Praxistest Renault Midlum Optitronic: Bulliger Alleskönner

Nicht von schlechten Eltern sind die Kombinationsmöglichkeiten, die Renault Trucks für seinen Midlum-Lkw parat hält. Stolze 75 verschiedenen Kombinationen mit zulässigen Gesamtgewichten von 7,5 bis 18 Tonnen, 18 unterschiedliche Radstände und zahlreiche Fahrerhausvarianten sind verfügbar. Spezielle Konfigurationen, zum Beispiel als Kipperfahrzeug oder Feuerwehrvehikel, sind beim Midlum genau so zu haben, wie eine schmalere Hinterachse für die Anlieferung in Altstädten mit engen Gassen oder eine dreiachsige Konfiguration für ein zulässiges Gesamtgewicht von 26 Tonnen.

Die Wahl für einen anstehenden Umzug fiel auf eine 7,5-Tonner-Version mit Saxas-Pritschenaufbau und Hochspriegel samt Plane. Die nämlich bietet alles, [foto id=“397995″ size=“small“ position=“left“]was dazu notwendig ist. Und die Nachbarin ist begeistert. Sie wollte schon immer einmal die Hebebühne eines Lkw bedienen. Ihre Übungsplattform ist die Bär-Vorrichtung des Renault Midlum, die bis zu einer Tonne Gewicht stemmen kann. Sie besteht darauf, uns zu helfen und spielt mit den beiden Hebeln auf der rechten Fahrzeugseite den Liftboy, sobald einer der Helfer schwer beladen mit einem Möbelstück anrückt. Die Hilfe kommt durchaus willkommen, schließlich soll der gesamte Hausstand noch heute 250 Kilometer weiter wieder ausgeladen werden. Die komplett versenkbaren Ösen zu beiden Seiten der Pritsche ermöglichen ein sicheres Verzurren der Ladung. Einzig auf der Stirnseite der Pritsche vermisst man die hilfreichen Vorrichtungen, beispielsweise, um mehrere Motorräder in Reihe nebeneinander zu verzurren. Größere Frachtstücke lassen sich indes mit der Spannlatte, mit der das Testfahrzeug ausgestattet ist, hervorragend sichern.

Kaum etwas zu kritisieren gibt es, sobald sich der Midlum in Bewegung gesetzt hat. Am Lenkstockhebel wird das automatisierte Optitronic-Getriebe auf “D“ gestellt, etwas Gas geben und schon setzen die 162 kW/ 220 PS den Midlum sanft aber mit Nachdruck in Gang. Die 815 Nm Drehmoment, die der 4,8-Liter-Common-Rail-Diesel des Testfahrzeugs zwischen 1 200 und 1 700 U/min stemmt, zerren auch schwere Lasten locker vom Hocker. Die relativ langen Schaltzeiten des Sechsganggetriebes stören dabei nicht weiter. [foto id=“397996″ size=“small“ position=“right“]Den manuellen Modus lernt der Fahrer indes unweigerlich kennen. Denn beim Griff zum Radio oder zur benachbarten Ablagemulde touchiert der Fahrzeugführer immer wieder den von einer Speiche des Lenkrads verdeckten Getriebe-Lenkstockhebel und schaltet ungewollt in den manuellen Modus.

Flugs durcheilt der frische Franzose seine sechs Fahrstufen und erreicht seine Höchstgeschwindigkeit von abgeriegelten 90 km/h. Selbst beladen gibt sich der Midlum stets leichtfüßig. Ruhig zieht der 7,5-Tonner seine Bahn, der Geräuschlevel im Innern hält sich sehr in Grenzen. Einzig Pfeifgeräusche – vermutlich vom linken Spiegel – trüben das gute Bild. Im Stadtverkehr würde sich der Fahrer etwas mehr Feedback von der Lenkung wünschen. Die nämlich gibt sich eher schwammig.

Eine gute Übersicht bieten die drei Rückspiegel auf der rechten Seite, und dank der “Vision“-Panoramatür mit einer tief liegenden zusätzlichen Scheibe sieht der Fahrer auch Fahrradfahrer, die an der Ampel auf der [foto id=“397997″ size=“small“ position=“left“]rechten Seite des Führerhauses stehen. Millimetergenaues Rangieren ist mit dem Renault angesichts der Spiegelausstattung selbst für ungeübte Fahrer nicht schwierig. Zudem bietet das automatisierte Getriebe auch hierfür einen Fahrmodus.

Der Midlum 220.08 EL E5 arbeitet mit einem AdBlue-Zusatz zur Abgasreduzierung und erfüllt die Euro-5-Norm. Nicht unbedingt ein Kostverächter ist der 7,5-Tonner beim Verbrauch, wie sich an der Zapfsäule offenbart. Bei Autobahnbetrieb rauschen 16 Liter Diesel pro 100 Kilometer durch die Einspritzdüsen. Unbeladen, wohlgemerkt. Ein Windleitkörper auf dem Führerhaus würde sich hier wohl positiv auswirken.

Und die Moral von der Geschicht?

Mit der Midlum-Reihe hat Renault einen Alleskönner für jeden Zweck im Programm, die eine bemerkenswerte Bandbreite an den Tag legt. Den Gewerbetreibenden wird´s freuen.

Datenblatt Renault Midlum 220.08 EL E5 Optitronic

Lastkraftwagen mit 7,5 t zul. Gesamtgewicht, Saxas Pritschenaufbau mit Hochspriegel und Plane, Bär Ladebordwand BC 1001 S4 mit ca. 1 000 kg Tragkraft
Motor:

4,8-Liter-Vierzylinder-Common-Rail-Dieselmotor, vier Ventile pro Zylinder, Turbolader mit Ladeluftkühlung, AdBlue-Einspritzung, 161 kW/220 PS bei 2 300 U/min, 815 Nm bei 1 200 bis 1 700 U/min
Abgasnorm: Euro 5
Kraftübertragung: Automatisiertes Optitronic-Sechsganggetriebe mit manuellem Schaltmodus sowie Kick-Down- und Rangiermodus
Höchstgeschwindigkeit: 90 km/h (elektronisch begrenzt)
Bereifung: 225/75R 17,5 Continental LSR1/LDR1, Zwillingsbereifung hinten

UNSERE TOP-ANGEBOTE FÜR SIE

MEHR ERFAHREN AUS DEM BEREICH NEWS

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

Alfa Romeo Junior zeigt sich erstmals öffentlich – in Mailand

Genesis X Speedium Giro: Luxus-Studie für Radsportler

Genesis X Speedium Giro: Luxus-Studie für Radsportler

E-Go stellt erneut Insolvenzantrag

E-Go stellt erneut Insolvenzantrag

zoom_photo