.de

Februar 9, 2010 um 2:05 am Uhr

Persönlicher Rückblick aus der Zukunft auf das Jahr 2010:

2010. Das Kartenhaus des Klimaschwindels brach endlich zusammen. Die Katastrophenszenarien entpuppten sich eines nach dem anderen als unwissenschaftliches Wunschdenken der Alarmisten. Himalaya, Amazonas, Afrika, Katastrophen, uvm… völlig übertrieben, unbelegbar, unwissenschaftlich, ja teilweise sogar komplett aus den Fingern gesaugt.
Ein gefühltes Jahrhundert lang wurden wir praktisch täglich im Fernsehen mit den allerschlimmsten "Worst case"-Klimaberichten versorgt, natürlich immer mit warnender Stimme und eindringlichem Blick des Moderators. Oft auch gerne mit dem Hinweis, es handele sich um "neueste, alarmierende Erkenntnisse!". Aber nicht nur die Presse, auch Wissenschaftler und selbst ausgesuchte Kanzlerinnen-Klimaberater wie Prof. Schellnhuber führten uns das sichere Ende der Welt oft genug und gerne vor Augen. Jedenfalls hatte ich teilweise den bizzaren Eindruck, es bereitet ihm Vergnügen.
Intervallartig überschwemmte man uns mit alptraumhaften Katastrophen-Szenarien, wie z.B. der Kurzfilm für Kopenhagen (bei YouTube mal eingeben: COP15 Please help the world).
Mit ihrer auf Angst basierenden Strategie versauten die Alarmisten zigtausenden Kindern ihre besten Jahre.

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