Test: Fiat 500C 0.9 Twinair – Die Zwei-Topf-Diät

Der Fiat 500 hat seine Rundungen an den richtigen Stellen und wirkt im Kreise der Kleinwagen wie eine Rubensdiva unter muskulösen Fitnessfans. Aber auch für den Cinquecento gilt das Diät-Gebot dieser Zeit: Runter mit dem Verbrauch.

Ein besonderes Trainingsprogramm

Für die Reduktion haben sich die italienischen Ingenieure ein besonderes Trainingsprogramm überlegt. Die wichtigste Maßnahme dabei ist neben dem Downsizing, also der Hubraumreduzierung bei gleichzeitiger Leistungssteigerung mittels [foto id=“342471″ size=“small“ position=“left“]Turbo- oder Kompressoraufladung, das neue Zweizylinder-Turboaggregat mit 63 kW/85 PS. Es ist der Vorreiter einer neuen Triebwerksfamilie, dem mindestens zwei weitere Mitglieder mit 48 kW/65 PS und 77 kW/105 PS zur Seite gestellt werden.

Die Leistungsangaben machen es schon auf den ersten Blick deutlich. Mit den schwächlichen Zweizylindern, die beispielsweise noch den alten Fiat 500 aus den 50er Jahren zu einem insgesamt eher beschaulichen Fahrvermögen verhalfen, hat die moderne Interpretation eigentlich nur noch die Anzahl der Töpfe gemeinsam.

Ausgesprochen spritzig

Das im Fiat 500 sein Debüt gebendes 0,9-Liter-Turbomötorchen (tatsächlich sind es sogar nur 875 Kubikzentimeter) zeigt sich jedenfalls ausgesprochen spritzig. Von 0 auf 100 km/h geht[foto id=“342472″ size=“small“ position=“right“] es in 11,5 Sekunden. Tatsächlich hat man das Gefühl, den Standardspurt deutlich schneller zu absolvieren. Der Zweizylinder hängt gut am Gas, einzig die Geräuschkulisse irritiert etwas. Dass das Triebwerk durchaus kehlig zugange geht und an die Arbeitsweise einer Nähmaschine erinnert – bestenfalls kommen Assoziationen zu alten englischen Motorrädern auf – ist nichts Neues. Aber beim 500C dringen die Laute mehr oder weniger ungefiltert durch die Stoffbahnen des Verdecks in den Innenraum, da nützt es nur wenig, die Musik lauter zu stellen. Dabei hätte der Motor die Soundbeilage gar nicht nötig.

In Punkto Höchstgeschwindigkeit

Nicht nur das Sprintverhalten überzeugt, auch in Punkto Höchstgeschwindigkeit muss sich der Cinquecento mit zwei Töpfen nicht hinter Aggregaten mit drei oder vier Zylindern verstecken. [foto id=“342473″ size=“small“ position=“left“]Die Kraft des Turbos lässt den Kleinen furchtlos beschleunigen. Angegeben ist eine Spitzengeschwindigkeit von 173 km/h, doch auf freien Autobahnen übertraf  der 500C laut Tacho die 185-Marke deutlich und vor allem ohne Anstrengungen. Insgesamt ist die Fahrfreude um Klassen höher als mit dem müde wirkenden 100 PS-Benziner. Schade nur, dass man dem Zweizylinder nicht dessen besseres Fahrwerk spendiert hat. So mutiert die Kultkugel bei schnellen Kurvenfahrten zum Hoppel-Hasen. Unbedingt empfehlenswert ist auch das Ordern des 350 Euro teuren ESP. Warum dies nicht bei allen Motorvarianten Serie ist, bleibt ein Fiat-Geheimnis. Immerhin gehören sieben Airbags zur Standardausrüstung.

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Video: Fiat 500 – Die Geschichte

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Diäterfolg

Mit den Diätvorgaben hat es allerdings nicht so recht geklappt. Der Durchschnittsverbrauch von 4,1 Litern klingt gut, ist aber so realistisch wie ein Diäterfolg mit einem Abspeckwundermittel. Mit anderen Worten: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klaffen knapp drei Liter. Trotz des Start-Stopp-Systems, der elektrohydraulischen Ventilsteuerung MultiAir [foto id=“342924″ size=“small“ position=“left“]und Schaltempfehlungsanzeige flossen während unseres Tests durchschnittlich 6,8 Liter durch die Leitungen. Bei den flotteren Autobahnfahrten zeigte der Bordcomputer auch schon mal 8,5 Liter je 100 Kilometer an.

Zugegeben: Auf die Aktivierung des Eco-Modus haben wir weitgehend verzichtet. Zwar behauptet niemand, dass Diäten Freude bereiten sollen, aber muss denn der Eco-Betrieb derartig als Spaßbremse fungieren? Hier reduziert die Fahrzeugelektronik das maximale Drehmoment von 145 auf 100 Newtonmeter und die Maximalleistung wird auf 42 kW/57 PS zurückgenommen. Mit der Folge, dass die gelobte Spritzigkeit weggeregelt ist und Geduld gefragt ist. Aber vielleicht macht das im Sommer ja alles nichts aus: Einfach durch mit weit geöffneten Dach durch die Gegend flanieren und die Sonnenstrahlen genießen. Dann kann man auch die gelungene Retro-Look-Innenausstattung des kleinen Cabrios genießen, selbst wenn oder vielleicht auch gerade weil das Vergnügen nicht gerade günstig ist. In der von uns gefahrenen Lounge-Ausstattung kostet der Fiat 500C mit dem Zweizylinder mindestens 17.700 Euro; eine Klimaanlage, elektrische Helfer für Fenster und Außenspiegel, Lederlenkrad und ein höhenverstellbarer Sitz sind unter anderem inklusive. Weitere Optionen bietet die umfangreiche Individualisierungsliste. Nicht in der Preisliste vermerkt und somit ganz kostenlos dürfte indes der Flirtfaktor sein. Jede Wette, dass man bei Ampelstopps oder auf den Parkplätzen auf die Nähmaschinengeräusche angesprochen wird und so jede Menge neuer Leute kennenlernt? Wer braucht da noch Diäten?

Datenblatt Fiat 500C 0.9 Twinair (Lounge-Ausstattung):
Zweitüriger Kleinwagen mit Stoff-Rollverdeck, vier Sitzplätze
Länge: 3,55 Meter
Breite: 1,63 Meter
Höhe: 1,49 Meter
Radstand: 2,30 Meter
Kofferraumvolumen: 182 – 520 Liter
   
Motor: 0,9-Liter-Zweizylinder-Benziner
Leistung: 63 kW/85 PS
max. Drehmoment: 145 Nm bei 1.900 U/min
0-100 km/h: 11,5 s
Vmax: 173 km/h
Durchschnittsverbrauch: 4,1 Liter
CO2-Ausstoß: 95 g/km
Testverbrauch: 6,8 Liter
CO2-Ausstoß: 161 g/km, Euro 5
   
Preis: ab 17.700 Euro
Fiat 500C 0.9 Twinair – Kurzcharakteristik:
Alternative zu: dem 1,4-Liter mit 73 kW/100 PS-Benziner
Sieht gut aus: vor roten Ampeln und auf Parkplätzen
Passt zu: Menschen, die gern flirten

 

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