Panorama: US-Trucks in Deutschland – Charme und Show

Panorama: US-Trucks in Deutschland - Charme und Show Bilder

Copyright: Marco Karkanowitz/SP-X

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US-Trucks stehen bei deutschen Firmen hoch im Kurs – häufig allerdings nur, wenn sie als Show-Magneten im Einsatz sind und mit ihren Aufliegern Werbebotschaften transportieren. Dennoch gibt es nach Schätzungen des Markt-Experten Willi Klekamp bundesweit inzwischen über 500 der protzigen XXL-Trucks. Und die Tendenz ist steigend. „In ganz Europa dürften etwa 1.000 solcher Lkw zugelassen sein, Deutschland ist einsamer Spitzenreiter“, sagt Klekamp.

Den Trend zum US-Truck führt er vor allem auf die geradezu magnetische Wirkung der chromblitzenden Riesen zurück, die hierzulande vor allem aus Actionfilmen wie „Convoy“ bekannt wurden: „Sie haben Charme und Charakter! Jeder dreht sich aufgrund des bulligen Aussehens nach ihnen um!“ Dass es von den deutschen Herstellern schon lange keine Hauber-Lkw mehr gibt, ist übrigens auf Hans-Christoph Seebohm [foto id=“479609″ size=“small“ position=“left“]zurückzuführen. Als Verkehrsminister der Adenauer-Regierung begrenzte er die Länge deutscher Lkw in den 1950er Jahren von 20 auf 14 Meter. Die Nutzfahrzeuge-Industrie rüstete um und baute fortan nur noch Frontlenker. Langhauber waren zum Aussterben verurteilt.

Bis zu 30 gebrauchte US-Trucks holt Klekamp, der offizieller Vertriebspartner für die amerikanischen Daimler-Tochter Freightliner ist, jährlich nach Deutschland und macht sie für Kunden in ganz Europa straßentauglich. Das bedeutet vor allem: Neue Bremsen und die Umrüstung auf strengere Abgasvorschriften. „Die meisten Lkw werden dann als Showtrucks eingesetzt und sind ständig unterwegs. Ihr Aufmerksamkeitsgrad rechtfertigt die vergleichsweise hohen Investitionen in den Umbau“, rechnet Klekamp vor. Ähnlich sieht es auch sein Händler-Kollege Marco Barkanowitz aus Krieschow bei Cottbus. Um seinen Kunden neueste Standards zu garantieren, hat er gerade einen 485 PS starken International Lone Star nach Deutschland importiert. Alleine die Zugmaschine ist 8,70 Meter lang!

Der Neupreis des zweijährigen US-Trucks von 160.000 US-Dollar (120.000 Euro) macht deutlich, dass amerikanische Lkw preislich in einer anderen Liga spielen. Eine europäische Zugmaschine beginnt neu bei etwa der Hälfte. Dass Barkanowitz soviel Geld in die Hand genommen hat, liegt an den werbewirksamen Möglichkeiten, die der Truck Dank seiner unumstrittenen Eyecatcher-Qualitäten im Verleihgeschäft der Kundschaft bietet: „Der Lone Star ist das einzige Exemplar seiner Art in Deutschland und verbraucht mit 30 bis 33 Litern Diesel auf hundert Kilometer vergleichsweise wenig. Selbstverständlich erfüllt der Showtruck die Anforderungen von Euro 5, ebenso hat er ABS und ESP. Barkanowitz ist stolz: „In den USA hat dieses Modell ein neues Zeitalter eingeläutet“.

Wer aber sind die Kunden, die gebrauchte US-Trucks kaufen? Es sind Supermarktketten dabei, aber auch Ärzte, Privatleute und Spediteure, die mit den protzigen Trucks den „american way of live“ träumen. Die BLG Logistics Group aus Bremerhaven hat einen 1999er Freightliner als Autotransporter im Einsatz. „Hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit und seiner Zuverlässigkeit braucht der Truck keinen Vergleich zu scheuen“, argumentiert Wolfgang Kleppek, der den silbernen Riesen selbst in Portland abgeholt hat. Hauptsächlich wird der 470 PS starke Lkw mit 13-Liter-Detroit-Motorisierung bei der Neueröffnung von Autohäusern, Händler-Präsentationen und anderen Events eingesetzt. Damit ist er also im [foto id=“479610″ size=“small“ position=“right“]weitesten Sinne ein Showtruck.

Kaum zu glauben – es gibt aber auch US-Trucks, die richtig schuften müssen. Michael Postulart von der Oberhausener Baugesellschaft Jansen und Berndsen wühlt sich täglich mit einem 1995er Peterbilt 379 durch schlammige Baustellen an Rhein und Ruhr. „Der Truck ist wirklich ein Malocher vor dem Herrn“, entschuldigt sich Postulart, dass der 556 PS starke Lkw mit 20-Liter-Caterpillar-Motor nicht wie eine Speckschwarte glänzt. Bis heute hat der Peterbilt knapp 2,4 Millionen Kilometer gelaufen – ohne einmal schlapp zu machen! Wie schnell ist der Truck mit unsynchronisierter 10-Gang-Eaten-Fuller-Schaltung eigentlich? „Er könnte locker 130 km/h, ist aber bei 84 km/h abgeriegelt. In den USA dürfen Lkw 72 Meilen, also 110 km/h, schnell fahren“, berichtet der 55-jährige, der täglich rund 500 Kilometer abspult.

Fast fünf Jahre lang setzt die münsterländische Spedition Wischnewski Gase bereits einen amerikanischen Kenworth W 900 L ein und beliefert damit Kunden zwischen dem Ruhrgebiet und Bremen. Geschäftsführer Marc Wischnewski ist begeistert. Vor allem, weil der 475-PS-starke Truck wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert und noch nie Ärger gemacht hat. Eine Einschränkung macht der Unternehmer allerdings: „Zu solchen Lkw braucht man immer den passenden Fahrer“. Den hat Wischnewski in Thorsten Wienströer gefunden. „So ein Truck war schon immer mein Traum. Er ist zwar sehr unübersichtlich, doch daran gewöhnt man sich mit der Zeit“, sagt Wienstroer. Genügend Entschädigung sind für ihn die Blicke neidischer Kollegen, wenn er auf der Autobahn unterwegs ist. Einzig der Blick in den riesigen Wohn- und Schlafbereich der Kabine weckt regelmäßig Sehnsüchte auf ein Leben im internationalen Fernverkehr.

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