Selbst ist der Autofahrer: Ausflug in einen Werkstattkurs

Eigentlich wollte Anja nur ihr Auto etwas besser kennen lernen. Zu wissen, wo sie Wasser für die Scheibenwischwaschanlage und Öl für den Motor nachfüllen kann – das hätte ihr gereicht. Doch im Nu ist ihr geliebter Opel Zafira auf der Hebebühne platziert und bis knapp unters Dach der Werkstatt hochgefahren.

Kfz-Meister Eduard Dahmen kratzt am Unterboden des sechs Jahre alten Vans: „Siehst Du hier die blumenkohlartigen Verkrustungen an der Bremsleistung? Die können auf Dauer schaden. Also mal gut abputzen und mit einem Unterbodenwachs behandeln“, rät der Experte. Anja nickt interessiert und will sogleich mehr über ihr Auto wissen.

Den drei anderen Teilnehmern Uwe, Burghard und Ulrike geht es genau so. Sie alle besuchen bei der Volkshochschule Duisburg den „Selbsthilfekurs für Autofahrerinnen und Autofahrer“ und sind erstaunt, was sie bei ihren Fahrzeugen alles richten können. „Am Motor kann man selbst so gut wie gar nichts mehr machen, da kommt man ja heute gar nicht mehr dran“, weiß der rüstige Burghard aus eigener Erfahrung, „aber darum sind wir ja auch gar nicht hier.“ Vielmehr geht es darum, [foto id=“301876″ size=“small“ position=“right“]den Teilnehmern an den vier Abenden des Kurses ihr eigenes Fahrzeug näher zu bringen, ihnen zu zeigen, was dem Auto gut tut und Basiswissen zu vermitteln. Und das bekommt die auf acht Teilnehmer begrenzte Gruppe gegen eine Kursgebühr von 30 Euro pro Person von Werkstattbesitzer Dahmen.

Damit wird nicht nur die Unbeholfenheit beim Luftdruckmessen an der Tankstelle überwunden, womit zum Beispiel Ulrike wohl stellvertretend für viele Frauen zu kämpfen hat. Das neue Wissen hilft auch, die nächste Rechnung der Kfz-Werkstatt zu verstehen. „Manche Werkstattrechnung liest sich wie ein handgeschriebenes Rezept vom Arzt – verstanden wird wenig. Das liegt nicht nur an dem Fachchinesisch, das manche Reparaturstätte gern einsetzt, sondern auch an der geringen Sachkenntnis der Kunden“, erklärt Dahmen. Und das führt immer häufiger zu Streitfällen: Im letzten Jahr ist die Zahl der Beschwerden bei den Kfz-Schiedsstellen um 15,4 Prozent auf 13 500 Anträge gegenüber dem Vorjahr gestiegen.

Um nicht irgendwann zu dieser Statistik zu gehören, stehen die vier interessierten Laien nun in einer Kfz-Werkstatt am Rande der Ruhrgebietsgroßstadt und schauen in den Motorraum von Anjas Zafira. Der ist diese Woche dran, letzes Mal durfte Uwe seine A-Klasse als praktisches Anschauungsobjekt in die Halle bewegen. Bei der Inspektion [foto id=“301877″ size=“small“ position=“left“]des Motorraumes kann jeder Fragen stellen, der Autoexperte erläutert alles anschaulich und in Ruhe: „Wie lang hält eigentlich so ein Luftfilter?“ möchte Ulrike wissen. Plakativ beschreibt Dahmen die Zusammenhänge: „Das hängt von der Kilometerleistung ab. Wenn man nicht fährt, wird der Filter nicht dreckig. Das ist wie mit dem Staubsauger zuhause: Wenn man nicht saugt, wird der Beutel nicht voll und muss nicht gewechselt werden.“ Das verstehen alle.

So vergehen zwei Stunden wie im Flug, von Langeweile keine Spur. Wem kalt wird, der kann wahlweise einen heißen Kaffee trinken oder lernen einen Reifen zu wechseln, was ebenfalls für Wärme sorgt. Nach der Auto-erhellenden Zeit verabschiedet sich die gesellige Runde und freut sich schon auf nächste Woche – auch wenn dann zum letzten Mal Meister Dahmen seinen Schützlingen die Kniffe und Tricks an ihren Autos zeigt. Doch dann kennen sie ihr Vehikel tatsächlich und die nächste Werkstattrechnung liest sich wie der eigene Einkaufszettel.

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